Nicht nur Reisebüro-Mitarbeitende, auch Konsumenten haben schon
gestaunt, warum auf einem identischen Flug je nach Buchungsklasse die
in Rechnung gestellten Taxen teilweise massiv unterschiedlich
ausfallen. Dabei variiert nicht etwa nur der Fuel Surcharge, sondern
auch bei den eigentlichen Flughafentaxen (Security, Abflugtaxen usw.)
sind teilweise markante Unterschiede auszumachen. Die nachfolgenden
Beispiele wurden alle am 16. Juni gebucht, für Abflug am 15. Juli und
(wo angeführt) Rückflug am 24. Juli 2009.
Beispiel 1: Air France, ZürichParisNew York und zurück, Klasse L,
kostet CHF 1192 plus 384,50 Taxen. In den Klassen Y und C werden zum
Flugpreis von CHF 3719 bzw. 6113 jeweils identisch CHF 551 erhoben,
also rund 43% mehr. Andrea Awerbug, Commercial Director Switzerland von
Air France, erklärt diesen Unterschied mit marketingtechnischen
Überlegungen: «In den niedrigsten Buchungsklassen erheben wir andere
Taxen, um konkurrenzfähige Preise bieten zu können. Diese Klassen
werden in erster Linie für Promotionszwecke verwendet. Zwischen übriger
Economy, Business und First gibt es keinen Unterschied bei den Taxen.»
Beispiel 2: American Airlines, New YorkLos Angeles, Klasse N, kostet
CHF 154 plus 24 Taxen. In der Klasse F liegt der Tarif bei CHF 2649
plus 211 Taxen, ein Vielfaches von 779%. «Im Domestic-Verkehr ist diese
Praxis seit mehr als zehn Jahren üblich», erklärt Gianni Tronza,
General Manager Switzerland von AA. Im aufgeführten Beispiel sei der
Unterschied allerdings auf einen Regierungsentscheid zurückzuführen:
«Die US-Domestic-Taxe kann mit der Gebühr UK Departure verglichen
werden, die es der Economy Class ermöglicht, substantiell billiger zu
sein als die Premium-Klassen. Wie dem auch sei, die Entscheidung, eine
Gebühr prozentual einzufordern, kommt von der Regierung. Eine solche
Entscheidung zu kommentieren, übersteigt unsere Kompetenzen», so Tronza.
Beispiel 3: Beim Flug ZürichLondonToronto und zurück mit British
Airways fallen in der Economy Class (Y) CHF 443 an Taxen an, in der
Business Class (J) sind es CHF 567 (28% mehr). Katja Selle, Commercial
Manager Central Europa bei BA dazu: «Der Taxen-Unterschied wird hier
durch den Fuel Surcharge hervorgerufen, der je nach Klasse variiert.
Damit wird ein Teil der
Zusatzkosten reflektiert, die ein Premium-Class-Passagier verursacht.
Diese Mehrbelastung wird konstant überprüft, damit unsere Konditionen
wettbewerbsfähig bleiben. Letztes Jahr
wurde sie zweimal gesenkt, zuletzt im Dezember 2008.»
Beispiel 4: ZürichLondon City und zurück mit Swiss. In der Klasse G
werden CHF 159 an Taxen belastet, in der Klasse C sind es CHF 176,50.
Thomas Benz (Marketing Swiss Schweiz) erklärt dazu: «Wir haben es hier
mit Flughafentaxen zu tun. Diese fallen nicht in den Kompetenzbereich
der Fluggesellschaften, sondern ausschliesslich in jenen der Flughäfen.
In Genf oder Zürich sind die Taxen unabhängig von der Kabinenkategorie,
in welcher der Passagier reist. Für einen Flug London CityZürich
hingegen werden in der Economy andere Taxen erhoben als in der Business
Class.»
Für Agenten wird es noch komplizierter, den Kunden bei entsprechenden
Fragen richtig zu informieren. Denn das Verfahren ist bei jeder Airline
wieder anders, aber auch jedes Land, ja sogar fast jeder Flughafen, hat
seine eigenen Spezifikationen. Gianni Tronza bringt die Problematik
trocken auf den Punkt: «Die Taxen sind bekannt dafür, eine komplexe
Thematik zu sein.»
Cédric Diserens/Urs Hirt