TTW 2011 in Genf und Zürich (Ausgabe 2011-43)

Analog zum Branchenzustand: ein Fazit mit Licht und Schatten

Die grösste unabhängige Schweizer Reisebranchen-Plattform TTW – nach 35 Jahren erstmalig regional in Genf und Zürich aufgestellt – besteht aus diversen Elementen, hier die Fakten dazu:

1.
TRAVEL STAR: Der renommierte Award-Event bildete auch in diesem Jahr vor 450 Touristikprofis eine mehr als gelungene TTW-Rahmenveranstaltung.

2.
TTW-Content-Programm: Das «Herzstück» des TTW war in Zürich mit über 700 Teilnehmenden an drei Seminar- und vier Kongressthemen sehr gut besucht, die Qualität der Foren wurde mehrfach als «hervorragend» taxiert. In Genf nahmen 390 Personen am TTW Content (zwei Seminare, zwei Kongresse) teil.

3.
Trainee Program: Aus- und Weiterbildung sowie Incentive für den Branchennachwuchs (über 200 Lernende in Genf und Zürich): erfolgreich, beliebt und geschätzt.

4.
Medien: Im Dienste der ganzen Reisebranche wurden zwei Medienkonferenzen mit grossem Erfolg und nachhaltigem Echo abgehalten. In Genf erschienen über 80 und in Zürich über 110 Medienschaffende.

5.
Networking-Events: Sowohl der traditionelle TI-Europcar-Apero (400 in Zürich) als auch die TTW Night presented by Kuoni (700 in Zürich) erzielten sehr hohe Teilnehmerzahlen.

6.
Ausstellung: Flächenmässig waren beide TTWs ein voller Erfolg: Genf mit über 100 Ausstellern auf 2300m2 und Zürich mit 137 Ausstellern auf 3780m2 Fläche brutto.

7.
Besucher: Insgesamt erreichten die Zahlen in Genf (1923) und Zürich (3106) zusammengezählt 5029 Teilnehmende. Das ist nicht überwältigend und liegt auch etwas unter dem Vorjahr.

So viel zu den Fakten, nun zu den «Soft-Faktoren»: Berücksichtigt man die allgemeinen Branchenumstände, sind diese Besucherzahlen wiederum sehr gut. Denn der TTW ist ein Sinnbild des Zustandes der gesamten Reisebranche, in der es derzeit nicht besonders rosig ausschaut.

Und so stellt sich die Frage nach den realistischen Erwartungen. Viele Aussteller waren mit ihrem Auftritt zufrieden, andere enttäuscht, teils auch zu Recht. Wie an allen Ausstellungen gibt es aktive und passive Aussteller, aber leider auch bessere und weniger vorteilhafte Standorte sowie meist einen schwächeren zweiten Messetag. Die Frage ist stets die gleiche: Wann ist eine Messe erfolgreich, bei wie vielen Besuchern, bei welcher Qualität der Gespräche und Besucher? Die Antwort darauf ist sehr individuell und oft auch emotional gefärbt. Wichtig sind eine faire Beurteilung und auch ein korrekter Vergleich mit anderen Events bezüglich finanziellen und personellen Aufwands.

Die Rolle der G3: Die Schweizer Reisebranche wird von den G3 (Hotelplan, Kuoni und TUI Suisse) dominiert. Diese Unternehmen sind gleichzeitig die grössten klassischen Tour Operators und dirigieren zusammen die meisten Reisebürofilialen. Diese Konstellation gibt es in dieser Konzentration nur in der Schweiz. Nun geht es diesen G3 im TO-Geschäft alles andere als gut. Gerüchte wollen gar von einem Umsatzrückgang von bis zu 40% wissen. Nicht nur die G3, die gesamte Branche steht mitten in einem totalen Umbruch.

Der TTW ist logischerweise von den G3 sehr stark abhängig. Nachdem diese dem Standort Montreux abgesagt und eine Regionalisierung auf Zürich und Genf – möglichst mit einer B2C-Anbindung – gefordert hatten, haben sie sich aufgrund der katastrophalen Marktlage, gepaart mit der Euro-Krise, auch das TTW-Engagement neu überlegt. Während sich von den G3 Kuoni mit dem Engagement der TTW Night und mit der Bestückung eines Standes (Kuoni Connect) moralisch gegenüber der Branche erkenntlich zeigte, glänzte TUI Suisse als TO am TTW durch Abwesenheit. Das Fernbleiben als Aussteller ist zwar legitim, jedoch nützt dies dem Ansehen der Schweizer Reisebranche gerade im Ausland sehr wenig, wurde doch das Fehlen der G3 nicht nur bedauert, sondern auch bemängelt – übrigens auch von den heimischen unabhängigen Reisebüros.

Der kriselnde Hotelplan, der seine TTW-Absenz bereits zu Beginn des Jahres intern wie extern kommuniziert hatte, nahm weder als Aussteller teil, noch delegierte HP seine Verkaufsmitarbeitenden. Dies kommt de facto einem Boykott oder einer Branchenverweigerung gleich; die HP-Geschäftsleitung will dies jedoch so nicht verstanden wissen. Unverständlich hingegen ist das Verbot für die Hotelplan-Lernenden zur Teilnahme am traditionellen SRV-TTW Trainee -Program, welches übrigens ein voller Erfolg war.

Man kann natürlich eine B2B-Plattform wie den TTW locker kaputtschreiben (Social Media) oder schlecht-reden. Nur, wirklich nützen tut dies niemandem. Anderseits wird und muss sich der Veranstalter – TRAVEL INSIDE (Primus Verlag AG) hat den TTW per 2011 zu 100% übernommen – jegliche Kritik anhören und entsprechend darauf reagieren. Und es gibt in der Tat einiges an Verbesserungspotenzial. Der TTW ist eine Plattform für die Branche, wo man sich austauscht, wo man mitdiskutiert und lernt: für die unabhängigen Retailer und hoffentlich im kommenden Jahr auch vermehrt mit den G3-Reiseprofis sowie -deren Filialmitarbeitenden.