Im aktuellen Jahr stehen für Swiss diverse spannende Entscheidungen in mehreren Bereichen an.
Ein derzeit viel diskutierter Entscheid betrifft die Nachfolgeplanung des in die Jahre gekommenen Flugzeugtyps Airbus A340-300, welcher ab 2014 ersetzt werden soll. Swiss besitzt 15 A340, welche in drei Klassen 219 Sitze bieten. Zur Auswahl stehen offenbar von Boeing die Modelle B-777 oder B-747-800 und von Airbus der A350. Die B-747-800 ist schon bei Lufthansa im Einsatz, dürfte mit ihren 470-600 Sitzen aber zu gross sein. Gerüchten zufolge soll der Lufthansa-Konzern sechs B777-300ER für Swiss bestellt haben, was so nicht bestätigt wird. Austrian jedenfalls betreibt bereits vier B777-300LR.
Aktuell betreibt Swiss eine Flotte von 91 Flugzeugen mit Ausnahme der Avro RJ100, welche Ende 2014 durch Bombardier C-Series ersetzt werden, sind allesamt Airbus-Typen. Das muss nichts bedeuten. Der A350 mit bis zu 300 Sitzen ist ein neuer Flugzeugtyp, was Unwägbarkeiten bedeutet. Wie auch immer: Offiziell wird Swiss laut Sprecherin Susanne Mühlemann noch «in diesem Frühjahr» entscheiden und kommunizieren.
Weitere Entscheide stehen beim Personal an. Unter anderem muss CCO Holger Hätty ersetzt werden, welcher sich seit Anfang 2013 mehr um seine Familie kümmern will. Auch hier will Swiss noch in diesem Frühjahr informieren. Etwas länger dauert offenbar die Ernennung eines neuen «Head Romandie» in Genf, da werde «voraussichtlich im Frühsommer» informiert.
Es könnte aber noch Personalentscheide anderer Sorte geben. Swiss muss ja trotz positiver Ergebnisse im Rahmen des Kostenoptimierungsprogramms «Score» massive Einsparungen erzielen. «Wir sind mit den Massnahmen in verschiedensten Bereichen über dem Zielbereich unterwegs. Das müssen wir auch, denn das ursprünglich definierte Ziel von rund 100 Mio. CHF Ergebnisverbesserung nachhaltig, also wiederkehrend und voll ergebniswirksam ab 2015 wird voraussichtlich kaum ausreichen, um die Gegenläufer wie Ölpreis und Währung wettzumachen», erklärt Mühlemann und fügt an, «wir werden die Anstrengungen intensivieren müssen.» Wie das genau aussieht, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unbekannt.
Zu den Sparbemühungen zählt unter anderem eine Zentralisierung des Einkaufs bei der Kabinenausstattung. Sitze, Inflight Entertainment und Galleys werden künftig gemeinsam eingekauft und mit Frankfurt abgestimmt. Damit sollen bis zu EUR 10 Mio. pro Jahr eingespart werden. Die Neuerungen betreffen allerdings erst die nächste Generation der Kabinenausstattung, die ab 2019 in neue Flugzeuge eingebaut wird. Sowohl Lufthansa (Business) und Austrian Airlines (Economy und Business) sind ja gerade daran, ihr Inflight-Produkt zu modernisieren.
Auf Seiten des Netzwerkes stehen Änderungen in Nordamerika an. Das bestehende Codeshare-Abkommen mit US Airways auf der Strecke ZürichPhila-delphia wird bis zum definitiven Merger zwischen dieser und American Airlines nicht angetastet; für die Zeit danach werde momentan das weitere Vorgehen geprüft. Wichtigste Neuerung ist bekanntlich die Eröffnung der täglichen Route ZürichSingapur ab dem 12. Mai 2013. «Die Vorausbuchungen für Singapur liegen über den Erwartungen und versprechen eine sehr gesunde Auslastung über die ersten Monate hinweg», verrät Mühlemann.
Gleichzeitig wiederholt sie mit Nachdruck, dass Swiss keine Einrichtung einer separaten Tochtergesellschaft wie Lufthansa mit Germanwings oder Air France mit Hop plane und dies «wirklich kein Thema» sei.
Lärmgebühren: Swiss kritisiert die Erhöhung
Per 1. April führt die Flughafen Zürich AG eine neue Lärmgebühr ein. Das Lärmgebührenmodell sieht vor, dass jedes Flugzeug anhand von Lärmmessungen in eine von fünf Lärmklassen eingeteilt wird. Nun werden die Lärmklassen neu eingeteilt und «verschärft», weil zahlreiche Airlines inzwischen von Gebühren befreit waren. Für Swiss ist das demnächst eingeführte Modell mit massgeblichen Mehrkosten verbunden. Dazu Swiss-Sprecherin Susanne Mühlemann: «Wir haben bereits im Vorfeld, in der Vernehmlassung, deponiert, dass wir das Modell als nicht zielführend erachten.» Über die genaue Höhe der Mehrkosten werden keine Angaben gemacht. Klar ist aber, dass das BAZL den Flughafen Zürich inzwischen dazu angehalten hat, das Modell zu überarbeiten, damit der Lenkungscharakter der Gebühr gewahrt ist.
Markanter Ausbau der Lissabon-Verbindungen
Swiss hat für den Sommerflugplan Änderungen und Ergänzungen angekündigt. Wichtigste News: ZürichLissabon erhält einen zweiten täglichen Flug zur Mittagszeit. Weiter wird die Kapazität in der Hochsaison von Ende Juli bis Anfang September auf den Strecken von Zürich nach Catania, Dublin, Olbia und Palma sowie ab Genf nach Porto erhöht. Im selben Zeitraum wird die Kapazität auf den Strecken von Zürich nach Brüssel, Frankfurt, München und London-City reduziert.
Jean-Claude Raemy