Das Schweizer «Tor zur Welt» ist attraktiver denn je und steht dennoch vor einer unsicheren Zukunft.
Der Flughafen Zürich steht in der Öffentlichkeit immer wieder im Zentrum der Debatte vor allem in Sachen Lärm und Umweltverschmutzung. Der Wunsch des Flughafens zum Bau einer Parallelpiste oder nach mehr Parkplätzen wird kontrovers diskutiert. Die Argumente des Flughafens sind natürlich vor allem die Wichtigkeit desselben als Verkehrsdrehscheibe, Wirtschaftsmotor und Dienstleistungszentrum. Das lässt sich leicht belegen.
Wie Thomas Kern, CEO der Flughafen Zürich AG, am Airport Congress im Rahmen des TTW Montreux darlegte, ist die Hauptaufgabe des Flughafens, die Nachfrage nach Direktverbindungen zu den wichtigsten Metropolen zu befriedigen. Mit aktuell 720 Flugverbindungen für 60000 Passagiere pro Tag wird dies für das vergleichsweise kleine Einzugsgebiet Zürich mehr als sichergestellt.
Nicht zu vergessen ist, dass der Flughafen Zürich extrem gut erschlossen ist: 900 Bus- und 380 Bahnverbindungen pro Tag, drei Autobahnkreuze in der Nähe sowie ein aktuelles Angebot von 17000 Parkplätzen.
Der Flughafen zieht aber nicht nur Passagiere an rund 20000 Besucher kommen pro Tag nach Kloten. Manche sicher für die Flugzeuge, viele aber auch wegen dem umfassenden Shopping-Angebot, welches aus dem Flughafen das zweitgrösste Shopping-Center der Schweiz macht. Es gibt am Flughafen 150 Läden, 50 Restaurants und Bars, mehrere Konferenzzentren und 330 Hotelzimmer in der Nähe. Dazu stehen 100000 m² Bürofläche zur Verfügung. 2009 erwirtschaftete der Flughafen Zürich über CHF 315 Mio. mit «Non-Aviation Income».
Das entspricht fast der Summe, welche der Flughafen pro Jahr in seine Infrastruktur reinvestiert. Zurzeit sind das neue Dock B, ein neues Gebäude für die zent-ralisierte Sicherheitskontrolle, eine dritte Fluggastbrücke für den A380 und die «Arrival Duty Free» in Entstehung.
Der moderne und stadtnahe Flughafen überzeugt auch mit einer «Minimum Connecting Time», welche unter den europäischen Grossflughäfen lediglich von Wien übertroffen wird.
Trotz dieser imposanten Zahlen kommen grosse Probleme auf den Flughafen zu. Das Nachtflugverbot zwischen 23.30 und 06.00 Uhr etwa stellt ein Problem im Konkurrenzkampf mit den anderen Star-Alliance-Hubs der Region dar: Frankfurt, München und Wien kennen kein Nachtflugverbot. Eine weitere Reduktion der Flugzeiten würde den Wellenbetrieb am Flughafen gefährden.
Für die ganze Lärmproblematik hat Kern ebenfalls Argumente parat etwa, dass in der Gesamtbevölkerung die Lärmbelastung durch Autos oder Bahnen viel höher ist. Oder dass trotz der starken Verkehrszunahme die Lärmbelastung real abgenommen hat. Das geht auch in den Umweltschutz hinein: Der Flughafen Zürich hat die CO2-Emissionen seit 1991 um 30% reduziert, trotz Zunahme der Infrastruktur um 40% und des Verkehrs um 60% im gleichen Zeitraum.
Das Thema ist allerdings so emotional, dass das Wohl des Wirtschaftsstandortes in den Hintergrund gerät. Mit der Aufhebung der von Deutschland einseitig verordneten Anflugbeschränkung und der Wiederein-führung der Nordanflüge könnten zwar einige Probleme behoben werden, aber auch nur temporär. In der engen Schweiz wird langfristige Wachstumsplanung immer schwieriger.
Jean-Claude Raemy
Neues Dienstleistungszentrum «The Circle»
Der Dienstleistungsbereich am Flughafen Zürich soll ausgebaut werden. Geplant ist dazu ein neues Zentrum vis-à-vis der Parkhäuser namens «The Circle», wo auf einer Grundfläche von 37000 m² und einer Nutzfläche von 200000 m² neue Angebote in den Bereichen «Health & Beauty», «Education & Knowledge», «Culture & Events», «Brands & Dialogue», «Counsel & Services», «Hotels & Serviced Apartments» und «Headquarters & Offices» sowie Lagerflächen entstehen sollen. Wenn alle Bewilligungen vorliegen, soll 2012 mit dem Bau begonnen werden; die Eröffnung ist für 2016 geplant. Weitere Infos siehe www.thecircle.ch.
«The Circle» ist nur ein weiteres Beispiel für die wirtschaftliche Innovationskraft des Flughafens. Die aktuelle direkte Wertschöpfung beträgt laut Flughafen-CEO Thomas Kern über CHF 5 Mia., bei 22 Mio. Passagieren und 23000 Mitarbeitenden in 270 Firmen am Flughafen Zürich. Notabene: Ein Drittel aller Feriengäste erreicht die Schweiz per Flugzeug, und ein Drittel des Wertes aller Transportgüter verlässt die Schweiz per Luftfracht.
JCR
Zur Flughafen Zürich AG
Vergessen ist die Unique, hoch lebe die Flughafen Zürich AG. Die Betreiberin des Flughafens Zürich ist eine nicht subventionierte, börsenkotierte Gesellschaft, welche im Besitz der Flughafenbetreiber-Konzession bis 2051 ist. Die wichtigs-ten Aktionäre sind der Kanton Zürich (33,3%) und die Stadt Zürich (5%). Mit 1400 FTE erwirtschaftete die Flughafen Zürich AG im letzten Jahr eine Bilanzsumme von CHF 3,5 Mia.
JCR