Was bedeutet der Quantensprung? (Ausgabe 2010-50)

Chris Probst über die Kapazitätssteigerungen am Flughafen Bern

Der Berner Flughafendirektor Mathias Häberli spricht beim Sommerflugplan 2011 von einem Quantensprung für den Flughafen und die ganze Region. 24 Destinationen werden direkt angeflogen – ein absoluter Rekord für Bern. Die Anzahl der angebotenen Charterplätze hat sich laut Beat Iseli, Inhaber von Aaretal Reisen, auf 40000 mehr als verdoppelt. Angenehmer Nebeneffekt: Es werden 73 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Zu dieser gewaltigen Steigerung tragen sowohl Airlines als auch TOs bei. Skywork ändert sein Geschäftsmodell, baut merklich aus und fliegt in eine Zukunft mit Linienflügen und nur noch einzelnen Ferienflügen. Die bisher starke Zusammenarbeit von Skywork mit Aaretal und Kuoni gibt es nicht mehr. In die Bresche gesprungen ist Helvetic Airways mit einer in Bern stationierten Fokker 100. Diese Maschine wird aber montags und dienstags weder durch Linienflüge, noch durch Kuoni/Aaretal beansprucht. Dies ist einer der Gründe, wieso TUI Suisse (wieder) Sommerferien mit Flügen ab Bern auf den Markt bringt und zwei griechische Ziele sogar mit einem Helvetic-Vollcharter anbietet. Zudem kommen Airlines wie eine Intersky oder eine OLT nach Bern. Auch Maschinen der Darwin wird man weiterhin sehen, genauso wie Cirrus (im Auftrag der Lufthansa) und Air France für Linienflüge.

Gibt es überhaupt eine realistische Chance, diese Flut von Flugplätzen in der Region Bern abzusetzen? Zumindest für einige Destinationen wird dies nicht einfach. Ob es beispielsweise wirklich zwei Flüge – eine Skywork-Verbindung und einen Intersky-Flug – nach Elba braucht, ist fraglich. Ausgebaut wurde vor allem Griechenland. Neu kann man ab Bern an die Massenziele Kreta, Rhodos und Kos fliegen. Dort ist sicher ein recht grosses Potenzial vorhanden, vor allem in der Hochsaison, wenn die TUI-Flüge mit Helvetic Airways dazukommen – allerdings nur, wenn der Preis stimmt!

Und genau bei den Preisen wird sich einiges tun. Die bisherige Hochpreisinsel Bern wird ins Wanken geraten, was weder nur negativ noch nur positiv ist. Die Marge für die TOs wird tendenziell kleiner, die Konsumenten wird’s freuen – und mit ihnen im Prinzip auch die Reisebüros. Denn günstigere Preise bedeuten weniger Überzeugungsarbeit für den Flughafen Bern mit den bekannten Vorteilen der kurzen Wege und guten Parkmöglichkeiten. Trotzdem werden die Preise wohl immer noch über dem Zürcher Niveau zu liegen kommen.