Offener Brief an den Swiss-CEO (gekürzt)
Sehr geehrter Herr Hohmeister, die Schweizer Reisebranche und die Swiss haben eine gemeinsame Geschichte. Ungern erinnere ich mich an das Grounding der Swissair im Oktober 2001. Was dabei zuweilen vergessen geht, ist die Tatsache, dass die Verantwortlichen der neuen Fluggesellschaft in der Startphase nicht müde wurden, an die Solidarität der Reisebranche mit der damals noch jungen Airline zu appellieren. Um möglichst schnell vom Nimbus des Bankrotteurs wegzukommen, wurde die Reisebranche gerne als Botschafter für die wiederzugewinnenden Kunden eingespannt. Die Swiss ist heute ein solides Unternehmen und ich denke, einen Teil dieses Erfolges darf man durchaus Ihren Hauptvertriebspartnern, nämlich den vielen kleinen und grossen Reisunternehmen in der Schweiz, zuschreiben.
Ich betrachte die Fluggesellschaften als integrierten Bestandteil der Reisebranche. Ohne das eine funktioniert das andere nicht. Der jüngste Entscheid der Lufthansa-Gruppe lässt den Verdacht aufkommen, dass man das bei Ihnen nicht so sieht. Dieser Verdacht wird durch die Kurzfristigkeit der einzuführenden Massnahme per 1. September 2015 weiter erhärtet. Ich bin mir bewusst, dass es bei der Thematik um viel Geld geht. Was sind schon 16 Franken pro Ticket im Vergleich zu den Millionenbeträgen, die Sie angeblich jährlich den GDS berappen müssen?
Fakt ist, dass Sie damit ungleiche Spiesse schaffen. Die Ankündigung von letzter Woche reiht sich ein in eine lange Serie von Eindrücken, dass die früher so heraufbeschworene Solidarität von Ihrer Airline mit Füssen getreten wird. Gestrichene Kommissionen, lächerlich tiefe Flugtarife mit einstelligen Frankenbeträgen, dafür über Jahre angehäufte Kerosinzuschläge, die, weil man es nicht mehr erklären kann, in «International Surcharges» umgetauft werden; Callcenter, bei denen man zur Kasse gebeten wird, um womöglich noch ein Problem gelöst zu bekommen, das einem die Fluggesellschaft selber eingebrockt hat; ADMs, wo man als Belasteter zuerst mal den Beweis antreten muss, dass der Fehler bei der Airline liegt und nicht umgekehrt. Diese Beispiele sind nicht abschliessend und die Liste ist lang. So sind die 16 Franken genau das, was zum «Jetzt reichts» führt. Man muss annehmen, dass Sie die Reisebüros und -veranstalter als Störfaktor in Ihren zu optimierenden Geschäftsprozessen betrachten, die es zu umgehen gilt …
Wir nehmen die Zusammenarbeit nicht mehr als partnerschaftlich wahr, son-dern sie verkommt mehr und mehr zu einem Bittsteller- und Almosenverteiler-Verhältnis. Unsere Branche hat sich mittlerweile unerklärlicherweise damit abgefunden, für die Airlines immer mehr Aufgaben zu erledigen, ohne dafür ein Entgelt zu bekommen, das diesen Namen auch verdient. Wenn man uns jetzt laufend noch weitere Hindernisse, wie Rückschritte ins technologische Steinzeitalter, Abschaffung der Preisparität, etc. in den Weg legt, dann besteht Gefahr, dass Solidarität plötzlich anders interpretiert wird.
Es wurden meines Wissens von Seiten der Swiss nie konkrete Bemühungen unternommen, die Reiseunternehmen in den Entscheidungsprozess bezüglich GDS-Gebühren mit einzubeziehen. Dies ist für uns keine neue Erfahrung. Entweder werden wir gar nicht erst vorzeitig über wichtige Veränderungen informiert oder es wird uns für allfällig notwendige Anpassungen (insbesondere in der IT) zu wenig Zeit eingeräumt. Dass die Reisebranche auf hochleistungsfähige Systeme angewiesen ist, die einfache und schnelle Prozesse erlauben, muss Ihnen bekannt sein. Dass dies im konkreten Fall mit der vorgeschlagenen Lösung nicht möglich ist, ebenso. Webbasierte Buchungsprozesse ohne direkte Anbindung an unsere Systeme sind nicht praktikabel und lassen den Eindruck entstehen, dass Sie uns als rückständig betrachten und nicht ernst nehmen.
