Griechenland, Portugal, Italien die Liste der Länder, die ihre Fremdenverkehrsbüros in der Schweiz in den vergangenen Jahren geschlossen haben, liest sich wie die Aufzählung der meist gebeutelten Euro-Krisenstaaten. Ins Bild passt auch Ägypten, das seine Zentrale in Zürich vorübergehend oder vielleicht auch endgültig schliesst. Genaueres weiss man nicht.
Der Zustand der Unsicherheit ist recht typisch für das, was alle Beteiligten erleben. Geht ein Büro zu, ist plötzlich die Zentrale in Deutschland mit zuständig für die Schweiz. Doch für die hiesigen TOs, Spezialisten und Reisebüros sind die Ansprechpartner in Frankfurt oder Berlin weit weg. Andersherum ist die Schweiz für die Zuständigen in Deutschland ein kleiner Player, der gerne mal vergessen geht. So kommt es, dass wichtige Destinationen an Schweizer Ferienmessen durch Abwesenheit glänzen. Werbung, Roadshows, Workshops, Presse- oder Studienreisen werden, wenn überhaupt, von Hotelkooperationen, einzelnen Regionen oder Airlines bestritten. Konstante Imagepflege sieht anders aus.
Doch auch die Mitarbeitenden der Ämter selber sind verunsichert. Im Beispielsfall Enit ist 2014 nicht das erste Jahr, in dem aus Rom Umstrukturierungen angekündigt werden. Ein Budget für 2015 gibt es Anfang Dezember noch nicht, alle Beamten können zudem sicher sein, dass sie demnächst ihren Job oder zumindest ihren Status verlieren werden. Kann man unter solchen Vorzeichen gute Arbeit machen? Sicher nicht.
Eine Lösung ist angesichts leerer Staatskassen nicht in greifbarer Nähe. Von staatlicher Seite mehr Planungssicherheit zu fordern, wäre nur ein frommer Wunsch. Bleibt zu hoffen, dass sich die Player in der Schweiz künftig noch besser vernetzen, um ihre Destinationen zu promoten. Und die Mitarbeitenden wackelnder Fremdenverkehrsbüros können nur durch gute Ergebnisse und den dazugehörigen Enthusiasmus überzeugen. Eben dieser ist einigen in letzter Zeit merklich abhandengekommen.
Stephanie Günzler