Die Airline-Welt beinhaltet verschiedene Business-Modelle, wobei sich je nach Modellart unterschiedliche Kundenstrukturen und Wachstumsszenarien ergeben. Die Frage, welches Airline-Business-Modell erfolgreich in die Zukunft fliege, war darum auch Thema am Airline Congress, der im Rahmen des TTW in Montreux stattfand.
Grundsätzlich standen sich verschiedene Airline-Modelle gegenüber. «Wir sind ein Langstrecken-Fullservice-Carrier», sagte Jürg Müller, Country Manager Schweiz von Emirates Airlines. Eine grosse Rolle spielt dabei der Hub in Dubai. Auch für British Airways (BA) sind die Hub-Verbindungen von grosser Wichtigkeit: «Wir leben stark vom Connecting Traffic via London», so Katja Selle, Regional Commercial Manager Central & East Europe. Hingegen hat sich Edelweiss Air laut CEO Karl Kistler dem Leisure-Verkehr verschrieben. Air Berlin engagiert sich in einem Hybrid-Modell sowohl im Linien- als auch im Leisure-Verkehr. «Ob dieses Modell wirklich das Gelbe vom Ei ist, wird sich noch zeigen», sagte Stefan Gutknecht, Director Sales Switzerland von Air Berlin. Über ein wiederum ganz anderes Modell verfügt Easyjet, als klassischer Low-Cost-Carrier.
Andere Modelle zwar, aber die Themen, welche die verschiedenen Airlines bewegen, zum Beispiel das Unbundling, bleiben dieselben. «Das Unbundling hat Grenzen», erklärte Stefan Gutknecht. «Ein inbegriffenes kleines Essen ist in Ordnung, aber grosse Gepäckstücke sollten bezahlt werden. Grundsätzlich ist es eine Frage des Masses. Was Ryanair in dieser Hinsicht betreibt, ist reines Marketing.» Für Thomas Haagensen, Regional General Manager Northern Europe von Easyjet, stellt sich dabei eine zentrale Frage: «Warum soll ein Kunde für das Gepäck der andern bezahlen?» Für Edelweiss-Air-CEO Karl Kistler ist die Thematik letztlich eine Frage der Gerechtigkeit, denn der Kunde sollte nachvollziehen können, was das Angebot beinhaltet. «Der Kunde lässt sich aber nicht für dumm verkaufen. Er kann sich selbst ausrechnen, was ein Ticketpreis beinhaltet.»
Die Preisentwicklung betrachten die Akteure aus einem andern Blickwinkel. «Die Tarifentwicklung hängt stark mit der Kostenentwicklung zusammen. Die Kostensituation zeigt sich derzeit wieder stabiler», sagte Jürg Müller. Für Stefan Gutknecht steht fest, dass sich der Ticketpreis letztlich durch die Regulierungen und Auflagen definiert. «Das Thema Angebot und Nachfrage muss mit dem Yield gewinnbringend gemanagt werden», fügte Karl Kistler an. Dabei wurde Edelweiss Air vor Kurzem unterstellt, dass die TOs die Flugplätze zu Fixpreisen einkaufen und sofort von der Airline unterboten würden. «Ich entschuldige mich bei den Kunden, die das Gefühl haben, dass dies so ist», so der Edelweiss-CEO. Katja Selle ist sich sicher, dass die Preise nicht mehr das Niveau der Vorjahre erreichen werden.
Selle ist ferner der Überzeugung, dass eine Fluggesellschaft flexibel und innovativ bleiben muss, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Dies deckt sich letztlich mit der Erkenntnis aus dem der Podiumsdiskussion vorangegangenen Keynote-Referat von Swiss-CCO Holger Hätty. Er stellte die Modelle der Legacy- und der Low-Cost-Carrier gegenüber und kam zum Schluss, dass eine Annäherung stattfindet und die Überschneidungen der Kundensegmente zunehmend grösser werden. Legacy Airlines müssen und werden sich demnach zunehmend im Massenmarkt etablieren und die Low-Coster erschlies-sen höhere Kundensegmente, z.B. Geschäftsreisende. Die von Easyjet kürzlich angekündigten flexiblen Tarife, die vor allem auf den Geschäftsreisemarkt abzielen, zeigen eine entsprechende Tendenz.
Simon Benz
Allianz-Beitritt: ja oder nein?
British Airways ist bereits Mitglied der Oneworld-Allianz und Air Berlin ist auf gutem Wege dorthin. Für Easyjet steht die Allianzzugehörigkeit laut Thomas Haagensen derzeit nicht zur Debatte, ebenso hegt Edelweiss Air diesbezüglich keine Absicht, zumal die Zubringer laut Karl Kistler von Swiss gewährleistet werden. Auch Emirates setzt, zumindest heute, laut Jürg Müller noch auf den Alleingang: «Solange gewinnbringendes Wachstum noch alleine bewerkstelligt werden kann, wird sich an diesem System nichts ändern. Aber: Wir haben nur wenige Freunde in der Branche, gewisse Partnerschaften wären eventuell lukrativer als ein Alleingang.»
BNZ