Was will Migros mit Hotelplan und Kuoni? (Ausgabe 2009-22)

Angelo Heuberger über die Wahl von Hans Lerch in den HP-VR

HP hat Handlungsbedarf: So gesehen ist die Wahl von Hans Lerch verständlich. Wer sind die Akteure in diesem Migros-Konstrukt?

Herbert Bolliger: Der Migros-Präsident präsidiert auch Hotelplan und
scheint nicht gewillt zu sein, sich aus dem Tourismusgeschäft zu
verabschieden. Im Gegenteil: Mit dem Lerch-Engagement macht die bis
anhin als finanztechnisch kommunizierte Anlage bei Kuoni, mit einem
Anteil von 7,05%, einen strategischen Sinn.

Hans Lerch: Der ehemalige Mr. Kuoni, der sich mit einigen VR-Mandaten
die Zeit vertreibt, strebt an, auch bei HP den Turnaround zu schaffen.
Primär dürfte er jedoch die Aufgabe haben, sich um die
Migros-Aktienbeteiligung an Kuoni zu kümmern. Was hat die Migros mit
Kuoni vor? Eine Fusion oder gar eine Übernahme dürfte eine spannende
Aufgabe sein. In der Schweiz müsste eine solche Übung allerdings aus
Wettbewerbsgründen neue Ansätze bringen. Die Nummern 1 und 2 im Markt
unter einem Dach wären kaum vereinbar, höchstens unter sehr hohen
Auflagen. Wie dem auch sei: Bei vielen ehemaligen Kuoni-Wegbegleitern
schafft sich Lerch mit diesem Move keine Freunde.

Christof Zuber: Der Group CEO von Hotelplan hat neu Lerch über sich und
die Lerch-Boys unter sich. Zuber macht geltend, er sei der Baumeister
dieses Konstruktes, doch die kritischen Stimmen im Migros-Konzern
nehmen offenbar zu. Ein bitterböser Artikel gegen Zuber in der
Sonntagspresse, vermutlich von einem ehemaligen Konzernchef
orchestriert, scheint im MGB Wirkung zu zeigen. Lerchs Wahl als HP-Vize
ist das eine, das andere ist die Übergabe des Mandates «aller
strategischen Themen». Auch wenn es offiziell heisst, dies geschehe in
Kooperation mit Zuber, so ist dies doch ein starkes Zeichen, für eine
mögliche Trennung. Zuber gilt zwar als hervorragender Stratege, doch
wird ihm Entscheidungsschwäche nachgesagt, sowie wenig Rückhalt bei
seinen Kaderleuten.

Thomas Stirnimann: Der Manager steht in der Verantwortung, MTCH zum
Erfolg führen zu müssen. Das ist weit schwieriger als erwartet und eine
brutale Sanierungsaufgabe. Stirnimann steckt mittendrin, weitere
drastische Massnahmen sind nicht ausgeschlossen. Stirnimann hat den
Kontakt zu Lerch nie abgebrochen, mit der Wahl zum Vize ist dieser
näher denn je. Das dürfte Stirnimann auch bei Tagesgeschäft-Entscheiden
entgegenkommen.