Herr Rumpel, soeben hat Google seine Flugsuche auch in der Schweiz lanciert. Interessiert das einen GDS-Betreiber wie Travelport?
Natürlich schauen wir uns solche Entwicklungen und Produkte an. Einen direkten Einfluss auf unser Geschäft hat Google Flights aber nicht; wir sind B2B tätig, die neue Flugsuche hingegen zielt auf Endkunden.
Und indirekt?
Indirekt könnte es einen Einfluss haben, nämlich dann, wenn die Metasuchmaschinen mit den Reisebüros konkurrieren. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass viele Metasearcher auf den ersten Blick attraktive Preise anzeigen, diese Preise dann aber nicht immer buchbar sind.
Befürchten Sie denn nicht, dass ein mächtiges Unternehmen wie Google mit einem solchen Produkt plötzlich auch in den B2B-Markt einsteigen könnte?
Das ist eine berechtigte Frage und für die Zukunft wohl nicht ganz auszuschlies-sen. Technologisch ist heute nichts mehr unmöglich. Aber damit ein solches Kon-strukt funktioniert, braucht es ja immer die Beteiligung mehrerer Mitspieler. Ich glaube im Moment deshalb nicht, dass ein solcher Markteintritt in naher Zukunft geschehen wird.
Unheil drohte den GDS ursprünglich auch vom neuen IATA-Flugdatenstandard NDC. Inzwischen setzt man aber eher auf eine Partnerschaft, oder?
Geplant ist ja ein XLM-basierter Datenstandard, der Flugprodukte differenziert darstellen und schneller auf den Markt bringen kann. Das ist aus unserer Sicht absolut begrüssenswert, und wir sind bei diesem Projekt an Bord. Denn solange es keinen Standard gibt und die Airlines weiterhin ihre Tarife «unbundlen», wird es immer individueller und komplexer. Auf der anderen Seite haben wir viele Anforderungen, die an NDC gestellt werden, bereits in unserer Merchandising-Plattform umgesetzt.
Apropos: Wie ist dort der Zwischenstand?
Beim Aggregated Shopping, also der Vergleichbarkeit von Low-Cost-Carriern mit traditionellen Airlines, sind wir sehr weit. Wir konnten bereits wichtige Billigairlines wie Easyjet, Ryanair oder Air Asia integrieren. Aus Schweizer Sicht sind alle relevanten Airlines dabei.
Für das Rich Content & Branding, also die differenzierte Darstellung der Flugprodukte, haben bereits 89 Airlines unterschrieben und 50 sind live. Dazu gehören u.a. Singapore Airlines, die Langstrecke der Lufthansa, Austrian Airlines und viele andere. Mit Swiss laufen die Verhandlungen.
Und der dritte Pfeiler der Merchandising-Plattform sind die Ancillary Fees. Da werden fortlaufend neue Zusatzleistungen aufgeschaltet.
Eine fehlt aber noch: die Advanced Seat Reservation von Swiss. Amadeus und Sabre haben diese schon im letzten Herbst integriert.
Es ist richtig, dass eine vollintegrierte Lösung bei uns noch aussteht. Sie hätte ursprünglich schon im letzten Sommer im Rahmen eines Updates unserer Smartpoint-Oberfläche lanciert werden sollen; dieses Update hat sich verzögert. Wir werden aber zusammen mit Swiss im kommenden März zu diesem Thema informieren.
SJ