Swiss/Etihad: Der Streit eskaliert (Ausgabe 2014-43)

Es bleibt nicht bei Rhetorik und Lobbying: Inzwischen bleiben Passagiere wegen des Streits sitzen.

Der innerhalb der Schweiz grassierende Konflikt zwischen Swiss und Darwin Airline, die am Markt als Etihad Regional agiert, spitzt sich weiter zu.

Beide Airlines haben jüngst einen Ausbau ihres Streckennetzes bekannt gegeben – und kommen einander dabei verstärkt ins Gehege. Auf elf Strecken treten die beiden Streithähne demnächst direkt gegeneinander an. Unter anderem auf der Strecke Zürich–Lugano, wo bisher kooperiert wurde. Swiss wird ab dem 1. November mit Dash-8 der Konzernschwester Tyrolean die Strecke bedienen, Etihad Regional fliegt die Strecke weiterhin und neu in Eigenregie. Die Kapazität erhöht sich dadurch um 50%.

Darwin hat inzwischen beim BAZL Einspruch gegen die Tyrolean-Flüge eingereicht. Dass eine Airline mit österreichischem AOC eine innerschweizerische Route langfristig bedienen soll, verstosse gegen Auflagen. Darwins Vorpreschen ist natürlich auch als eine Retourkutsche gegen das Lobbying der LH-Gruppe zu verstehen, die das Verbot diverser Codeshares zwischen Etihad Airways und deren Beteiligungen, darunter Darwin oder Air Berlin, anstrebt. In Deutschland wurden Anfang letzter Woche 34 Codeshares zwischen Etihad und Air Berlin zunächst vom Luftfahrtbundesamt untersagt, nur zwei Tage später allerdings wieder erlaubt. In der Schweiz steht die Neubeurteilung der Partnerschaft zwischen Etihad und Darwin («ownership & control») kurz vor Abschluss; das BAZL wird laut Sprecher Urs Holderegger aber «nicht vor Ende Oktober» eine Stellungnahme abgeben können.

Ein Zurückkrebsen von Darwin ist nicht zu erwarten. Die Aktionäre haben der Beteiligung von Etihad Airways zugestimmt; damit ist der Weg für den arabischen Carrier frei, die 33,3%-Beteiligung zu realisieren. Klar, dass Swiss damit ein Problem hat. Nur hat der Streit inzwischen groteske Züge angenommen: Weil die meisten Flugzeuge von Darwin auf die Marke «Etihad Regional» umgespritzt sind, sah Swiss keine Vertragskonformität und annullierte kurzerhand die noch bis Ende Oktober von Darwin durchgeführten Flüge von Lugano nach Zürich. Die Passagiere mussten auf Züge umsteigen. Der totale Vernichtungskampf ist damit lanciert. Auf Routen nach Lugano, Dresden, Mallorca oder Pristina sind die Überkapazitäten gravierend, verdienen wird vorerst niemand etwas. 

JCR