Vor Kurzem empfing Turkish Airlines (TK) eine Schweizer Delegation an
ihrem Hauptsitz in Istanbul. Im Gespräch mit CEO Temel Kotil zeigte
sich schnell, dass die Airline auch im Krisenjahr 2009 nicht an ein
Ende des Wachstums glaubt.
Innerhalb der Vereinigung der Europäischen Fluggesellschaften (AEA) ist
Turkish Airlines gemäss Kotil die am schnellsten wachsende und mit
einem durchschnittlichen, jährlichen Marktanteil von ca. 8% die
viertgrösste europäische Fluggesellschaft. Im 2008 wurden insgesamt
22,6 Mio. Passagiere transportiert und für 2009 liegt das angestrebte
Ziel bei 26,8 Mio. Fluggästen. Doch auch TK scheint die Krise zu
spüren. Einerseits schliesst Kotil nicht aus, dass diese
Passagierzahlen im 2009 nicht erreicht werden, andererseits ist der
Yield während der Krise um 16% geschrumpft. Durch Kosteneinsparungen in
gleicher Höhe konnten diese Einbussen jedoch ausgeglichen werden.
Das Ziel von Kotil ist klar: TK soll die grösste Airline Europas
werden. Im 2010 trete man darum aggressiv auf, kündigt der CEO an. Mit
mehr Frequenzen und mehr Flugzeugen bis Ende 2011 stossen 12 Airbus
A330 sowie 12 Boeing B777 zur Flotte werden 20 Prozent mehr
Sitzplätze angeboten. Und gefüllt, wie Kotil betont.
Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren der Airline ist die Position des
Heimflughafens. Durch die strategisch gut gelegene Lage Istanbuls
können viele Destinationen mit Narrowbody-Maschinen angeflogen werden.
Dadurch sollen die Kosten für Europa-Flüge bei TK, so der CEO, viermal
tiefer liegen als bei den Golf-Carriern.
Entsprechend betrachtet Kotil Europa als wichtigsten Markt von Turkish
Airlines. In dieser Region fliegt TK heute 57 Destinationen an. Zudem
fokussiert TK auf Europa, da in diesem Markt gemäss Kotil rund 27
Prozent des weltweiten Airline-Business mit einem Volumen von USD 125
Mia. generiert werden. Verglichen damit hinterlässt Turkish auf dem Weg
vom Westen über den Atlantik eher kleine Spuren: Nach Amerika bietet
die Airline mit New York, Chicago, Toronto und Sao Paolo lediglich vier
Destinationen an.
Zürich ist gemäss Kotil ein wichtiger Hub für TK und man plane, die
zwei täglichen Verbindungen ZürichIstanbul um eine dritte zu
erweitern. Gleiches gilt für Genf. Aber auch andere Airlines, oftmals
aus dem Billigsektor, buhlen um die Strecken zwischen der Schweiz und
der Türkei. Dem CEO bereitet diese Konkurrenz allerdings nur wenig
Kopfzerbrechen: «Sicherlich, jeder zusätzliche Carrier beeinflusst uns.
Wir siedeln uns jedoch in einem höheren Segment an und überlassen den
Low-Cost-Markt den anderen.» Zudem sei es Nonsens, Wettbewerb nur auf
den Preis zu reduzieren, denn Marke, Qualität und Sicherheit seien
weitaus wichtiger.
Simon Benz, Istanbul



