Nach all den Rückblicken in den vergangenen Wochen wagen wir heute einen Vorausblick. Und wir sehen: Das Jahr 2015 bringt viel Spannendes für die Branche. In ein entscheidendes Jahr starten zum Beispiel die Fluggesellschaften, allen voran die schwer gebeutelten Legacy-Carrier. Die Swiss-Mutter Lufthansa etwa muss den Beweis antreten, dass ein Spagat zwischen Billigkonzept auf der einen und Premiumangebot auf der anderen Seite ohne Gesichtsverlust möglich ist. Dabei ist CEO Carsten Spohr auch auf die Piloten und deren Gewerkschaftsvertreter angewiesen. Bei Swiss steht die Unterschrift unter dem neu ausgehandelten GAV mit Aeropers noch aus. Ähnlich ist die Lage zwischen Belair und Belpers.
Spannend bleibt es am Flughafen Basel, unter anderem ebenfalls dank der Lufthansa. Denn ob und wann die neue Billig-Tochter Eurowings am Low-Cost-Carrier-Airport den Kampf gegen Platzhirsch Easyjet aufnehmen wird, ist noch unklar. Sicher ist hingegen, dass die Swiss sich so oder so per Ende Mai vom Euroairport zurückziehen wird.
Während die Airlines sich über günstige Kerosinpreise freuen, kehrt 2015 eine andere Sorge in die Köpfe der Branche zurück: der schwächelnde Euro. Schon einmal hat er die Schweizer Kunden in die Reisebüros jenseits der Grenze getrieben. Sollte der Mindestwechselkurs nach unten korrigiert werden, hätten die TOs, die ihre Einkäufe bereits zu höheren Kursen getätigt haben, das Nachsehen. Den Schweizer Konsumenten hingegen käme der billige Euro auf ihren Reisen natürlich zugute.
Apropos Deutschland. Ein neues Online-Portal à la «Ab in den Urlaub» scheint derzeit nicht aus dem Nachbarland herüberzuschwappen. Allerdings hat sich aus den USA ein anderes Schwergewicht angekündigt: 2015 wird sich Expedia wohl ein «.ch» hinter seine Webadresse schreiben. Mindestens so gespannt darf man auf das Baustein-Angebot sein, mit welchem Ex-TUI-Flex-Chef Matthias Huwiler und sein FTI-Team im Herbst auf den Markt kommen wollen. Die Reisebüros werden über die Neuaufteilung des Modulargeschäfts mitentscheiden.
Erfreulich ist, dass die Krisenherde dieser Welt zumindest derzeit von den Feriendestinationen abzurücken scheinen. Nordafrika inklusive Ägypten sind wieder da, die Ebola-Panik flaut ab, die Al-Kaida-Terroraufrufe sind noch zu vage, um Angst zu verbreiten. Und worauf dürfen wir 2015 noch gespannt sein? Auf die Entwicklungen in Sachen PRG-Motion, auf den NDC-Start und nicht zuletzt auf das Eröffnungsdatum des BER. Aber darauf kommen wir dann 2016 nochmals zurück.
Stephanie Günzler