TI sprach mit Marcel Hausheer über die Auswirkungen auf die Reisebüros.
Hausheer ist Leiter des Kompetenzzentrums Flug des Schweizerischen
Reisebüro-Verbandes (SRV), äussert sich im Interview aber nicht in
dieser Funktion der SRV hat zum Thema noch nicht getagt sondern als
Vertreter des City Reisebüros Zug.
Herr Hausheer, wie ist Ihre Einschätzung zur neuen EU-Verordnung? Mir
fehlen im Moment noch die Details. Der Beschluss- und
Entscheidungsprozess in Brüssel ist allerdings noch nicht definitiv.
Und einige Punkte, die als Tatsache gehandelt werden, sind von den
EU-Kommissionen nur als Empfehlungen eingeflossen.
Grundsätzlich war ich früher schon immer für die Neufassung, da die
alte Version nicht mehr den Realitäten entsprach. Es gab aber auch seit
Anbeginn der Diskussion über die Neufassung Punkte, die sich für die
Agenten auch nachteilig auswirken könnten (zum Beispiel
Besitzverhältnisse der GDS oder das Handling der Marketingdaten MIDT).
Und genau auch in diesen Bereichen sind Punkte ja noch nicht
abschliessend definiert. Im Falle der MIDT sind die Folgen noch nicht
so klar absehbar, da damit eine heutige Einnahmequelle für die GDS
wegfällt, die anderswo wiederum kompensiert werden müsste.
Wird die Verordnung zu mehr Wettbewerb unter den GDS führen? Das wird
uns die Zukunft zeigen. Mehr Wettbewerb ist ja grundsätzlich zu
begrüssen, da in solchen Fällen ja auch meist die Preise unter Druck
kommen und damit auch für uns die Kosten sinken müssten. Aber: der
aktuelle Code of Conduct gibt uns als Agenten auch mehr Sicherheiten
und Garantien, weil er verpflichtend ist für gewisse Angebote. Gerade
auch der aktuelle Versuch von Lufthansa und Swiss mit dem unsäglichen
Vorzugspreismodell zeigt, dass diese Sicherheiten und Garantien
(Stichwort: Full-Content/Preisparität) für die Agenten wichtig sind. Im
freien Wettbewerb kommen allenfalls vor allem die kleinen und
mittelgrossen Reisebüros bös unter die Räder. Manchmal ist ein wenig
mehr «Regulierung» gut, ohne dass ich dabei aber dem Wettbewerb die
Chance absprechen möchte.
Wie wertvoll ist die geforderte Angabe der Endpreise im GDS-Display?
Der Endpreis ist eine Forderung, die wir schon lange grösstenteils
vergeblich fordern. Insofern bezeichne ich diese Innovation als gut
und notwendig.
Neu müssen auch die Zugverbindungen im GDS-Display erscheinen. Zuerst
muss sichergestellt sein, dass diese Angebote schlussendlich auch durch
die Agenten gehandelt und verkauft werden können. Ich sehe für diese
gut gemeinte Zusatzinformation in der Praxis unüberwindbare Probleme.
Hier können und müssen allerdings die GDS-Betreiber und die
Bahngesellschaften die Antworten geben. Ich wäre allerdings erstaunt,
wenn diese positiver ausfallen würden.
Eine dritte Änderung im Display ist die Angabe des
Treibstoffverbrauchs. Ob die CO2-Emission aufs Display muss, ist meiner
Meinung nach zweitrangig. Diese Informationen werden bekanntlich immer
noch je nach Organisation unterschiedlich berechnet. Findet man da
einen gemeinsamen Nenner? Dazu kommt, dass man diese Informationen auch
auf Sekundärsys-temen nachschlagen kann. Es wird kaum jemanden in
seinem Entscheid beeinflussen, denn wenn er danach fragt, ist er ja
schon interessiert. Gleichzeitig sind die Zubringer zum Flughafen ja
auch nicht gewertet und als Vergleich sind die anfallenden Emissionen
der Bahn auch nicht verpflichtend zu publizieren. Die Anzeige des
Treibstoffverbrauches ist eine wichtige Sache, aber meiner Meinung nach
nicht in diesem Zusammenhang, beziehungsweise auf diesem Tool.
Chris Probst