X-Helvetic Tours: Fluch oder Segen für die Reisebüros? (Ausgabe 2012-09)

Retailer sind sich über Auswirkungen des neuen X-Veranstalters uneinig.

Als Kuoni anfangs Jahr mit X-Helvetic Tours ein dynamisch paketiertes Produkt lancierte, das mit tiefen Preisen auf Endkunden zielte, war absehbar, dass sich die Begeisterung bei den unabhängigen Reisebüros in Grenzen halten würde. Aus der Romandie etwa wurden rasch kritische Stimmen laut, gerade was die Abgrenzung und die Preisdifferenz zwischen X-Helvetic Tours und Helvetic Tours betrifft.

In der Deutschschweiz sind die Reaktionen unterschiedlich. «Für uns Retailer ist das eine Katastrophe», sagt etwa Cyrill Zimmermann (Royal Reisen Kloten) – wobei er verstehen kann, dass die Veranstalter handeln müssen, wenn sie in zehn Jahren noch existieren wollen. «Das Problem ist, dass vermehrt nur noch der Preis entscheidend ist, da die Produkte mehr und mehr austauschbar und vergleichbar werden.»

Ein Problem scheint zudem das Vertrauen in den neuen TO zu sein. «Ich traue diesen Systemen nicht», sagt Reto Kuratli (Bernhard Reisen Goldach), «der Kunde ist vor Ort nicht mehr betreut, der Veranstalter lässt ihn allein. Wenn die TOs vermehrt auf solche Systeme setzen, kann ich mich nicht mehr auf sie verlassen und meine Kunden guten Gewissens auf die Reise schicken.»

In den meisten Fällen haben sich die Retailer aber damit abgefunden, dass nun einfach ein weiterer Konkurrent auf dem Markt ist. Daniel Kiefer (Dan Tours Schönenwerd) sagt: «Da wir keine Kommission auf die Buchung bekommen, kann ich derzeit nichts damit anfangen. Aber jeder soll seine Möglichkeiten ausschöpfen.» 

Dass X-Helvetic Tours eine andere Zielgruppe als die Reisebüros hat – wie es die Sichtweise von Kuoni ist –, hofft auch Marcello Brunner (Marcellos Travel Service): «Wir müssen den Unterschied sowieso beim Service machen und nicht beim Preis. Wenn einer meiner Kunden es explizit wünscht, würde ich sogar auch über X-Helvetic Tours buchen.»

Christina Gloor (Christina Gloor Reisen Windisch) sieht im neuen X-Veranstalter sogar eine Chance: «Ich habe mich bei Kuoni für die Lancierung von X-Helvetic Tours bedankt, auch wenn das Produkt nicht auf Retailer ausgelegt ist. Denn dadurch werden die Kunden wieder sensibilisiert, ihre Ferien in der Schweiz zu buchen. Das sehe ich als Chance, auch für die Reisebüros.» Mit dieser Aussage stärkt Gloor Kuoni den Rücken; dort ist man überzeugt, mit X-Helvetic Tours keine weitere Konkurrenz für Reisebüros geschaffen zu haben, sondern die ins Ausland abgewanderten Kunden wieder zurückholen zu können.