Währungs-Hedging: Wundermittel gegen den starken Franken? (Ausgabe 2011-25)

Hedging mildert Kursrisiken, reicht aber kaum aus gegen die vielen währungsbedingten Probleme.

Der Franken ist bärenstark. Für einen Stutz gab’s bei Redaktionsschluss noch 0,83 Euro und 1,18 US-Dollar, d.h. ein Dollar war 85 Rappen wert, während man für einen Euro CHF 1,20 zahlen musste.

«Die Flucht der Anleger in den Franken und in Schweizer Staatsanleihen ist ein Vertrauensbeweis in die Leistung unserer Wirtschaft», gewann Swiss-CEO Harry Hohmeister letzte Woche der aktuellen Kursentwicklung Positives ab.

Swiss-CFO Marcel Klaus schildert die Problematik: «Zurzeit verzeichnen wir mehr Ausgaben als Einnahmen in Dollar. Dies ist durch den aktuell tiefen Dollarkurs von Vorteil, wobei die hohen Treibstoffpreise einen Grossteil dieses Vorteils zunichte machen. Im Euro-raum hingegen verzeichnet Swiss deutlich mehr Einnahmen als Ausgaben. Das entwickelt sich angesichts der anhaltenden Frankenstärke zu einem strukturellen Problem.»

Bei der Absicherung der Währungsrisiken geht Swiss konservativ vor. Die Sicherungsstrukturen für die Treibstoff- und Deviseneinkäufe laufen über 24 Monate; Basis dafür ist die geplante Produktion. Dabei erfolgen die Einkäufe in regelmässigen Abständen zu Marktpreisen. Das Ziel ist, durch Hedging den Marktpreis letztlich zu glätten und Volatilitäten auszugleichen. «Wir machen aber keine spekulativen Einkäufe bzw. Gewinne», hält Klaus fest.

Bei den grossen Schweizer TOs ist die Ausgangslage anders, aber auch sie sind auf Hedging angewiesen. Dabei gehen sie ähnlich vor. «Wir sichern die Fremdwährungsrisiken stufenweise ab, d.h. bei der Festlegung der Preise wird etwa die Hälfte der Währungsrisiken gemäss Plandaten abgesichert», erklärt Daniel Bühlmann, CFO Hotelplan Suisse, «anschliessend werden die restlichen offenen Risiken in Tranchen bis zu 80% abgedeckt und den Rest lassen wir offen, bis wir das exakte Fremdwährungsrisiko gemäss unserem Buchungsstand genau abschätzen können.» 

Hotelplan sichert die Währungen in der Regel pro Saison ab. Eingekauft werden die Landleistungen generell in Landeswährungen des entsprechenden Landes. 

Bei TUI Suisse erfolgt die Devisenbewirtschaftung gemäss Grundregeln des Konzerns in Hannover. «In der Detailausgestaltung verfügen wir aber über einen operativen Freiraum, den wir zugunsten unserer Kunden nützen», bemerkt CFO Rainer Schenkel, und warnt auch: «Die Instrumente, welche die Kursschwankungen abfangen, sind sehr kostspielig. Die sinnvollste Form des Hedgings ist, wenn dieses für jeweils kurze Verkaufszeiträume gemacht wird. Dadurch kann man Veränderungen der Wechselkurse auffangen und dem Kunden zeitnahe aktuelle Kurse weitergeben.»

Letzteres ist tückisch: Die Kunden erwarten bei steigendem Schweizer Franken einen günstigeren Preis. Wird der Euro hingegen stärker, erwartet der Kunde, dass der Preis so bleibt, wie er ursprünglich in der Preisliste dargestellt wurde. «Der Kunde möchte nur im für ihn günstigen Fall von Währungsdifferenzen profitieren», so Schenkel, «es gibt jedoch kein Finanzinst-rument, das beide Bewegungen auffängt.»

TUI kauft laut Schenkel etwa «je zur Hälfte gleich viel in Euro und US-Dollar ein»; Einnahmen in diesen Währungen sind aber wie bei den anderen TOs geringfügig.

Kuoni hält sich mit Infos zum Hedging «aus strategischen Gründen» zurück. Laut CFO Markus Freund wird Währungs-Hedging auf Konzernstufe zentral durchgeführt. 

Jean-Claude Raemy

Was ist Hedging überhaupt?

Unter «Hedging» versteht man ein Finanzgeschäft, welches zum Ziel hat, diverse finanzielle Risiken (Preis-, Zins- oder Wechselkursrisiken) abzusichern. 

«Currency hedging» (Devisen-Hedging) bezieht sich auf finanzielle Instrumente, mit welchen die Absicherung des Währungsrisikos gesteuert wird. In der Regel wird dabei auf unterschiedliche Modelle von Devisentermingeschäften gesetzt. 

Bei solchen wird der Tausch von gehandelten Währungen zu einem bestimmten Termin in der Zukunft vereinbart. Damit lassen sich nicht alle systematischen Risiken eliminieren. Die befragten Unternehmen betonen, dass sie mit Hedge-Geschäften nicht spekulieren, also nicht (wie Hedgefonds) maximale Renditen aus den Termingeschäften herausholen wollen. Ziel ist es, dass Kursgewinne und Kursverluste sich ausgleichen.

JCR