Aufgrund der Unruhen in Ägypten und Tunesien erleben die Kanarischen Inseln zurzeit einen Ansturm von Tou-risten. Verschiedene Schweizer Tour Operators und Airlines haben ihre Kapazitäten und Frequenzen in Ägypten reduziert und auf die Kanaren verlagert. Andere Länder machen dasselbe: Alleine TUI Deutschland verlagert bis Mitte April 40000 Flugsitze auf die Kanaren. «Wir erwarten aufgrund von Ägypten und Tunesien 300000 zusätzliche Touristen auf den Kanaren», sagt Yolanda Martínez, Direktorin des spanischen Fremdenverkehrsamts (Tourespaña) in der Schweiz. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr verzeichneten die Kanaren 8,61 Millionen Besucher.
Wie viele der zusätzlichen Touristen aus der Schweiz stammen, kann Martínez nicht sagen. «Generell machen die Schweizer Touristen rund 2% aller Kanaren-Besucher aus, im Winter ist der Anteil eher noch höher.» Theoretisch könnte dies also bedeuten, dass mindestens 6000 Schweizer ihre Ferien auf die Kanaren umgebucht haben.
Verschiedene Schweizer Retailer haben bereits Engpässe auf den Flügen gemeldet, vor allem auf denjenigen bis Ende Februar. Auf den Kanaren selbst sind aber offenbar genügend Kapazitäten vorhanden. «Natürlich hat es mehr Leute, überlaufen sind die Inseln deswegen aber nicht», sagt Martínez. Zahlen von letzter Woche belegen laut der Direktorin, dass die Hotels im Schnitt erst zu 85% ausgelastet sind, auch was die kommenden Wochen betrifft.
Im Februar und März seien die Kanaren die einzige Alternative auf der Kurzstrecke zu Ägypten und Tunesien, meint Martínez. In Sachen Tauchen könnten es die Kanaren nicht mit Ägypten aufnehmen, aber: «Es werden Tauchaktivitäten angeboten, wenn auch nicht im selben Ausmass.»
Für die Zeit nach dem März rechnet Martínez damit, dass der erste Run auf die Kanaren abklingt. «Ab April sind auch andere Destinationen wie Andalusien und die Balearen oder andere Länder am Mittelmeer wieder warm genug. Die zusätzlichen Touristen werden sich dort verteilen», sagt sie. Langfristige Vorteile für die Kanaren seien trotzdem möglich: «Einige werden dank ihrer Umbuchung die Kanaren für sich entdecken und in den Folgejahren wiederkommen.»
Stefan Jäggi
2010: 1,16 Millionen Schweizer in Spanien
Mit insgesamt 52,68 Millionen ausländischen Touristen, einem Plus von 1% gegenüber 2009, befand sich der internationale Tourismus in Spanien im vergangenen Jahr erstmals seit 2007 wieder auf dem Weg nach oben. Aus der Schweiz reisten 1,16 Millionen Personen nach Spanien, 2,6% mehr als im Vorjahr. An der Spitze standen die Gäste aus Grossbritannien (12,43 Millionen) und Deutschland (8,81 Millionen), jedoch mit rückläufigem Anteil.
Bei den autonomen Regionen stand Katalonien mit 13,18 Millionen Besuchern (+3,7%) an der Spitze, gefolgt von den Balearen mit 9,18 Millionen (+1,7%) und den Kanarischen Inseln mit 8,61 Millionen (+4,9%). Einen Zuwachs von 3,7% gab es 2010 auch bei den Hotelübernachtungen. Knapp ein Drittel der Gäste reiste im vergangenen Jahr mit einem Pauschalpaket nach Spanien, gut zwei Drittel individuell.
SJ