Alaska per Schiff: Die Alternativen

Schiffsreisen-Update: Carnival verlängert die Betriebspause bis Ende Mai, Holland America, Princess Cruises und Seabourn stornieren die Alaska-Fahrten.
Mit kleineren Schiffen Alaska entdecken. © Foto: American Cruise Line
Beat Eichenberger, TRAVEL INSIDE Cruise-Spezialist

Es war zu erwarten: Nachdem die Reedereien von Norwegian Cruise Line Holdings (Norwegian Cruise Line, Oceania Cruises, Regent Seven Seas Cruises) ihren generellen Shutdown ein weiteres Mal bis Ende Mai verlängert haben, zog nun eine weitere amerikanische Grossreederei mit: Auch Carnival Cruise Line wird nicht vor dem 1. Juni wieder in See stechen – noch andere dürften folgen.

Ebenfalls zu erwarten waren die offiziellen Reaktionen weiterer Reedereien der Carnival-Gruppe im Zusammenhang mit dem faktischen «Cruise-Ban» in Alaska.

Wie TRAVEL INSIDE am 4.2.21 aktuell meldete, hat die kanadische Regierung ihr Verbot für Kreuzfahrten mit Schiffen ab 100 Passagieren in kanadischen Gewässern bis Ende Februar 2022 verlängert.

Der «Passenger Vessel Services Act»

Dieses Verbot wirkt sich massiv auf die diesjährige Alaska-Kreuzfahrtsaison aus: Der amerikanische «Passenger Vessel Services Act» (PVSA) verlangt nämlich, dass ausländische Schiffe nur US-Häfen anlaufen dürfen, wenn sie auf ihrer Route auch einen ausländischen Hafen besuchen. Nun fahren mehr oder weniger sämtliche Schiffe der amerikanischen Reedereien unter einer «Billigflagge», sind also nicht in den USA registriert und daher rechtlich gesehen «ausländisch».

Für die Alaska-Fahrten war bis anhin vor allem Vancouver als Ausgangshafen oder Zwischenstopp der «rettende Anker» für die Reedereien. Dieser fällt nun wegen der kanadischen Weisung weg. Deshalb haben jetzt Holland America Line, Princess Cruises wie auch Seabourn fast alle Alaska-Fahrten (und ebenso die Neu-England-Fahrten) offiziell annulliert.

Auch hier gilt: Weitere Reedereien werden folgen (müssen). Noch laufen zwar offenbar Verhandlungen zwischen Cruiselines und der US-Regierung über eine temporäre Aufhebung des PVSA, doch ob sich da noch etwas tun wird, ist höchst fraglich.

Ein gewaltiger wirtschaftlicher Verlust

Wie dem CNI Annual Report zu entnehmen ist, erwartete Alaska in diesem Jahr fast 1,4 Millionen Kreuzfahrt-Gäste. Den Löwenanteil hätten die Reedereien Holland America Line (geplant war der Einsatz von sechs Schiffen in Alaska), Princess Cruises (fünf Schiffe), Norwegian Cruise Line (vier Schiffe), Royal Caribbean Int. (ebenfalls vier Schiffe) und Celebrity Cruises (drei Schiffe) dazu beigetragen.

Aber auch viele weitere Reedereien wie Carnival, Disney, Regent, Viking Ocean, Oceania, Silversea, Seabourn, Crystal und von den europäischen Reedereien etwa Hurtigruten oder Ponant planten verschiedene Schiffsreisen in Alaska, die nun wohl ins Wasser fallen. Dass Kanada das Cruise-Verbot aufgrund einer plötzlich massiv verbesserten Covid-Lage im Lande frühzeitig aufheben könnte, ist die allerletzte, aber wohl vergebliche Hoffnung.

