Weniger ist manchmal mehr (Ausgabe 2008-46)

Jean-Claude Raemy zur Redimensionierung von British Airways

Gatwick hat ausgedient. Zumindest, was die Verbindungen von British
Airways (BA) ab der Schweiz betrifft. Die Mitteilung erfolgte gemeinsam
mit der Präsentation der – wie erwartet schlechten – Halbjahreszahlen
und war in ihrem Umfang doch überraschend.

Eine Reduktion der Kapazitäten ex Schweiz hatte in der Luft gelegen.
Dass man aber gleich fünf tägliche Flüge, drei aus Genf und zwei aus
Zürich, streicht, damit hatte wohl niemand
gerechnet. Damit reduziert BA per nächstem Sommer fast 17% der gesamten
Kapazität ex Schweiz auf einen Schlag. Wohlbemerkt: im Sommer, also
während der üblichen Hochsaison. Das alleine signalisiert den
pessimistischen Ausblick von BA für 2009 deutlich.

Die Argumentation von BAs Schweiz-Chef Sam Heine spricht ebenfalls
Bände: Gatwick ist auf den Leisure-Verkehr ausgerichtet, und da war
seit Langem kein Geld mehr zu holen. Kein Wunder: Wer jetzt zum
Beispiel im November Flüge ab ZRH oder GVA nach Gatwick (LGW) bucht,
kommt oftmals unter CHF 200 weg – inklusive Taxen und Zuschlägen.

Das Geschäft von British Airways ist klar auf den Premium-Bereich
ausgerichtet. Das zeigte sich bei der Erneuerung des
Premium-Kabinenangebots 2007, sowie dem massiven Ausbau des Angebots ex
Schweiz nach dem Flughafen London-City, welcher besonders für
Geschäftsleute interessant ist. Die Nachfrage ist jedoch ins Stocken
geraten – im Premium-Bereich noch stärker als im Leisure-Bereich.

So will BA Schweiz nun die Kräfte auf Heathrow konzentrieren, im Business- und im Leisure-
Bereich. Gatwick war als Umsteigeflughafen von jeher weit weniger
geeignet als Heathrow, wo es ein gewaltiges Netz an Beyond-Flügen gibt.
Die Konzentration auf einen Flughafen macht vor dem Hintergrund
schwindender Passagierzahlen in allen Klassen Sinn. Und seit der
Meisterung der Probleme am Terminal T5 ist ein Heathrow-Flug auch kein
Spiessrutenlauf mehr.

Die Reduktion zeigt aber auch, wie brutal im «Premium-Markt Schweiz»
(so Heine) um London gekämpft wird. Der verheerende Konkurrenzkampf mit
Easyjet und Ryanair, aber auch mit anderen Marktteilnehmern hat
handfeste Spuren hinterlassen. BA kürzt die Kapazität im Sommer 2009
total nur um 1%. Ab Gatwick sind nur Strecken in die Schweiz und nach
Dublin betroffen, wo eine ähnlich krasse Konkurrenzlage
besteht.