Swiss greift in Europa an (Ausgabe 2014-41)

Auf der Kurz- und Mittelstrecke bleibt kaum ein Stein auf dem anderen.

«Es wird ein Kraftakt – aber ein gut durchdachter», sagte Swiss-CEO Harry Hohmeister am Montag. Soeben hatte er der Öffentlichkeit einen von fünf Teilen der neuen Swiss-Strategie «Next Generation Airline of Switzerland» präsentiert: 22 neue Europa-Strecken ab Zürich, dazu die Aufnahme von Genf–Lugano, und das alles per Anfang Sommerflugplan 2015. Für Genf–Lugano greift man (wie schon für Zürich–Lugano) auf Tyrolean Airways zurück, den Rest stemmt man selber. «Aus dem Rückzug aus Basel, einer Optimierung des bestehenden Europanetzwerks inklusive Frequenzreduktionen, sowie den geleasten Embraer-Maschinen von Helvetic Airways ergeben sich neue Kapazitäten von fünf bis sechs Maschinen, die wir für die neuen Strecken einsetzen», so Hohmeister. 

Die Anzahl Europadestinationen steigt damit auf einen Schlag um 50%, die angebotenen Sitzplatzkilometer in Europa nur um knapp 5%. Einige Routen werden saisonal geflogen (siehe Box), die Frequenzen bewegen sich meist zwischen drei und sechs Flügen pro Woche. Ausnahmen sind Leipzig, Graz, Ljubljana und Zagreb (alle täglich) sowie Dresden (12x pro Woche). 

Mit dem Ausbau verabschiedet sich Swiss vom reinen Hub-System und reichert es mit Point-to-Point-Verbindungen an, die auch one-way buchbar sind. «Hub+» nennt Hohmeister das System, mit dem man bereits in Genf Erfahrungen gesammelt hat. Diese stimmen ihn zuversichtlich: «Wir rechnen damit, dass die neuen Strecken innert 24 Monaten profitabel werden.»

Das «Redesign» des Europageschäfts betrifft auch das Kabinenprodukt. Schon ab November 2014 werden die Airbus A320 und A321 umgerüstet. Dank dünnerer Sitze und technischer Optimierungen – die Bordküchen werden weiter ins Heck versetzt – erhöhen sich die Kapazitäten um zwölf Sitze im A320 bzw. 19 Sitze im A321. Die Beinfreiheit in der Economy bleibt dank der Sitzform gleich. In der Business Class soll sie sogar grösser werden. Knapp CHF 1,5 Mio. pro Flugzeug lässt sich Swiss den Umbau kosten.

Da die neuen Strecken mit bestehenden Kapazitäten geflogen werden, wird sich die Zahl der Mitarbeitenden vorerst nicht gross erhöhen. Anders wird es in den Jahren 2016 und 2017 aussehen, wenn die neuen C-Series und Boeing 777 sukzessive angeliefert werden. Insgesamt 1000 neue Mitarbeiter will Swiss in diesen zwei Jahren dann einstellen.

Stefan Jäggi