Wo die Sonne scheint, da gibt es auch Schatten (Ausgabe 2012-22)

Entwicklungen im Türkei-Tourismus

Die Türkei geht heute aufgrund der in einigen Regionen dieser Welt an-gespannten wirtschaftlichen und politischen Situation als eine der touristischen Gewinnerdestinationen hervor. Aufgrund der politischen Situation in Nordafrika sowie der wirtschaftlichen Unsicherheiten in einigen südeuropäischen Ländern verzeichneten die Türkei-Anbieter im 2011 mitunter Rekordzuwächse. Und auch für das aktuelle Geschäft 2012 werden erneut gestiegene Buchungszahlen vermeldet. 

Die Türkei liegt im Trend, denn laut den Grossveranstaltern liegen die Buchungszahlen deutlich über dem Vorjahresniveau, während die Preise währungsbedingt unter jenen von 2011 liegen. Probleme scheinen die Verantwortlichen bei Hotelplan Suisse, Kuoni und TUI Suisse keine zu haben – weder mit den Produkten selbst noch bei den Verhandlungen mit den Leistungsträgern. Dennoch: Wo die Sonne scheint, da gibt es auch Schatten –
und scheinbar ziehen langsam Wolken auf am sonst so -sonnigen Himmel des Türkei-Tourismus. Kadir Ugur, CEO des Türkei-Spezialisten Bentour Swiss, hält mit Kritik -jedenfalls nicht zurück.

Zahlreiche Hotels haben laut Ugur massiv an der Preisschraube gedreht und ihre Raten um bis zu 25% angehoben. Gegen eine moderate Preiserhöhung hätte wohl auch der langjährige Touristiker wenig einzuwenden gehabt. Denn dass die Hotels ihre Preise bei steigender Nachfrage erhöhen, basiert auf dem Prinzip von Angebot und Nachfrage und ist daher erklärbar. Nicht aber die Verteuerung um 25%. Immerhin: Der qualitative Standard in den türkischen Hotels wird vom gestiegenen Preisniveau nicht beeinträchtigt. Bei den Airlines hingegen stellt Ugur fest, dass die Qualität bei einigen Fluggesellschaften herunter- und die Preise hochgefahren werden. 

Die Frage nach der Nachhaltigkeit ist durchaus gerechtfertigt, denn dabei geht es um weit mehr als lokal-soziale und ökologische Aspekte. Hinsichtlich der Qualität geht es um die Verbesserung – mindestens aber die Wahrung – der Standards, und bei den Preisen um eine gesunde und marktgerechte Entwicklung. Eine übereifrige Preiserhöhung aufgrund vorübergehend gestiegener Nachfrage ist gefährlich. Erstens könnten die Flug- oder Hotelgäste, darunter auch die Stammgäste, vom Buchen abgehalten werden; zweitens geraten die TO-Partner
bei ihren Kunden in Erklärungsnot; und drittens werden auch die heute angeschlagenen Destinationen wieder einmal genesen. Einer ver- oder gar überteuerten Destination ist da schnell der Rücken gekehrt.

Simon Benz