Von Mitte 2010 bis heute ist der Kurs des Euro von rund 1.40 auf rund 1.10 Franken gefallen. Damit haben sich die Produkte der Schweizer Exportindustrie, zu welcher auch Outgoing-Reiseangebote gezählt werden, gegenüber den Angeboten in der Eurozone um rund 27 Prozent verteuert. Gegenüber dem Dollar hat sich der Frankenkurs ähnlich entwickelt.
Trotz ihrer unbestrittenen Qualitäten beim Angebot und im Service sehen sich die Schweizer Reiseanbieter damit in eine unangenehme Zange genommen: Zum einen buchen Konsumenten immer mehr Angebote von jenseits der Grenze, zum anderen wird die totale Weitergabe der Währungsvorteile an die Endkunden verlangt.
Nun haben die TOs schon seit Jahren Währungsvorteile an die Konsumenten weitergegeben. Im harten Konkurrenzumfeld ging es gar nicht anders. Das aktuelle Problem liegt darin, dass die Euro-Abwertung dieses Jahr schnell und gross war und entsprechend medial begleitet wurde. Forderungen nach tieferen Preisen liessen nicht auf sich warten. Pauschalpreise, welche über eine Saison hinweg Preisstabilität garantieren, können aber nicht einfach so angepasst werden.
Trotz abermals massiv tieferen Winterpreisen, dank harter Verhandlung und Währungsanpassungen möglich gemacht, ist die Situation nicht ausgestanden. Die tiefen Preise reissen die Umsätze nieder, Saison-Fixpreise haben gegenüber flexibleren Internetpreisen weiterhin einen schweren Stand und es wird weiterhin viel jenseits der Grenze gebucht.
Da kommt die Preisbekanntgabeverordnung (PBV) ins Spiel, das inzwischen grösste Ärgernis der TOs, welche deswegen im Internet oder in Reisebüros nicht in Euro ausschreiben dürfen, im Gegensatz zu ausländischen Anbietern ohne Sitz in der Schweiz, welche das im Internet tun dürfen. Werden die unterschiedlich langen Spiesse in der kommenden neuen PBV beibehalten, hätten die Schweizer TOs ein anhaltendes Problem.
Das könnte Auswirkungen auf die nächste Lohnrunde haben. Aus Sicht des Arbeitnehmerverbands Travailsuisse sollen Schweizer 2012 zwischen 1,5 und 3 Prozent mehr verdienen wobei explizit Unternehmen, welche vom starken Franken besonders betroffen sind, ausgenommen sein sollen. Das lässt den Schluss zu, dass eine neue Lohn-Nullrunde anstehen wird.