Vor gut vier Wochen hat Kuoni Schweiz bekannt gegeben, bei der Marke
Helvetic Tours künftig auf eine Preisliste bzw. integrierte Preise zu
verzichten. Über den tagesaktuellen Preis muss sich der Kunde im
Reisebüro, im Internet oder beim Callcenter informieren.
Mittlerweile sind die Kataloge in den Katalogwänden der Reisebüros
ausgestellt, und die Werbekampagne mit dem Spruch «Welchen Preis machst
du mir heute?» ist in vollem Gange. Doch wie reagieren die Kunden auf
dieses Novum?
TRAVEL INSIDE hat nachgefragt bei Nadine Gubbi, Regionalleiterin
Helvetic Tours und Geschäftsführerin der Helvetic-Tours-Filiale
Volketswil: «Tatsächlich ist das Feedback bis jetzt überraschend klein,
die Rückmeldungen, welche wir haben, sind aber durchwegs positiv.» Sie
weiss nur von vereinzelten Reaktionen eher älterer Personen, welche den
preislosen Katalog für nicht gut befunden hätten.
Für ihre Arbeit bedeute der Verzicht auf die Preisliste keine grosse
Veränderung: «Auch weiterhin müssen wir Angebote vergleichen, um dem
Kunden das optimale Angebot offerieren zu können.»
Einen positiven Effekt stellt sie jedoch fest: «Das Wegfallen der
Preisliste ist ein Vorteil für uns, weil der Kontakt zum Kunden
schneller hergestellt ist. Kommt zum Beispiel jemand in die Filiale und
wünscht einen Helvetic-Katalog, weisen wir ihn auf das System der
tagesaktuellen Preise hin, und schon entsteht ein Gespräch. Viele
Kunden fragen, wie es funktioniert und geben uns ein Datum an, worauf
wir sogleich ein erstes Preisbeispiel raussuchen. So sind wir sofort im
Verkaufsgespräch, statt dass der Kunde mit dem Katalog nach Hause geht
und selber rechnet.»
Ob die Kataloge ohne Preise höhere Frequenzen in den Filialen
verursachen, wie sich dies einige Retailer erhofften (siehe TRAVEL
INSIDE Nr. 35), kann Nadine Gubbi nur schwer abschätzen. «Tatsächlich
machen wir mehr Umsatz seit der Präsentation der neuen
Helvetic-Tours-Kataloge.» Doch ist schwer zu eruieren, ob dafür
tatsächlich die preislosen Kataloge, die Werbepräsenz oder einfach die
Konsumentenstimmung verantwortlich sind.
Die Befürchtung einiger Retailer, dass gewisse Kunden nun tagtäglich
anrufen könnten, um nach einer Preisveränderung zu fragen, bestätigt
sich nicht, so Gubbi: «Bis jetzt beobachte ich das nicht. Doch denke
ich, dass die Reaktion des Kunden sehr abhängig ist vom
Verkaufsgespräch. Wir kennen den Markt und können abschätzen, wie sich
die Preise ungefähr bewegen werden. Darum wissen wir auch, dass ein
Angebot nicht plötzlich tausend Franken teuerer wird.»
Nadine Gubbi denkt, dass die Kunden das Prinzip der tagesaktuellen
Preise verstanden haben. Nun sei es an den Reiseberatern, dem Kunden
klar zu machen, dass er dank den Tagespreisen das für ihn beste Angebot
buche, und zwar egal zu welchem Zeitpunkt.
Noch abzuwarten bleibt, was beim Auftauchen der ersten
Last-Minute-Angebote passieren wird. Dafür ist es allerdings noch zu
früh, sind die Angebote des preislistenlosen Helvetic-Tours-Kataloges
doch erst ab 1. November gültig.
Sara Marty
Tagespreise in anderen Märkten
Nicht nur in der Schweiz wird über Tagespreise statt Preislisten
diskutiert. Erst letzte Woche äusserte sich zum Beispiel Norbert
Fiebig, Finanz- und Touristik-Vorstand der Rewe Group, dazu: «Der Trend
geht in Richtung flexible, tagesaktuelle Preise durch einen flexiblen
Einkauf. Auch Rewe will auf diesen Zug aufspringen, sonst fährt er an
uns vorbei.»
CP