Zwei Ferienflieger im Vergleich (Ausgabe 2015-18)

Wettbewerb mit Schweizer Symbolik

Wer Konkurrenz hat, muss mehr bieten. Dass mit Holiday Jet ein neuer Ferienflieger zwischen der Schweiz und 13 Badeferienorten unterwegs ist, kann den Kunden auf Vertriebs- und Endverbraucherseite also nur Vorteile bringen. Im Vergleichstest mit der (natürlich viel grösseren und etablierten) Ferienairline Edelweiss zeigte sich denn auch, dass beide Fluglinien sich sehr um das werte Kundenwohl bemühen. Wenn auch mit Unterschieden. 

Auffällig ist, dass bei Holiday Jet alles ein bisschen günstiger ist (und auch wirkt) als bei der etwas edleren Edelweiss. Von der Einklassen-Konfiguration über die geringere Beinfreiheit bis zum Papier des Bordmagazins, aber auch mit den Zusatzprodukten (Sitzplatzreservation, Kopfhörer, Getränke), die eindeutig immer ein paar Franken billiger sind als bei Edelweiss, macht Holiday Jet keinen Hehl daraus, dass man der Günstigere von beiden sein will. Was die Flugpreise angeht, stimmt das tendenziell auch. Nur wer zeitlich sehr flexibel ist, kommt mit Edelweiss auf günstigere Preise als bei Holiday Jet. 

Überraschend gut sind die Slots, die Holiday Jet anbieten kann. Dabei ist zu vermuten, dass Partnerin Hotelplan aus Travel-Service-Zeiten noch Slots erben konnte. Abflug- und Ankunftszeiten sind ähnlich attraktiv wie bei Edelweiss, die aber natürlich mit fünf – und Gerüchten zufolge bald sechs – A320 in der Flotte ein ungleich grös-seres Angebot hat. Nur drei Ziele kann Holiday Jet mit ihrem A319 – der ab und an noch Unterstützung vom von Air Prishtina gecharterten Schwesterflugzeug bekommt – am Samstag und zwei am Sonntag anfliegen.  

Etwas widersprüchlich sind die Bemühungen um die Marke Holiday Jet. Beim Buchen lenkt Hotelplan die Kunden verständlicherweise auf die eigene Homepage, seitens Operator Germania Flug AG wird ebenfalls eher der Germania-Brand in den Vordergrund gerückt. Als Marketinginstrument funktioniert der weiss-rot lackierte Flieger mit dem Schweizerkreuz am Heck jedoch. Wer auf Symbolik und die damit assoziierte Schweizer Qualität steht, steigt lieber in einen Flieger mit einem Edelweiss oder einem Schweizerkreuz ein als in irgendetwas anderes.  

An Bord hat Edelweiss bei der Swissness (noch) die Nase vorn, allein was die Sprachkompetenz des Personals angeht. Aber hier will Holiday Jet noch nachbessern. Derzeit muss Edelweiss sich sicherlich noch keine Sorgen machen. Doch da beide wachsen wollen, wird sich der Wettbewerb um Einzel- und Veranstalter-Kunden bald verstärken. Feststeht auf jeden Fall: Mit Holiday Jet hat Edelweiss Konkurrenz bekommen, die durchaus ernst zu nehmen ist.

Stephanie Günzler