Tochter bleibt Musterknabe (Ausgabe 2009-12)

Chris Probst zu Swiss

Der Lufthansa-Konzern darf sich weiter über die Entwicklung seiner
Tochter freuen. Einen wesentlichen Anteil am Lufthansa-Gewinn trug
nämlich auch 2008 die «kleine» Swiss bei.

Dass es der Swiss weiterhin und insbesondere im schwierigen
wirtschaftlichen Umfeld verhältnismässig gut geht, zeigt die positive
Haltung von CEO Christoph Franz, der sogar für 2009 noch einen Gewinn
erwartet. Die Airline sei gut gerüstet für den an der
Swiss-Pressekonferenz von vergangener Woche oft zitierten «Perfect
Storm». Ein weiteres Indiz für den positiven Gesundheitszustand ist die
Tatsache, dass keine Kürzung des Streckennetzes geplant ist. Im
Gegenteil: Mit Lyon und Oslo kommen sogar neue Destinationen dazu.
Trotzdem wird die Swiss nicht umhinkommen, einzelne, unren-table Flüge
an gewissen Daten oder Perioden aus dem Flugplan zu nehmen oder
kleinere Maschinen als die geplanten einzusetzen.

Wichtig für die Zukunft ist die Modernisierung der Flotte. CHF 2,5 Mia. werden dafür inves-
tiert. Rund die Hälfte dieses Betrags kommt ab Frühling 2009 der
Langstrecke zugute mit den neuen, grösseren Airbus A330-300, welche die
A330-200 ersetzen. Ebenso wichtig ist die Erneuerung der Europa-Flotte:
Um die CHF 1,2 Mia. werden aufgewendet für die neuen Bombardier CSeries
– Swiss ist Launching Customer dieser Neuentwicklung –, welche die
Jumbolino ab 2014 ersetzen. Die Flottenerneuerung ist nicht nur für den
Passagierkomfort wichtig, sondern auch ökologisch und ökonomisch, weil
die modernen Flugzeuge deutlich weniger Treibstoff verbrauchen, leiser
sind, weniger CO2-Emissionen verursachen und sich, im Fall der
Bombardier, auch für sehr kurze Pisten wie London City eignen.

An ihrer Strategie werden die selbstbewussten Swiss-Manager festhalten.
Swiss soll ein Premium Carrier bleiben und nicht aktiv Dumpingpreise
auf den Markt bringen. Trotzdem wird die Swiss preislich auf denjenigen
Strecken mit Konkurrenz reagieren müssen und mit Preisoffensiven
anderer Airlines mithalten. Auch wenn im lokalen Schweizer Markt die
Nachfrage 2009 zurückgeht, hofft Swiss, diesen Rückgang wenigstens
kurzfristig mit mehr Umsteigeverkehr kompensieren zu können.

Sollte die Strategie weiterhin aufgehen und 2009 trotz
Passagierrückgang erneut Gewinn erzielt werden, dann dürfte Christoph
Franz definitiv zum Kronfavoriten für die Nachfolge von Lufthansa-Chef
Wolfgang Mayrhuber avancieren.