Transhotel vor dem Konkurs (Ausgabe 2014-42)

Zu viele Fische im Teich

Die Grupo Transhotel ist am Boden. Selbst wenn in den nächsten drei Monaten der unwahrscheinliche Fall eintreffen sollte, dass sich ein Investor findet, wäre es wohl zu spät. Der Schaden ist angerichtet, die Buchungseingänge auf null gesunken, das Vertrauen weg. Die Mitarbeiter in der Schweiz schauen sich bereits nach neuen Jobs bzw. neuen Mandaten um.

Der «Vor-Konkurs» kommt nicht überraschend. Beim spanischen Konzern kriselt es finanziell schon länger, ausgelöst unter anderem durch diverse Insolvenzen von Partnern während der Finanzkrise. Die hausinternen Probleme schlugen irgendwann auch aufs Produkt durch. Da Transhotel mit den Zahlungen in Verzug geriet, verloren sie Partner und gute Deals und waren dadurch betreffend Hotelauswahl und -preise nicht mehr voll konkurrenzfähig. Aus Agentenkreisen hört man dazu von kurzfristigen Hotelannullationen und wenig motiviertem Personal in Spanien.

In einem knallharten Markt wie demjenigen der Bettenbanken macht sich dies sofort bemerkbar. Die Konkurrenz ist riesig und die Produkte austauschbar. Sobald die Agenten nicht mehr zufrieden sind, können sie sich rasch und einfach bei einem anderen Anbieter bedienen. Dadurch drehte sich die Abwärtsspirale bei Transhotel immer schneller.

Ob Transhotel der letzte Konkurs bei den Bettenbanken war, darf bezweifelt werden. Zwar gehört diese Spezies definitiv zur neuen Reisewelt: online angesiedelt, vollautomatische Abwicklung, x-tausend Optio-nen, mit anderen Produkten dynamisch und flexibel kombinierbar. Doch genau diese Eigenschaften rufen auch zahlreiche neue Mitbewerber auf den Plan, die alle mehr oder weniger dasselbe anbieten. Dazu kommt, dass viele Portale direkt auf den Kunden zielen und B2B-Anbietern wie Transhotel damit das Wasser abgraben. Und dass viele grosse Veranstalter inzwischen eigene Bettenbanken haben, die sie dann natürlich bevorzugen. Die Konsolidierung im Bettenbank-Markt hat wohl erst angefangen.

Stefan Jäggi