Die überraschende Schliessung der Schifffahrts-agentur Cosulich in Zürich (siehe TRAVEL INSIDE von letzter Woche) sorgt in der Branche für Gesprächsstoff. Verständlich, handelt es sich doch um ein Traditionsunternehmen, das seit 1951 mit einem eigenen Büro im hiesigen Markt vertreten war.
Dahinter stand das italienische Familienunternehmen Fratelli Cosulich mit Sitz in Triest, das einst mit Cosulich Line Überseepassagen anbot und heute als wichtiger Player im Bereich Abfertigung, Catering, Bunkering etc. für Kreuzfahrtschiffe tätig ist. Vom reinen Vermittlungsgeschäft hat sich Fratelli Cosulich weitgehend verabschiedet die Niederlassung in Zürich war noch das letzte Endkundenbüro dieser Art.
Gleichzeitig befand sich dieses Büro mitten in einer Phase der Neupositionierung. Während Jahrzehnten war Cosulich in Zürich vor allem als General Sales Agent auf die Vermittlung von Fährpassagen spezialisiert, doch dieses Geschäft brach in den letzten Jahren mehr und mehr weg: Die Sales-Strukturen wurden geöffnet, das Internet gewann auch in diesem Segment massiv an Bedeutung. Bei Cosulich versuchte man in der Folge vehement und nicht ungeschickt, dieser Entwicklung mit einem verstärkten Fokus auf das Kreuzfahrtgeschäft Paroli zu bieten. Zudem wurden Investitionen in den eigenen Internetauftritt getätigt, dessen innovatives Cruisefinder-Tool auch bei den Mitbewerbern Respekt erheischt.
Doch auch im Cruise-Segment hat sich die Marktlage verschärft. Es herrscht derzeit so etwas wie eine Goldgräberstimmung. Etablierte Spezialisten kommen durch den Markteinstieg der deutschstämmigen E-hoi unter Druck, die ihrerseits TUI und Kuoni im Bereich Schiffsreisen online aufrüstet. Und mit Knecht bereitet ein weiterer Veranstalter den Cruise-Markteinstieg vor. Nicht vergessen darf man auch die Crossborder-Problematik, die der hiesigen Branche Wertschöpfung entzieht.
Den wachsenden Wettbewerbsdruck hat wohl auch Cosulich zu spüren bekommen. Das itali-enische Mutterhaus war offenbar nicht länger bereit, dem Umbauprozess in Zürich eine Chance zu geben. Unklar ist, ob vorgängig Alternativen zur Schliessung geprüft wurden (Verkauf, Partnerschaft) oder ob der Marktaustritt nicht etwas voreilig erfolgte. Gut denkbar, dass sich nun der eine oder andere Mitbewerber für das Asset der guten Cosulich-Stammkundschaft zu interessieren beginnt.