Suchen einige Airlines in den aktuell härteren Zeiten wieder mehr Nähe zum Agentenvertrieb? Marcel Herter, Leiter Hotelplan Ticketxpress, erklärt: «Wir stellen fest, dass einige Fluggesellschaften den in Zeiten des Wachstums oft geschmähten Vertrieb über Reisebüros wieder entdeckt haben und vermehrt Nähe und Präsenz zum stationären Vertrieb suchen. Der intensivierte Kampf um Marktanteile in Verkehrsgebieten mit Überkapazitäten und der verstärkte Konkurrenzkampf wegen den raueren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind deutlich spürbar.»
Marc Zinniker, Leiter Kuoni Ticketshop, hält fest: «Ein grösseres Entgegenkommen seitens der Airlines im Vertrieb ist bei uns nicht spürbar. Es ist aber richtig, dass gewisse Airlines bei unseren Filialen wieder etwas mehr Präsenz zeigen.» Von einigen Reisebüros wird dieser Sachverhalt bestätigt. Es wird auch von versteckten Provisionszahlungen berichtet, wozu sich jedoch niemand öffentlich äussern will.
Wichtig sind die Reisebüros für Airlines nicht zuletzt aufgrund der von ihnen generierten Daten, welche eine wichtige Planungsgrundlage sind. Airlines beziehen solche Daten in Form von MIDT (GDS-Produkte), Paxis oder DDS (IATA) oder neu über Esmash, ein Produkt der in Barcelona ansässigen Firma Accelya. Das Brisante: Während MIDT und Paxis direkt dem europäischen «CRS Code of Conduct» unterstellt sind, können die Daten von Accelya frei erworben werden.
Der Vergleich der Datensätze erlaubt Rückschlüsse auf Firmenkunden. Das Accelya-Produkt Escan z.B. bietet Ticketinformationen, wo Agentenverkaufsdetails auf Level des Flugcoupons veröffentlicht werden was TMCs in Rage versetzt.
Accelya kümmert sich um diverse von der IATA an sie ausgelagerte BSP-Prozesse. Die IATA, um Zustimmung der Reisebüros für Paxis besorgt, distanziert sich nun von Accelya: «Das sind keine IATA-Produkte, wir verdienen nichts daran», so Sprecher Chris Goater.