Aida schliesst internationale Büros – Schweiz-Team ist auf der Strasse

Die deutsche Aida Cruises gibt die Niederlassungen in der Schweiz, Österreich und den Niederlanden auf. Die Märkte werden neu von Rostock aus betreut.
Aida Schweiz mit Kay Sion, Rebecca Amstutz und Dominika Lange (v.l.)

Die in Rostock beheimatete Aida Cruises, zusammen mit Costa Teil des weltgrössten US-Cruiseunternehmens Carnival Corporation, schliesst die Schweiz-Niederlassung in Zürich und hat dem 5-köpfigen Team gekündigt. Auch die Büros in Österreich und den Niederlanden, die zusammen mit der Schweiz in einer internationalen Vertriebseinheit von der in Zürich domizilierten Dominika Lange geführt wurden, werden aufgehoben.

Wie Aida mitteilt, werden die Vertriebs- und Marketingaktivitäten in diesen drei Märkten in die verschiedenen Geschäftsbereiche unter der Leitung von Alexander Ewig, SVP Marketing Sales & E-Commerce, am Hauptsitz in Rostock integriert. Ansprechpartner für die Vertriebspartner in diesen Märkten bleibt Uwe Mohr, Vice President Sales, der sich beim nun entlassenen internationalen Team für sein Engagement bedankt.

Als Begründung für die Umstrukturierung nennt Aida etwas schwammig einen klaren Trend zur Zentralisierung, der die Vertriebs- und Marketinglandschaft in Europa in den letzten Jahren verändert habe. Daher sei die Bündelung der Kräfte und die Zentralisierung dieser Aktivitäten ein logischer Schritt.

Wieweit die Pandemie den nun vollzogenen Schritt befeuert hat, will Aida nicht kommentieren, dürfte aber in der aktuell ausserordentlich schwierigen Lage für die gesamte Cruise-Industrie auf der Hand liegen: Seit bald einem Jahr liegt die Flotte von 14 Aida-Schiffen weitgehend still, das Land Mecklenburg-Vorpommern offeriert gemäss Medienberichten nun eine Bürgschaft. Und das US-Mutterunternehmen Carnival hat bereits mehrmals neue Finanzmittel aufgenommen um über die Runden zu kommen.

Cruise-Profis auf dem Markt

Keine weiteren Details gibt Aida auch zu den Kündigungen und einem allfälligen Support bei der Jobsuche der betroffenen Mitarbeitenden ab. In Zürich betrifft dies Head of International Sales & Marketing Dominika Lange, Marketing & PR Manager Rebecca Amstutz, Key Account Manager Kay Sion und die beiden Sales Manager Bruno Hesser und Tina Görgen. Dazu kommen drei Betroffene in Österreich und zwei in den Niederlanden

Das Büro in Zürich war schon seit längerer Zeit Corona-bedingt nicht mehr offen, das Team arbeitete im Homeoffice und ohne Kurzarbeitslösung. Nun sind plötzlich fünf ausgewiesene Cruise- und Reise-Profis auf dem Markt und bereit für eine neue Herausforderung – ob allenfalls noch akzeptable (und wohl mit einem Umzug an die Ostsee verknüpfte) Angebote aus Rostock folgen, ist offen.

Die Schliessung zeichnete sich nicht ab und kam auch für die Betroffenen offenbar überraschend, die Enttäuschung dürfte gross sein – konkret dazu möchte man sich im Augenblick aber nicht äussern. Erst im Herbst 2019 erfolgte die Trennung der Vertriebs- und Marketing-Kooperation der beiden Marken Aida und Costa. Aida bezog neue Büroräumlichkeiten in Zürich und Dominika Lange und ihr Team bauten zielstrebig und erfolgreich die Dreiländer-Organisation CH/A/NL auf. Der Schweizer Reisebranche ist das Aida-Produkt nicht zuletzt seit der SRV-GV 2018 auf der Aida Prima ein Begriff.

Die deutsche Reederei dürfte im hiesigen Markt im letzten relevanten Geschäftsjahr 2019 auf geschätzte 12’000 bis 15’000 Passagiere gekommen sei (Aida gibt keine länderspezifischen Zahlen bekannt). Wie sich der Zentralisierungs-Entscheid von Aida nun auf den Markt Schweiz auswirken wird, ist offen. Ähnliche Standort-Rückzieher haben in der Vergangenheit meist zu einer Abflachung der Zahlen oder gar Rückschritten geführt – die lokale und persönliche Marktpräsenz hat sich hierzulande stets noch als Stärke entpuppt.

(Beat Eichenberger)