«Wir haben ein Zeichen gesetzt» (Ausgabe 2011-01)

CEO Robert Somers sprach mit TRAVEL IN-SIDE über die neusten Entwicklungen bei der Basler Hello.

Herr Somers, was hat Hello im 2010 am meisten bewegt?

Wir wussten bereits Ende 2009, dass 2010 ein schwieriges Jahr werden würde. Wir hatten bei der Planung im Herbst 2009 zwei mögliche Deals auf dem Tisch, einen mit Hotelplan nach Griechenland und einen mit TUI Deutschland für eine ganze Maschine ab Basel. Wir haben unsere Angebote im normalen Rahmen unterbreitet, wurden jedoch um 15 bis 20 Prozent unterboten, was wir nicht matchen konnten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir sechs MD-90 in unserer Flotte und da wir diese zwei Geschäfte nicht abschliessen konnten, wussten wir, dass wir die Kapazitäten reduzieren mussten. Schliesslich haben wir die Flotte um 50 Prozent verkleinert. Dies hatte entsprechende Entlassungen und Umsatzrückgänge zur Folge. 

Wie lief das Jahr 2010 unter dem Strich?

Es gab eine kleine Chance, dass wir schwarze Zahlen schreiben können, ich gehe aber davon aus, dass wir das nicht geschafft haben. Es war auf alle Fälle ein hartes Jahr, denn wir wussten ja auch, dass wir unsere Flotte zu erneuern hatten, was auch im 2010 geschehen musste.

Warum musste die Flotte ausgerechnet 2010 erneuert werden?

Dies hätte auch nächstes Jahr gemacht werden können, die Leasing-Verträge laufen noch bis 2013. Aber der Flugzeugtyp MD-90 wird immer seltener. In Europa waren im Dezember nur noch unsere drei im Einsatz. Das Flugzeug ist zu rar und kostet darum zu viel im Unterhalt. Zudem erachten die Veranstalter und das Publikum die MD-90 als alte MD-80, was aber nicht korrekt ist.

War 2010 ein gutes Jahr zum Verhandeln der Leasing-Preise?

Die Lease-Fees waren im 2010 sicher tiefer als in den Jahren zuvor. Sie lagen für vergleichbare Flugzeuge von Airbus und Boeing vor drei Jahren bei rund USD 300000, wir haben sie jedoch für signifikant weniger erhalten. Zudem konnten wir diese tiefe Leasing-Rate der ersten drei Maschinen für die nächsten fünf Jahre fixieren. Im Vergleich zum Februar 2010, als wir mit den Verhandlungen angefangen haben, sind die Raten heute bereits wieder um monatlich USD 50000 pro Maschine teurer.

In welchem Zeitrahmen erhalten Sie die neuen Airbus A320?

Die erste Maschine haben wir bereits seit Anfang November 2010, die zweite erhalten wir noch im Januar, die dritte im März, die vierte im Mai und die fünfte im 2013. Im 2011 werden zunächst drei Maschinen in Zürich und eine in Basel stationiert. Die drei MD-90 werden ab Januar im Monatsrhythmus die Flotte verlassen.

Bleibt das Hello-Geschäftsmodell mit den drei Standbeinen bestehen?

Ja, Kettencharter machen weiterhin 80 Prozent unseres Geschäfts aus, ACMI und die Ad-hoc-Fliegerei je zehn Prozent. Dieses Verhältnis bleibt sicher für 2011 so bestehen. Wir müssen zuerst verdauen, was wir auf uns genommen haben, denn eine Flottenerneuerung ist eine riesige Herausforderung für ein kleines Team, wie wir es sind. Wir werden aber auch in diesem Jahr sicherlich überlegen, was wir sonst noch machen können und welche Entwicklungsmöglichkeiten es gibt.

Was ändert sich durch die neue Flotte?

Das Flugzeugleasing ist zwar teurer als vorher, aber der Unterhalt ist günstiger, was sich in etwa ausgleicht. Sehr wichtig ist, dass die neuen Maschinen zuverlässiger sind. Ein A320 ist zudem einfacher im Markt zu platzieren, Stichwort Winter-Wetlease im Ausland. Hier gibt es mit dem Airbus in Zukunft neue Möglichkeiten, mit der MD-90 waren wir diesbezüglich eher eingeschränkt. 

Verkauft sich ein A320 also auch besser an die Tour Operators?

Ja, auf alle Fälle. Wir haben vor dem Entscheid auch die Kunden befragt, ob der Wechsel auf Airbus in ihrem Sinne wäre. Die Frage wurde definitiv bejaht, allerdings sind sie verständlicherweise nicht bereit, einen Franken mehr dafür zu bezahlen.

Warum werden heute wieder mehr Charter geflogen als im Winter 2009/10?

Wir haben mit der Flottenerneuerung ein Zeichen gesetzt, das war ein wichtiger Schritt. Die TOs haben gesehen, dass wir im Markt bleiben und die Dienstleistungen erbringen können. Das hat sie animiert, Hello anstelle einer ausländischen Firma zu buchen. Im Sommer 2010 haben beispielsweise Hotelplan auf Viking Airlines und Koral Blue und TUI Deutschland auf XL Airways gesetzt. Diese beiden TOs sind nun zu uns zurückgekommen. Ziel ist nun auf beiden Seiten die längerfristige Zusammenarbeit.

Macht sich Hello fit für eine Übernahme?

Diese Möglichkeit gibt es immer wieder. Es stellt sich dabei die Frage, was es kostet und was es bringt. Jede existierende Firma ist ein Übernahmekandidat; und Übernahmemöglichkeiten gibt es immer – auf beiden Seiten.

Sind Linienflüge ein Thema für Hello?

Das ist ein Dauerthema. Wir werden auch 2011 anschauen, ob, wann und wo dies Sinn machen würde. Die Konkurrenz ist in diesem Bereich sehr gross. Wenn wir auf der Linie fliegen würden, dann eher in der Nische. Es gibt heute allerdings noch keine konkreten Pläne, um in dieses Geschäft einzusteigen.

Wären Bern oder Altenrhein in Zukunft Abflugoptionen für Hello?

Bern ist keine Option für einen 174-plätzigen Airbus A320. Alles, was grösser ist als eine Fokker 100, und diese ist mit 100 Plätzen bereits relativ gross, ist in Bern fehl am Platz. Viele Ideen sehen auf dem Papier interessant aus, sie müssen aber umsetzbar und gewinnbringend sein. Aber was in Altenrhein momentan geschieht, verstehe ich persönlich nicht. Es ist ein sehr mutiger Schritt, mit People’s Vienna Line zu starten. Ob das gutgeht, weiss ich nicht. 

Hat Hello unter dem Schneechaos der vergangenen Wochen gelitten?

Während den schweren Schneefällen gab es wegen Schneeräumungsarbeiten in Zürich und Basel Abweichungen auf einigen Flügen in die Schweiz. Zudem kam es aufgrund der Enteisung der Maschinen zu einigen Abflugverspätungen. Hinzu kommen natürlich auch die Kosten der Enteisung selbst.

Wie stehen die Aussichten für Hello im Geschäftsjahr 2011?

Wir fliegen rund zweieinhalb Mal so viel wie 2010, die Aussichten sind entsprechend erfreulich. Neue Flugzeuge, neuer Flugplan – wir freuen uns auf die Herausforderung. Im Gegensatz zu 2010 sollten wir im 2011 schwarze Zahlen schreiben. 

Simon Benz