Die Stunde der Spezialisten

Doch gänzlich auf Schiffsreisen in Alaska verzichten muss man in diesem Jahr aller Voraussicht gleichwohl nicht. Es gibt nämlich einige kleinere Reedereien, die unter US-Flagge fahren und deshalb vom PVSA ausgenommen sind und ab US-Häfen ohne Auslandsstopp operieren können – natürlich mit Covid-Massnahmen.

Auf Alaska bezogen gilt das etwa für UnCruise, ein etabliertes, in Seattle beheimatets Unternehmen mit einer Flotte von kleineren Schiffen für 22 bis 86 Passagieren. Geplant ist offenbar, diese Saison sechs Einheiten im Heimrevier Alaska zu positionieren. Auch der bekannte Expeditionsanbieter Lindblad setzt auf Alaska und will mit der National Geographic Venture und NG Quest, zudem der NG Sea Lion und eventuell auch der NG Sea Bird vor Ort kreuzen.

Ein weiterer, längst gut etablierter Anbieter ist die in Alaska domizilierte Alaskan Dream Cruises mit einer Flotte von sechs kleineren Schiffen für 10 bis 76 Passagieren auf stimmungsvollen Abenteuer-Fahrten. Und auch American Cruise Lines will mit der American Constellation eine Alaska-Saison auflegen. Kurz: Alaska-Schiffsreisen mit grossen Cruiselinern werden dieses Jahr kaum möglich sein – mit kleineren, lokal verankerten Schiffen aber sehr wohl.


Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete News der letzten Tage aus der weiten Welt der Schiffsreisen:

