Die grossen Schweizer TOs sehen der Euro2008 ziemlich entspannt
entgegen. Niemand rechnet mit einem Einbruch des Sommergeschäftes
während der EM im kommenden Juni.
Die TOs stützen sich neben eigenen Erfahrungen vor allem auch auf
Erfahrungswerte der vergangenen Fussball-WM in Deutschland. Zudem ist
es heute praktisch überall auf der Welt möglich, die Fussballspiele
live im TV mitzuverfolgen. Ein deutlicher Rückgang der Reisetätigkeit
wird ausgeschlossen.
Peter Schmidli, Leiter Unternehmenskommunikation und Medien bei
Hotelplan, erwartet für den Juni 2008 die gleichen Umsatzzahlen wie im
Vorjahr. Eine Strategie zur Umsatzsteigerung im sonst buchungsschwachen
Juni zum Beispiel in Form von Sonderaktionen gibt es nicht. Gründe
dafür sind, dass zu diesem Zeitpunkt die Doppelverdiener sowie Personen
über 50 Jahre sowieso verreisen, unabhängig von der Fussball-EM. «Wir
können uns durchaus vorstellen, in der Kommunikation auf gewisse
Fussballklischees wie er schaut Fussball sie ist in der
Wellness-Oase anzuspielen», sagt Schmidli. Die Vermarktung sei für
Hotelplan im 2008 nicht mehr so schwierig, da seit der Zusammenarbeit
mit Air Berlin die Flüge opportunistischer eingekauft werden können.
Knecht erwartet keine veränderte Nachfrage während der Fussballzeit, da
das Unternehmen auf Langstreckenreisen fokussiert und der Juni ohnehin
ein schwacher Buchungsmonat ist, so Roger Geissberger, CEO Knecht
Reisen.
Laut Peter Brun, Mediensprecher Kuoni Schweiz, ist Helvetic Tours für
das Massengeschäft von Kuoni zuständig. Nach der Neupositionierung wird
sich Helvetic Anfang Januar mit dem Thema auseinandersetzen und die
Ziele kommunizieren.
Bei Travelhouse passt man die Kapazitäten im Juni zwar an, jedoch nicht
wegen der Europameisterschaft, sondern aufgrund der generellen
Flugsituation, so Rolf Bühler, ab Januar 2008 Leiter des gesamten
Veranstaltergeschäfts von Travelhouse. Pascal Wieser, abtretender
Leiter Langstrecke, fügt an, dass das Unternehmen zudem kein
Charter-Risiko trägt, sondern direkt die Nachfrage der Kunden bedient.
Zwar wird im Vergleich zum Juni dieses Jahres eine eher verhaltene
Nachfrage erwartet, doch da es sich nicht um einen Hauptreisemonat
handelt, wird und da sind sich Bühler und Wieser einig nicht mit
einem Umsatzeinbruch gerechnet. Es sei zwar möglich, dass die Kunden
ihre Reisepläne in den Mai oder den teureren Juli verlagern, die
aktuelle Buchungssituation für das Sommergeschäft lasse allerdings noch
keine Tendenz erkennen.
«Bei TUI Suisse werden Anlässe wie die Euro2008 in jeder Planung und
Budgetierung berücksichtigt, folglich werden weder Einbussen noch
Überraschungen erwartet», sagt Roland Schmid, Corporate Communications
Officer von TUI Suisse. «Während den Fussballspielen sind noch keine
Sonderaktionen geplant. Sollte sich die Buchungssituation aber
unerwartet verschlechtern, können solche auch noch kurzfristig lanciert
werden.»
Anscheinend kontert keiner der befragten Veranstalter mit einer
grossangelegten Sonderaktion gegen die Euro2008. Auch um den Umsatz
macht man sich keine Sorgen. Das heisst, es werden keine
Verteidigungsstrategien im Sinne von Flugplan- und
Destinationsänderungen vorgenommen zumindest vorerst nicht. Scheinbar
wird aber auch nichts unternommen, um von einer allfälligen
Fussballeuphorie bzw. von einem Fussballüberdruss der Schweizer und
Schweizerinnen profitieren zu können.
Simon Benz