Tourismustrends im Südlichen Afrika (Ausgabe 2015-21)

Innovation statt Angst

Oft hört man vom «Geschäft mit der Angst». Im Fall des Südlichen Afrika ist das Gegenteil eingetroffen: Hier führte die Angst dazu, dass eben kein – oder zumindest weniger – Geschäft gemacht wurde. Dass die Angst vor einem Virus, das mehrere tausend Kilometer von der Destination entfernt wütete, den Tourismus zeitweise lahmlegen konnte, zeigt einmal mehr, dass in solchen Situationen rationale Argumente nicht viel nützen. Wer Angst vor Afrika hat, reist nicht hin, Punkt. 

Mit solchen Situationen wird das Südliche Afrika, eigentlich eine sehr stabile und relativ sichere Destination, immer wieder zu tun haben. Die Negativmeldungen aus dem zentralen Afrika werden nie ganz versiegen, und der Süden wird die Konsequenzen oft mittragen müssen. 

Hinzu kommt, dass der dortige Tourismus nicht immer die Unterstützung aus Politik und Wirtschaft erhält, die er verdient hätte. Plötzliche Ankündigungen und häufige Sinneswandel – Beispiel Einreisebestimmungen für Kinder – erschweren den touristischen Unternehmen die Arbeit.

Doch die Touristiker geben mächtig Gegensteuer und versuchen mit vielen Innovationen, sich bemerkbar zu machen. So werden zum Beispiel oft Anhäufungen von Sehenswürdigkeiten zu thematischen Routen zusammengefasst und mit Bus, Auto, Scooter, Bike oder dergleichen befahren. Vor allem aber haben die Anbieter die Nachhaltigkeit und den Fair Trade entdeckt, was ihnen in den Überseemärkten und besonders in der Schweiz viele Sympathien sichern wird. Tourvest gründet eine Reiseleiterakademie, damit der Nachwuchs gesichert ist; Isibindi bezieht die «Local Communities» in ihre Lodge-Projekte mit ein und bietet ihnen Jobs an, während die Gäste in den Genuss von Authentizität kommen; Botswana importiert 100 Nashörner aus Risikogebieten und sichert sich damit die eigene Attraktivität, etc. Auf diese Weise entstehen Win-win-Situationen, die das Überleben des Tourismus im Südlichen Afrika auch in Zukunft sichern werden.

Stefan Jäggi