Wie der Fernbus den Markt verändert (Ausgabe 2014-41)

Billiger als ein Starbuckskaffee

Der Bus kommt. Und zwar mit Macht. Seit in Deutschland das Monopol der Bahn gefallen ist, führen vornehmlich junge, aggressive Fernbusunternehmen einen harten Kampf um Marktanteile. Auch in der Schweiz. Davon profitieren in erster Linie die Kunden. Sie können für einen Spottpreis von Zürich, Basel oder Chur an Städteziele in Deutschland und in weiteren euro-päischen Ländern reisen. Und zwar nicht nur einmal am Tag, sondern mit Frequenzen, die den Bahnverbindungen teils nur noch in wenig nachstehen. 

Das setzt alteingesessene Anbieter unter Zugzwang, zumal der Kundenkreis längst nicht mehr nur aus preissensitiven Studenten besteht. Auch Geschäftsreisende sitzen in den durchaus komfortabel ausgestatteten Bussen. Die Deutsche Bahn hat bereits reagiert und wird zum Fahrplanwechsel im Dezember Fernreisende in der zweiten Klasse von Preisaufschlägen verschonen. Die SBB bietet zumindest auf der hochfrequentierten Strecke Zürich –München einen Intercitybus (ICB) an, teils zum halben Preis eines Bahnbilletts. Als Reaktion auf die Fernbusse möchte die SBB den ICB aber nicht gedeutet haben.      

Die gute Seite für alle (Fern-)Busunternehmen: Der Bus als Reisemittel wird bekannt und ist beliebt wie nie. Das grosse Geld lässt sich derzeit jedoch nicht verdienen. Wer nicht auf Masse setzen kann, muss Angebote auf Kampfstrecken mit anderen Linien querfinanzieren oder einige Plätze teurer verkaufen als andere. Die erste Marktbereinigung hat in Deutschland bereits begonnen. Ob der Kunde nach einer Konsolidierung allerdings bereit sein wird, wieder realistische Preise jenseits der Kosten eines Kaffee-Latte von Starbucks zu bezahlen, ist fraglich. 

Für den Schweizer Markt stellt sich die Frage: Werden die Vorteile des Fernbusses bald so geschätzt, dass die Forderung einer Liberalisierung nach deutschem Vorbild laut wird? Dem Passagieraufkommen auf dem Busparkplatz hinterm Zürcher HB nach zu urteilen, hätte eine Volksabstimmung gute Chancen. 

Stephanie Günzler