Wenig Transparenz beim «Lebensnerv» (Ausgabe 2012-08)

Komplizierte Flughafengebühren

Fliegen ist heute eine sogenannte «Commodity», also eine eigentliche Handelsware und längst nicht mehr ein Luxusprodukt. Für Kunden ist es einfacher geworden, auf dem Flugweg von A nach B zu gelangen, und die Preise sind in den letzten Jahren auch massiv gesunken. Allerdings ist längst nicht mehr klar, wie die Preise zusammengestellt werden, und ein Tarif setzt sich inzwischen aus unzähligen Preiskomponenten zusammen.

Generell wird heute ein Tarif nach Flugentgelt und nach Gebühren, Steuern und Zuschlägen aufgeschlüsselt. Allerdings ist kaum transparent, wie sich die letzten Positionen zusammensetzen. Als ob die Gebühren, die von Airlines für im Rahmen des «Unbundling» ausgelagerte Dienstleistungen erhoben werden, nicht schon kompliziert genug wären, sind auch die Flughafengebühren höchst kompliziert. Diese stellen einen erheblichen Kostenfaktor für die Fluggesellschaften dar, werden aber letztlich von den Reisenden aufgebracht, da sie auf die Ticketpreise geschlagen werden.

Zu den Flughafengebühren zählen Start-/Landerechtsgebühren, Passagiergebühren (wo in der Schweiz in der Regel auch die Sicherheitsgebühren eingeschlossen werden) sowie allenfalls weitere Gebühren wie Nachtfluggebühr, Parkgebühr oder PRM (Gebühr für Bereitstellung von Dienstleistungen für Passagiere mit reduzierter Mobilität). Grundsätzlich findet man bei allen Schweizer Flughäfen die Gebührenordnung auf der Website. Bei näherem Betrachten fallen allerdings deutliche Unterschiede in der Gestaltung und Handhabung der Gebühren auf. Natürlich gibt es bindende Regelwerke, etwa die für jedes Land individuell festgelegte AIP (Aeronautical Information Publication). Dort sind Flugzeuge nach Grösse, Gewicht, Schadstoffausstoss etc. typologisiert. Das heisst aber nicht, dass die Gebühren gleich ausfallen, denn jeder Flughafen kann pro kostenverursachenden «Punkt» eine eigene Gebühr verlangen. Überdies richtet sich der Euroairport nach der AIP France, also einem anderen Regelwerk.

Nicht zuletzt gewähren die Flughäfen Rabatte für neue Airlines oder für «verkehrsfördernde Konditionen» wie neue Routen. Je nachdem, ob die Flughäfen Massnahmen für eine verbesserte Infrastruktur treffen, z.B. bei der Sicherheit, variieren die Kosten teils auch erheblich von Jahr zu Jahr. Das führt nicht selten zu Konflikten mit Airlines. Gebühren und Steuern machen im Regionalverkehr schon mal bis zu 80% des Ticketpreises aus. Sie sind aber der Lebensnerv vieler Airports, vor allem jener ohne grosse Retailflächen. Insofern handeln Airports ähnlich wie Airlines.

Jean-Claude Raemy