Ich fordere Sie auf, auf Ihren Entscheid zurückzukommen und das Problem direkt mit den GDS-Firmen zu lösen, ohne dass die Reisebranche in corpore die Chose ausbaden muss. Die Preisparität bei Buchungen über Ihre Website und die GDS muss bestehen bleiben. Die beschönigende Stellungnahme von Herrn Binkert in der Fachpresse, dass die Gebühren nicht den Reisebüros belastet würden, sondern den Kunden, ist Augenwischerei, weil dieses Vorgehen zu einer eklatanten Wettbewerbsverzerrung führt.
Ich kann nicht für andere schreiben, aber wir von Hotelplan Suisse sind uns bewusst, dass ein so wichtiger Lieferant wie die Swiss und die weiteren Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe nicht einfach zu ersetzen sind. Das wissen Sie, und ich unterstelle Ihnen das entsprechende Kalkül bei gewissen Entscheidungen. Man könnte das auch als die «Arroganz des Marktleaders» bezeichnen. Wir werden also weiterhin auf eine Zusammenarbeit in irgendeiner Weise mit Ihrer Firma angewiesen sein. Wo nötig sind wir auch bereit, unseren Beitrag zu leisten, wenn es um Investitionen in technologische Lösungen geht.
Die Motivation an der kommerziellen Zusammenarbeit hat jedoch mit diesem erneuten Schlag in den Bauch einen beunruhigenden Tiefpunkt erreicht. Wir haben uns deshalb entschieden, bis auf weiteres die Zusammenarbeit auf das Notwendige zu be–
schränken, wobei wir selbstverständlich vertragliche Vereinbarungen wo immer möglich einhalten.
Als Ausdruck unseres Unmutes und als Zeichen der Solidarität mit der Branche haben wir unsere Mitarbeitenden von Workshops, welche von der Swiss in diesen Tagen angeboten werden, wieder abgemeldet. Wobei wir gewillt sind, allfällige Konsequenzen zu tragen. Ihre Firma hat sich freundlicherweise zu einem Sponsoring an unserem 80-Jahr-Jubiläum von Hotelplan bereit erklärt. Hier setzen wir ebenfalls ein Zeichen und verzichten auf Ihren Beitrag. Wir können es aus heutiger Sicht nicht vertreten, unseren Mitarbeitenden zu erklären, warum ausgerechnet eine Fluggesellschaft am Jubiläum als Sponsor zugegen ist, die uns nicht die gebührende Wertschätzung entgegenbringt. Des Weiteren werden wir sämtliche rechtlichen Mittel prüfen, um gegen den Entscheid anzukämpfen.
Ein schon seit längerem für den 29. Juni 2015 geplantes Treffen zwischen Ihnen und Exponenten der Reisebranche inklusive SRV böte die ideale Gelegenheit, die Wogen zu glätten und mit einem konstruktiven Lösungsvorschlag auf die Branche zuzugehen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass man sich noch gütlich einigen kann.
Pfui Swiss und Lufthansa! Zuerst schleimt man sich mit Meilensammel-Tricks an unsere Kunden(-Daten) heran. Dann sucht man Tricks, damit die Guthaben dem Passagier möglichst nichts bringen (und die Airline nichts kosten). Und man erhöht die Nebenkosten derart, dass sich die Provisionen an Reisebüros mehr als halbieren. Später streicht man diese Provisionen bis auf null. Dann, wenn etwas Unangenehmes passiert, erinnert man sich plötzlich an das Reisebüro, damit es die Mehrarbeit kostenlos ausbügelt. Und jetzt auch noch bezahlen, wenn man seine Arbeit auf einem alles zusammenfassenden System (GDS) erledigt. Man stelle sich vor, wenn jede Airline die gleiche billige Masche hätte und wir fortan jeden Kunden resp. jede Airline auf irgendeiner anderen Webseite buchen müssten. Diese letzte Schnaps-Idee zeugt von immer weniger Branchenverständnis, Profitgier und Billigairline-Charakter. Wie weit und wie lange wollen wir das zulassen, liebe Kolleginnen und Kollegen? Es liegt allein an uns, solche Tickets noch zu verkaufen oder eben nicht mehr. Airlines, die noch faire Provisionen bezahlen, kundenfreundliche Check-ins betreiben und am Telefon ohne Zusatzkosten erreichbar sind, müssen wir unbedingt bevorzugen.
