«Wir glauben ans Wachstum im Veranstaltermarkt» (Ausgabe 2015-26)

Der DER-Touristik-Chef, seit fünf Jahren bei Rewe und zuvor 20 Jahre bei TUI, beantwortet Fragen zur Übernahme des europäischen Veranstaltergeschäfts von Kuoni.

Herr Hartmann, Sie sprechen im Zuge der Übernahme von einer «Bündelung der Kräfte». Macht eine separate Touroperating-Einheit in Zürich dann noch Sinn, oder werden gewisse Aufgaben zentralisiert werden?

Wir werden Kuoni Schweiz sicher so übernehmen, wie es im Moment ist. Alles Weitere werden wir zuerst mit dem Management besprechen. DER Touristik hat Zielgebietsstrukturen, wir sind z.B. im Mittelmeerbereich sehr gut aufgestellt. Da wird es Möglichkeiten geben, zusammenzuarbeiten. Aber ich bin überzeugt, dass eine nationale Vertriebsverantwortung zwingend ist, ebenso wie eine -Verantwortung für die Produktion. Ich bin kein Freund von Konzernstrukturen.

Die Kuoni Group bleibt Eigner der Marke Kuoni, Sie haben «nur» die Nutzungsrechte erworben. Welche Auflagen gehen damit einher?

Wir dürfen damit sämtliche Reisevertriebs- und Veranstalteraktivitäten in der Schweiz vollziehen. Was darüber hinausgeht, muss mit dem Kuoni-Management verhandelt werden. Weitere Auflagen gibt es nicht, doch unsere Unternehmen haben die gleichen Gene, wir wollen Qualitätsreisen anbieten. Klar ist, dass wir in der Schweiz und in Grossbritannien die starke Kuoni-Marke weiterverwenden werden.

Welche Rolle wird Ihre bestehende Schweizer Marke ITS Coop künftig spielen?

ITS Coop ist vor allem im Direktverkauf tätig. Wir sehen praktisch keine Überschneidungen mit Kuoni, sondern vielmehr eine Ergänzung. ITS Coop läuft deswegen aber nicht auf einem Nebengleis – das Management wird an den kommenden Strategiesitzungen ebenfalls anwesend sein.

Überschneidungen könnte es hingegen bei den DMC geben, bei denen -sowohl DER als auch Kuoni teils eigene Lösungen haben.

Hier wird es Konkurrenzsituationen geben, zum Beispiel in Asien. Aber in anderen Bereichen sind wir ja heute schon Partner von Kuoni, etwa beim Destination Management in Afrika.

 

Die zu verkaufenden Einheiten lagen per Ende Mai 8% unter Vorjahr. Wie wollen Sie sie wieder flottmachen?

Wir glauben an das Wachstum im Veranstaltermarkt; es gibt zwar nicht mehr Kunden, doch sie buchen häufiger und hochwertiger. Aufgrund der Währungssituation ist es ein schwieriges Jahr für Kuoni Schweiz, doch für nächstes Jahr wird man günstig einkaufen können, und es wird ein positiver Effekt eintreten. 

Ab welchem Zeitpunkt könnte sich bei Kuoni Schweiz denn ein «DER-Effekt» bemerkbar machen?

Im kommenden Winter sicherlich nicht, und der Sommer 2016 ist auch schon in Produktion. Er wäre also erstmals im Winter 2016/17 spürbar – falls wir denn wirklich etwas verändern wollen.

SRV-Präsident und Ex-Kuoni-CFO -Max Katz sitzt im Fachbeirat der DER Touristik. Welchen Einfluss hatte er in diesem Deal?

Gar keinen. Er kam nicht auf uns zu, wir nicht auf ihn.

AH/SJ