Vorbote eines neuen Zeitalters? (Ausgabe 2011-02)

Jean-Claude Raemy zur Flugsuche via Google

Google macht mit hilfreichen Suchtricks das -Leben einfacher, z.B bei der Suche nach Devisenkursen. Und jetzt sind also auch Flüge dran: 

Seit Ende Mai gibt man den Airport-Code des Ausgangspunktes sowie des Zielflughafens mit dem Wort «flights» bzw. «Flüge» ein und erhält gleich sämtliche Nonstop-Verbindungen am selben Tag inklusive Flugzeiten, Airline, Flugnummer, Flugtagen und durchschnittlicher Flugzeit.

Wer einen Flug buchen will, wird allerdings ledi-g-lich auf die Websites der gewünschten Airline verlinkt. Profitieren werden also in erster Linie die Airlines und Low-Cost-Carrier, welche ja schon lange versuchen, sämtliche Online-Verkäufe über ihre eigenen Webseiten abzuwickeln. Nicht erfreut dürften Flugticketportale sein. -Wobei sich für diese der Schaden in Grenzen hält. Denn noch ist das Google-Tool eine Spielerei. Es werden nur die Nonstop-Routen am Tag der Abfrage angezeigt. Werden indirekte Routen (z.B. ZRH–PHX) angefragt, erhält man Links auf OTAs bzw. Ticketportale. Von den Leistungen eines GDS ist man meilenweit entfernt, und für eine seriöse Ferienplanung reicht das Tool nicht aus.

Dennoch überrascht nicht, dass jeder Schritt von Google argwöhnisch beäugt wird. Der IT-Gigant ist für hohe Anteile am Traffic hin zu diversen Anbietern – sowohl Airlines als auch OTAs – -verantwortlich, weshalb man Google nicht als Konkurrenten haben möchte. Im Juli 2010 hatte Google für USD 700 Mio. das Softwareunternehmen ITA übernommen, welches die Metasearch-Engine für diverse Reisewebsites liefert. Doch Google hielt sich bisher an alle ITA-Verträge.

Das erklärte Ziel von Google ist ohnehin nicht, Flüge zu verkaufen: Es geht darum, das Finden und Buchen von Flügen online weiter zu erleichtern. Der bereits hohe Anteil an Online-Flugbuchungen soll noch weiter erhöht werden. Je mehr Menschen ihre Bedürfnisse (wie etwa Flugreisen) dank Google-Suchergebnissen einfach abdecken können, desto mehr verdient Google daran – ohne selber als Verkäufer auftreten zu müssen.

Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang etwas Seltsames: Die Daten der aktuellen Google Flight Search stammen nicht von ITA. Vermutet wird, dass die Daten von OAG und Innovata stammen. Der Schluss liegt nahe, dass hier wirklich nur eine Spielerei lanciert wurde, und Google mit ITA an einer umfassenden Online-Flugsuchlösung bastelt, welche den gesamten Flugvertrieb in seinen Grundfesten erschüttern könnte.