Auch dieses Jahr starteten die Redaktoren aus dem Primus Verlag wieder auf die Sommerleute-Tour und besuchten an sechs Tagen insgesamt 72 Büros im Wallis, in Graubünden, Fribourg, Zug, Thurgau/Winterthur sowie in Uri und Schwyz. Die Gespräche mit den Reiseprofis förderten auch verschiedene interessante Themen zutage.
Während in den Vorjahren die deutschen TOs als Konkurrenz für die Schweizer Veranstalter bezeichnet wurden, scheint dies heute auch in grenznahen Kantonen kein Thema mehr zu sein. Allerdings stellen die Reisebüros generell fest, dass die Markentreue der Kunden abgenommen hat. Hingegen werden Marken vermehrt gemieden, falls der Kunde schlechte Erfahrungen gemacht hat. Ausschlaggebend für eine Buchung, so stellen viele Reisebüros fest, ist heute der Preis. Doch auch wenn sich einige der Branchen-Profis über diese «Billig-Mentalität» aufregen, ist man sich allerorts bewusst, dass sich die gewachsene Preissensibilität kaum mehr unterbinden lässt.
Für die Reisebüros, vor allem für die kleineren, sind das Netzwerk und die Stammkundschaft ausschlaggebend für ein gutes Geschäft. Thomas Misteli (Mosquito Travel Lounge Chur) erklärte beispielsweise, dass man bei Laufkundschaft eine Buchungsquote von rund 50% hat, während diese bei der Stammkundschaft annähernd 100% betrage. Vorteilhaft für die Kleinstreisebüros ist dabei sicherlich auch die technische Entwicklung. So ist es heute problemlos möglich, von verschiedenen Orten, sei es vom Büro oder auch von zu Hause aus, auch ohne teure Internet-Standleitung auf die Systeme zugreifen zu können und den Kunden einen optimalen Service zu bieten.
Ein brisantes Thema bleibt die Partnerschaft mit den Airlines, wobei vielerorts schon gar nicht mehr von einer Partnerschaft gesprochen wird. Und auch der Kontakt zu den Fluggesellschaften werde, so hiess es, stets schwieriger. Als Ursache dafür sehen die Retailer die Tatsache, dass die Schweizer Airline-Vertretungen zunehmend von ihren Headquarters gesteuert werden und selber weniger Entscheidungsmacht besitzen. Dennoch ist die Grundstimmung in den Reisebüros gut und auch über zu wenig Arbeit beklagten sich bei den Besuchen der TI-Redaktoren nur die allerwenigsten. Das schlechte Frühlingswetter spielte ihnen dabei sicherlich in die Hände, wobei natürlich auch ferienbedingte Abwesenheiten ihren Teil zu den Pendenzenbergen der Daheimgebliebenen beitrugen. Aber wer weiss, nachdem auch die letzten Schweizer ihre Sommerferien noch kurzfristig gebucht haben, blieb den Reise-Profis in den letzten Tagen der Schulferien ja vielleicht doch einmal Zeit für ein kühlendes Glace in der Sommerhitze.
Simon Benz