Während sich die Reisebüros, welche mit Galileo, Sabre oder Worldspan
arbeiten, mehr oder weniger entspannt zurücklehnen können auch nach
dem 1. Oktober können sie alle Tarife von Swiss (LX) und Lufthansa (LH)
ohne Gebühren buchen müssen Amadeus-Büros mit einem höheren Aufwand
rechnen. Weil Amadeus die acht Franken pro Segment übernimmt, entstehen
zwar keine direkten Kosten, allerdings sind die komplizierteren
Prozesse nicht gratis. Diese befristete Regelung ist alles andere als
eine Lösung für die Amadeus-Büros.
Die steigenden Prozesskosten sind in früheren Stellungnahmen der
Reisebüro-Verbände jeweils hart kritisiert worden. Es ist deshalb schon
erstaunlich, dass der Schweizerische Reisebüro-Verband (SRV) nun den
Amadeus-Entscheid als positive Nachricht bezeichnet und diesen Schritt
begrüsst, ohne dass auf die komplizierten Prozesse eingegangen wird.
Der Hass auf LX und LH zumindest auf einzelne Exponenten der Airlines
scheint beim SRV so gross geworden zu sein, dass man sich nun
ziemlich deutlich auf die Seite von Amadeus schlägt. Der SRV hat sich
immer dagegen gewehrt, als Spielball im Streit zwischen den Parteien
missbraucht zu werden. Doch genau dazu hat sich der SRV nun bewegen
lassen, indem er sich ungewohnt positiv zu Amadeus äussert.
Ob sich der SRV damit auf die Seite des «good guy» gestellt hat, darf
sehr bezweifelt werden. Travelport immerhin Marktleader in der
Schweiz und Sabre haben es geschafft, mit Swiss und Lufthansa eine
Einigung zu erzielen. Die Details in den neuen Verträgen kennt man zwar
nicht, es ist allerdings davon auszugehen, dass Amadeus ähnliche
Voraussetzungen hatte wie die anderen GDS und einen ähnlichen
Verhandlungsspielraum gehabt hätte.
Etwas unglaubwürdig scheint der Vorwurf von Amadeus an Swiss und
Lufthansa zu sein, diese seien nicht bereit zu verhandeln gewesen.
Wieso sollen die Airlines zu Verhandlungen mit Travelport und Sabre
bereit gewesen sein, aber nicht mit Amadeus? Dies ist kaum
nachzuvollziehen.
Es ist für die Schweizer Amadeus User zu hoffen, dass sich in den
kommenden drei Monaten doch noch eine Lösung zwischen den
Streitparteien ergibt. Der Druck ist insbesondere in Deutschland, wo
Amadeus klarer Marktleader ist, sehr gross. Und dort müssen die
Amadeus-Büros bereits seit Dienstag mit den neuen, komplizierten
Abläufen leben.