Wenn Bilder sprechen können (Ausgabe 2009-07)

Simon Benz über die Werbespots der Veranstalter

Derzeit flimmern die Hotelplan-Werbespots in den Schweizer Haushalten
über die Bildschirme. Unter dem Motto «Von Freunden empfohlen» räkelt
sich Komiker Rolf Schmid am Strand oder steht im Hotel und freut sich
über die günstigen Hotelplan-Ferien. Im Spielfilm verboten und in der
Werbung ein Muss, richtet sich Schmid mit Blick in die Kamera direkt an
die Zuschauer vor dem Bildschirm. Dass man sich duzt, versteht sich
dabei von selbst. Gut, günstig und unkompliziert – das ist die
Kernaussage. Nicht etwa versteckt, sondern ungeschminkt und
geradeheraus wird die frohe Kunde verbreitet. Schmid ist Nachbar,
Freund und Vater, dem Herr und Frau Schweizer vertrauen.

Auf eine ganz andere Schiene setzen Kuoni und Helvetic Tours mit ihren
TV- beziehungsweise Kinospots. Die beiden Werbefilme sprechen eine sehr
deutliche (Bild-)Sprache: Das Kuoni-Paar tummelt sich in trauter
Zweisamkeit in einem luxuriösen Resort irgendwo in der Südsee (oder ist
es der Indische Ozean?), während das Helvetic-Tours-Pärchen an einem
einsamen Strand in der Hängematte rumschmust. Dominiert werden beide
Filme von einer sehr stark ausgeprägten Bildästhetik, von Slowmotion
und einem allgegenwärtigen Weichzeichnungsfilter. Gesprochene Worte:
null. Hinweise auf Preise und Destinationen: Fehlanzeige. Es geht hier
ausschliesslich um die Vermittlung von Emotionen und die damit
einhergehende Generierung von Reiselust und Fernweh. Die Nachricht ist
dennoch unmissverständlich: «Wenn du das magst, was du hier siehst,
dann weisst du nun, wo du’s bekommen kannst.»

Derweil setzt der SRV (Schweizerischer Reisebüro-Verband) auf den
Wiedererkennungseffekt und strahlt den bekannten Werbespot aus.
Auffällig ist, dass sowohl Veranstalter wie auch der SRV ihrer Linie
treu bleiben. Hotelplan bewirbt Pauschalangebote für die Masse, Kuoni
richtet sich an besser betuchte Ästheten und Helvetic Tours – nicht
minder ästhetisch – fokussiert in bekanntem Schwarz-Weiss auf eine
preisbewusste und eher jüngere Generation.

Grundsätzlich erstaunt es, dass gerade zu Zeiten des rückläufigen
Werbemarktes und der unsicheren Wirtschaftslage vielerorts umfassende
Spotkampagnen gestartet werden. Oder ist es vielleicht gerade deswegen?
So unterschiedlich die Werbefilme und deren Zielgruppe sind, sie
animieren die Zuschauer zum Reisen. Und davon profitiert nicht nur der
werbende Veranstalter, sondern die ganze Branche.