Leider muss befürchtet werden, dass wieder ein Rückgang der neuen Lehrstellen hingenommen werden muss. So genau lässt sich dies aber noch gar nicht feststellen. Die Anmeldefrist beim SRV für die neuen Lernenden ist zwar abgelaufen, aber bis zum Lehrbeginn im August vergeht noch Zeit. Vielleicht zaubert die Branche ja auch in diesem Jahr kurzfristig noch Lehrstellen aus dem Hut, wie dies vor Jahresfrist der Fall war.
So sah es jedenfalls 2010 aus, auch wenn dieser plötzliche «Kurzfrist-Boom» wohl eher damit zu tun hatte, dass einige Betriebe die Anmeldefristen nicht eingehalten hatten.
Das Problem sind nicht die Lehrstellenzahlen bei den grossen touristischen Unternehmen. Trotz schwieriger Zeiten hat beispielsweise Kuoni sein Versprechen wahr gemacht und die Anzahl Lehrstellen massiv erhöht. Auch HRG hat im gleichen Masse zugelegt. Verglichen mit früher fehlen die Lehrstellen vorwiegend bei den kleineren Retailern.
Bei allem Verständnis für den zeitlichen Aufwand müssen sich die Retailer aber schon überlegen, ob sie diese Entwicklung wirklich wollen. Wer in Zukunft gegen das Internet bestehen will, kann dies nur mit top ausgebildeten Mitarbeitenden bewerkstelligen. Wenn nicht genügend junge Leute eine gute Ausbildung in der Branche absolvieren, fehlen spätestens in ein paar Jahren Fachkräfte. Auch wenn es heute andere Ausbildungswege als die klassische Lehre gibt, gilt die Lehre immer noch zu Recht als wichtiger Pfeiler der Schweizer Ausbildungskultur.
Ein interessantes Modell ist bei den SBB-Reisebüros in Kraft: Die Lernenden werden von Login, dem Ausbildungsverbund zahlreicher Betriebe im Bereich Verkehr, angestellt und in den SBB-Reisebüros ausgebildet. Dieses Modell könnte auch bei anderen Retailern von Interesse sein. Der SRV ist zurzeit am Ausarbeiten einer engeren Zusammenarbeit mit Login. Allerdings wird diese intensivere Kooperation frühestens 2013 zum Tragen kommen. In diesem System würden die Retailer entlastet. Zum Nulltarif gibts diese Erleichterung aber nicht, denn -Login arbeitet nicht gratis. Aber wenn dadurch nur eine Handvoll neuer Lehrstellen geschaffen werden kann, ist dies positiv. Denn die Nachfrage nach Reisebüro-Lehrstellen ist immer noch massiv grösser als das Angebot. Diesen Luxus, die besten Bewerber herauspicken zu können, muss die Branche in Zukunft wieder vermehrt nutzen. Da haben es andere Branchen schwerer.