René Mühlheim, Flugexpress Ticketshop Solothurn
Mögliche Aktionen besprechen
Enttäuschung und Wut dies sind meine ersten Reaktionen auf diesen Entscheid. Ich finde es schade, dass die Schweizer Reisebranche von ihrem Home-Carrier für dessen Unterstützung bestraft wird. Von Partnerschaft und fairen Konditionen kann keine Rede mehr sein. Ich hoffe sehr, dass hier noch nicht alle Würfel gefallen sind und die Verantwortlichen endlich begreifen, dass sie durch einen respektvollen Umgang mit uns Reisebüros ihre Investitionen nachhaltig einsetzen könnten. Trotzdem lassen wir uns nicht unterkriegen und werden auch diese «Hürde» irgendwie meistern, sollte sie uns tatsächlich ab September den Weg versperren. Ich bin gespannt, mich mit meinen Branchenkollegen der TWD-Gruppe auszutauschen und mögliche Aktionen zu besprechen.
Marcel Heggli, Heggli Reisen weltweit Kriens
Kunden müssen Busse zahlen
Wow! Die LH-Gruppe hats wirklich geschafft. Ihre Produkte sind jetzt so gut, dass die Kunden sogar bereit sind, eine Busse zu bezahlen, wenn sie wie bis anhin an ihrer vertrauten Vertriebsstelle festhalten möchten. Gratuliere.
Reto Kuratli, Bernhard Reisen Goldach
Fluggäste werden vollgemüllt
Ein weiterer Schritt der Swiss Richtung Low Cost Airline. Der Kunde wird weg vom Reisebüro (on- und offline) auf die Homepage der Swiss genötigt, damit die Airline möglichst viele Daten vom Passagier bekommt. Dann wird der Fluggast zum Geburtstag, Mutter-/Vatertag, Valentinstag, an Ostern, Weihnachten, zum 1. August und zum Namenstag mit Werbebotschaften elektronisch vollgemüllt!
Roger Berberat, Travel Point Basel
«Jahrhundertidee» ist einfach bescheuert
Guten Tag Lufthansa/Swiss Group, was machen Sie da? Von überall her hagelt es bereits Kritik wegen der GDS-Gebühr. Das war nicht anders zu erwarten, doch Kritik reicht nicht. Man muss darauf hinarbeiten, dass die «Greedy», die sich ein solches Projekt mit wenig Fingerspitzengefühl ausgedacht haben, dieses wieder dorthin versenken, wo es hingehört: in den Müll. Man kann nur hoffen, dass kein einziges Reisebüro so bescheuert ist und sich für die von der LH-Group empfohlene Reservationsplattform registriert. Das Ganze ist doch ein Hirngespinst. Flüge der LH-Group werden für Agenten noch komplizierter, keine anständigen Preisvergleiche sind mehr möglich, ausser man hoppelt mühsam auf zwei Systemen herum. Wie sollen Tickets ausgestellt werden, wie werden die Einkäufe verrechnet? Die einen Tickets auf diesem, die anderen über den LH-Group-Buchungskanal, mit ständig separatem Ein- und Ausloggen, Refunds, Umbuchungen, Umschreibungen, Sitzreservationen. Diese Jahrhundertidee ist unüberlegt und einfach bescheuert.
Weiter frage ich mich, ob diese Aktion nicht einen Preisüberwacher oder eine übergeordnete Wettbewerbskommission interessieren könnte? Wenn Sie sich generell aus allen GDS verabschieden würden, dann könnte man nichts dagegen einwenden, dann wäre es allgemeine Firmenpolitik, doch den «Föifer und sWeggli», das geht nicht, und das sagt Ihnen jemand, der die letzten 45 Jahre ununterbrochen in der Branche tätig ist. LH-Group, ich glaube Sie müssen noch einmal über die Bücher.
Ich hoffe Sie vertragen legitim angebrachte Kritik und stehen in dieser Hinsicht über FIFA-Gepflogenheiten.
Andreas Brunner, Condor Reisen
Swiss scheidet im Vergleich oft aus
Bei dieser Massnahme handelt es sich (wieder einmal) leider um eine verdeckte Preiserhöhung, die der Reisende zu berappen hat. Kann ein Flug nicht über die professionellen Reservationssysteme gebucht werden, entfallen automatisch die Möglichkeiten von Tarifkombinationen (kostenlose Stopovers z.B.). Swiss möchte alles: einen hohen Tarif, keine Flexibilität und viele Zusatzeinnahmen durch Gepäck, Sitzplatzreservation oder Mahlzeiten. Jeder Reisende tut gut daran, die Angebote genau zu vergleichen. Swiss bewegt sich hier auf dünnem Eis und scheidet mit ihren Angeboten im objektiven Konkurrenzvergleich oft aus, leider. Die Beratung durch ein neutrales Reisebüro zeigt die Unterschiede auf. Schlussendlich entscheidet der Kunde. Schade Swiss.
Stephan Roemer, Tourasia Wallisellen