Was zusammen gehört, tritt gemeinsam auf (Ausgabe 2010-13)

Urs Hirt über die enge Zusammenarbeit Swiss/Lufthansa

Swiss und Austrian Airlines rücken im Markt Schweiz immer näher mit dem
Arm ihrer Mutter, der Lufthansa Schweiz, zusammen. Die Swiss als Home
Carrier übernimmt dabei oft den Lead. Unter einem gemeinsamen Dach
werden in möglichst vielen Bereichen Synergien genutzt – man tritt
vermehrt gemeinsam und mit gebündelter Kraft am Markt auf.

Das trifft seit heute, 1. April auch auf den Leisure Sales zu, den
Lufthansa Schweiz der Swiss überträgt, die in ihrem Heimmarkt über
bessere Marktkenntnisse und Kontakte verfügt. Swiss vertritt im Leisure
Sales nun nach der AUA (seit 1. Februar) auch die Lufthansa am Markt.
Zusätzlich wechselt am 1. Mai der Lufthansa Agent Support vom bisher
zuständigen Swiss «dedicated team» in ein zum Lufthansa-Konzern
gehörendes Call Center in Dublin.

Aus Sicht der Fluggesellschaften ist das sinnvoll, denn Netzwerk und
Flugplan sind so harmonisiert und aufeinander abgestimmt, dass sie
gemeinsam verkauft werden können, auch wenn das Produkt – vor allem in
der Luft – nicht identisch ist. Das Sales-Team von Alain Chisari kann
mit einer Stimme von letztlich einem Angebot sprechen.

Der gemeinsame Weg hat auch Grenzen. Das von Lufthansa in der Schweiz
zum Kerngeschäft erklärte Corporate Business gibt man nicht aus den
Händen. Zu wichtig ist diese Sparte, um innerhalb einer gemeinsamen
Verkaufsorganisation Marktanteile zu Gunsten des Familien internen
Mitbewerbers aufs Spiel zu setzen. Wie lange noch? Ein Zusammengehen
auch in diesem Bereich dürfte früher oder später zum Thema werden und
ist im Sinne der Synergienutzung eine logische Folge.

Aus Sicht der Partner in der Reisebranche haben solche «Vernunftehen»
aber Nachteile: Profil und Positionierung der einzelnen Airline-Marken
können verwässern. Die Airlines werden für die Partner zu anonymen
Gebilden ohne direkten, persönlichen Ansprechpartner. Call Center
funktionieren zwar 24 Stunden am Tag, verfügen aber meist nicht über
das breite Know-how, spezifische Marktkenntnisse und über die nötigen
Kompetenzen, um Probleme schnell, effizient und zur vollen
Zufriedenheit der Vertriebspartner zu lösen. In Dublin handelt es sich
um ein zum LH-Konzern gehörendes Call Cener – die angedeutete
Problematik sollte also eine kleinere sein. Ob dies im Tagesgeschäft
zutrifft, dürften die ersten Erlebnisberichte der Frontleute zeigen.