  • MSC Zusatzservice für «Risiko»-Hafen Genua. Am 8. März rückt die italienische Region Ligurien auf die Risikoliste des BAG. In Ligurien liegt auch Genua, der Abfahrtshafen der MSC Grandiosa. Zur neuen Situation erklärt die Reederei auf Anfrage von TRAVEL INSIDE: «Für den Fall, dass die Länder, in denen wir mit unseren Schiffen anlegen, von den Regierungen oder zuständigen Behörden bestimmter Heimatländer unserer Gäste auf eine Risikoliste gesetzt werden, wodurch die Rückreise eine zusätzlichen Covid-Test erforderlich macht, unterstützen wir die Gäste durch einen zusätzlichen Service: Sollten Gäste für die Wiedereinreise in ihr Heimatland einen negativen Test benötigen, kann für die betroffenen Gäste ein PCR-Test an Bord arrangiert werden. Dieser wird dann an ein Labor an Land geschickt, wobei die Ergebnisse an den Gast zurückgeschickt werden. Dies ermöglicht es den Schweizer Gästen, diesen vor ihrer Rückkehr nach Hause durchzuführen. Abgesehen davon müssen alle Gäste die jeweiligen Quarantäneregeln in ihren Heimatländern beachten».
  • Nicko Cruises startet ab Deutschland. Der Neuzugang bei Nicko Cruises, die Vasco da Gama, startet und beendet sämtliche Entdeckungsreisen zwischen Mai und September 2021 ab den deutschen Häfen Hamburg, Bremerhaven und Kiel. An insgesamt zwölf Terminen werden verschiedene Fahrten in Nordeuropa aufgelegt. Das klassische Hochseeschiff für 1000 Passagiere bietet noch bis 31. März einen Einführungsrabatt von 20 Prozent an. Mit dem Ausbau des Hochsee-Geschäfts hat Nicko Cruises auch den Vertrieb unter Kaspar Berens, Head of Ocean Business, neu aufgestellt und ausgebaut.
  • Aida mit neuen Vario-Angeboten. Aida Cruises hat neue Aida Vario-Angebote für Reisen im Frühling und Sommer 2021 zusammengestellt mit Fahrten ab Hamburg, Kiel und Warnemünde, im Mittelmeer und entlang der iberischen Halbinsel. Dabei gelten bei Buchung bis 31. März für Abfahrten bis Ende Oktober 2021 alle Leistungen des «Aida Versprechens» wie geringe Anzahlung von 50 Euro oder kostenlose Umbuchung.Hurtigruten mit mehr Flexibilität. Aufgrund der aktuellen Lage erweitert Hurtigruten die Stornierungs- und Erstattungsrichtlinien für alle Seereisen 2021 und 2022. So entfällt bei Buchungen bis 30. April die Umbuchungsgebühr, zudem können Seereisen bis 14 Tage vor Abreise umgebucht werden.
  • Holland America Line verlängert Aktion: Die Aktion «Sea You Soon» von Holland America Line für alle Abfahrten ab Sommer 2021 bis Frühjahr 2022 wurde bis 31. März verlängert. Die Aktion umfasst Extras für alle Gäste wie ein Signature Beverage Package, ein Abendessen im Spezialitätenrestaurant Pinnacle Grill oder Tamarind oder 10% Rabatt auf Landausflüge.
  • Music Cruise verschiebt Rock & Blues Cruise. Die achte Ausgabe der Rock & Blues Cruise wurde wegen Corona vorerst von 2020 auf 2021 verschoben, jetzt nochmals auf 2022. Vom 24. September bis 1. Oktober 2022 will es nun Nik Eugster an Bord der MSC Sinfonia wieder krachen lassen. Bei der Route sind keine und beim Musikprogramm nur ein paar kleine Änderungen geplant, teilt der CEO von Music Cruise mit.
  • Oceania mit deutschsprachiger Begleitung. Die internationale Reederei Oceania Cruises mit ihren sechs Boutique-Schiffen legt auch 2022 wieder Kreuzfahrten mit deutschsprachiger Begleitung auf. Vorgesehen sind ausgewählte Fahrten in Südamerika, Australien, Fernost, Nordamerika und eine Transatlantik. Mit der Freischaltung der Weltreise 2023 verzeichnete Oceania übrigens einen Buchungsrekord: Die Fahrt war innerhalb eines Tages ausgebucht. Gleichzeitig hat Oceania 127 Kreuzfahrten der «Tropen- und Exoten-Kollektion 2022/23» vorgestellt. Dabei handelt es sich um vielseitige 7- bis 77-tägigen Kreuzfahren weltweit.
  • Princess präsentiert World Cruise 2023. Während knapp vier Monaten umrundet die Island Princess ab Januar 2023 die Welt und besucht dabei 50 Destinationen in 31 Ländern. Die Route führt von Fort Lauderdale via Panamakanal westwärts in den Pazifik, nach Australien und Südostasien, in die Golfregion und durch den Suezkanal ins Mittelmeer, schliesslich zurück in die USA. Buchungen bis 31. August profitieren von verschiedenen Vorteilen.
  • Norwegian lanciert Szene-Restaurant. Die bekannten Scarpetta-Restaurants in New York, den Hamptons, Miami, Las Vegas oder London gibt es neu auch auf hoher See. Die gefeierten Pasta-Kreationen können nun auch an Bord der Norwegian Encore und Norwegian Spirit im «Onda by Scarpetta» genossen werden.
  • Swan Hellenic startet Bau der Vega. Swan Hellenic gibt den Baustart für ihr zweites Expeditionsschiff bekannt. Nach der Minerva, die im Dezember mit 152 Passagieren zur Premierenreise in die Antarktis ablegen soll, ist jetzt das Schwesterschiff Vega auf der Helsinki Ship Yard auf Kiel gelegt worden. Ein dritter, etwas grösserer Neubau soll ebenfalls bis 2022 entstehen.
  • P&O mit einem weiteren Neubau. Auf der deutschen Meyer Wert erfolgte der Brennstart eines neuen Schiffes für die britische Reederei P&O Cruises. Der Neubau wird Arvia heissen und soll bis 2022 fertiggestellt werden. Dabei handelt es sich um ein Schwesterschiff der im letzten Jahr ausgelieferten Iona (180’000 BRZ).

(Beat Eichenberger)