Andermatt-Investor Samih Sawiris greift nach FTI

Der Reisekonzern bekommt auch Staatshilfe.
Samih Sawiris. ©Andermatt Swiss Alps

Mitten in der Coronavirus-Krise: Der milliardenschwere ägyptische Investor Samih Sawiris greift nach dem drittgrössten Reiseveranstalter in Deutschland. Laut Informationen der deutschen Zeitung «Die Welt» möchte der Tourismusunternehmer beim FTI-Reisekonzern die Mehrheit und die alleinige Kontrolle an der Dachgesellschaft FTI Finanzholding übernehmen.

Das Vorhaben sei bereits beim Bundeskartellamt angemeldet worden. Demnach plant die Luxemburger Beteiligungsgesellschaft SOSTNT die Mehrheitsübernahme und alleinige Kontrolle bei der FTI-Dachgesellschaft. Hinter SOSTNT steht der ägyptische Touristik- und Hotelunternehmer Sawiris.

Die Münchner FTI-Reisegruppe ist mit zuletzt EUR 4,2 Mia. Umsatz und 12’000 Beschäftigten die Nummer drei in Europa, nach TUI und DER Touristik, und der einzige grose inhabergeführte Touristikkonzern. Bislang hat der in Österreich aufgewachsene 60-jährige Dietmar Gunz die Mehrheit und damit das Sagen bei FTI. In Allschwil bei Basel ist FTI mit rund 30 Personen für den Schweizer Markt präsent. Weitere rund 50 Personen betreuen vom gleichen Standort aus den Quellmarkt Frankreich.

Sawiris hat schon einen Drittel FTI

Der 63-jährige Sawiris ist bereits jetzt eine Schlüsselfigur im deutschen Touristikmarkt. Er stieg schon vor sechs Jahren bei FTI ein und hält inzwischen gut 33 Prozent. 2014 beteiligte sich Sawiris auch an der Reisebürokette Raiffeisen Touristik Group.

Über seine in der Schweiz ansässige Dachgesellschaft Orascom Development Holding ist er in sieben Ländern engagiert, baut Hotels, Ferienressorts, Yachthäfen, in Ägypten, Montenegro und dem Oman sogar ganze Städte, Luxushotels in Andermatt. Die Gruppe betreibt 33 Hotels mit über 7200 Zimmern und kontrolliert nach eigenen Angaben 101 Millionen Quadratmeter Land. Sawiris selbst pendelt zwischen den Welten des Nahen Ostens und Europa. Er ist koptischer Christ, besuchte in Kairo eine deutsche Schule, studierte in Berlin und spricht seitdem fliessend Deutsch.

Bei TUI reden Russen mit

Die FTI-Gruppe geriet wie viele aus der Branche durch die Reisebeschränkungen in eine Notlage und musste jüngst 65’000 Kunden aus den Ferien zurückfliegen. Vorübergehend wurden alle Reisen gestoppt. Wie der Wettbewerber TUI, der einen Staatskredit über EUR 1,8 Mia. bekommt, bat auch FTI den Staat um Hilfe. Jetzt wurde ein Finanzpaket in unbekannter Höhe geschnürt. An ihm beteiligen sich nach Unternehmensangaben der Bund, das Land Bayern und die Gesellschafter. So sei die Finanzierung für zwölf Monate gesichert, teilte FTI mit. Nicht bekannt ist, mit welchen Auflagen die öffentlichen Kredithilfen an FTI verbunden sind

Ausländische Beteiligungen an grossen deutschen Reiseveranstaltern sind keine Besonderheit. So ist die russische Milliardärsfamilie Mordaschow über ihre Gesellschaft Unifirm mit knapp 25 Prozent Anteil grösster Einzelaktionär der TUI und seit 13 Jahren an dem Konzern beteiligt. Die Familie Mordaschow ist in verschiedensten Geschäftsfeldern tätig, von Stahlherstellung bis zum Goldbergbau. (TI)