Weniger wissen, mehr verkaufen (Ausgabe 2009-37)

Jean-Claude Raemy zu Pricecoach

Vor zwei Jahren schrieb TRAVEL INSIDE erstmals darüber, nun ist es
definitiv soweit: Eine neue, von Eddy Zürcher (World-Wide-Wheels/ XSS)
mit Partnern erstellte Software für die
vereinfachte Bearbeitung von Offerten und Buchungen von «Wheels» ist
marktreif. Und diese, namens Pricecoach, soll nichts weniger als eine
«Revolution» im Bereich der Motorhomes, Camper und Motorräder
verursachen.

Der Grund? Wheels-Buchungen sind sehr komplex und verursachen bei
vielen Agenten Zähneknirschen. Der Aufwand zur Offertenerstellung ist
gross, die Fehlerquote hoch. Für TOs
ist der betriebene Schulungsaufwand hoch. Ohne kompetente Product Manager im Bereich Wheels ist zudem Hopfen und Malz verloren.

Die neue Komplettlösung Pricecoach macht Wheels-Buchungen indes zum
Kinderspiel. Bei World-Wide-Wheels, wo Pricecoach seit Anfang Jahr im
Einsatz ist, haben sich die operativen Kosten laut Zürcher seither um
90% reduziert. Dies vor allem, weil Arbeitskräfte eingespart bzw.
anderweitig eingesetzt werden können. Flex Travel geht im Oktober mit
Pricecoach an den Start und erwartet bessere Verkäufe und mehr
Flexibilität. Knecht Reisen ist an Pricecoach «sehr interessiert», wie
TO-Chef Marcel Gehring bestätigt. Laut Zürcher gebe es noch weitere
Interessenten, im In- und Ausland.

Für Reisebüros ist Pricecoach also ein Segen – zunächst. Denn die
Vereinfachung des komplexen Themas «Reisefahrzeuge» macht nicht nur den
Job an der Front einfacher. Die Wheels-
Spezialisten bei den TOs werden trotz ihrem hohen Produktwissen
weitgehend überflüssig. Ja, auch Reisebüros braucht es mittelfristig
nicht mehr zwingend: Die Suche und Buchung von Wheels-Produkten ist mit
Pricecoach so einfach wie eine Flugbuchung im Internet.

Laut Zürcher sind in Pricecoach ein B2B- sowie ein B2C-Modul
integriert. Und auch die TOs überlegen an B2C-Varianten herum, wobei in
der Startphase nur B2B-Versionen lanciert werden. Gut möglich, dass
Endkonsumenten ihre Motorhome-Ferien – bisher als Beispiel für die
Notwendigkeit von Reisebüros angeführt – bald selber im Internet buchen
können.

Allerdings läutet auch Pricecoach nicht das Ende des Reisebürokanals
ein. Es verschärft allerdings die «Zweckwandlung» im Reisebüro. Agenten
müssen immer weniger durch ihr Fachwissen bestechen, dafür umso bessere
Verkäufer sein.