Könnte eine Drohne künftig Urlauber vor dem Ertrinken retten? Das Fluggerät kann die ahnungslosen Badegäste vor Gefahren warnen und sogar zwei Schwimmwesten abwerfen. Was auf Mallorca derzeit als Pilotprojekt getestet wird, ist in Valencia bereits im Einsatz, wie die deutsche ‘Mallorca Zeitung’ weiss.
Oftmals ist nicht ortskundigen Badegästen gar nicht bewusst, ob und in welcher Gefahr sie sich befinden. Vielfach treibt die Strömung die Schwimmer*innen ins offene Meer. Viele halten sogar auf Luftmatratzen ein Schläfchen. Unvorsichtige und oft sogar alkoholisierte Personen mussten auch in diesem Sommer öfters von Rettungsschwimmern gerettet, oder auf Gefahren hingewiesen werden.
Trotzdem ertrinken jedes Jahr vor der Küste der spanischen Mittelmeerinsel immer wieder Touristen und Einheimische. Die Rettungsschwimmer kämpfen mit Überlastung und Personalmangel. Um sie zu entlasten und die Zahl der Unglücksfälle zu reduzieren, sollen künftig Drohnen eingesetzt werden.
Einmonatige Testphase
In Santanyí im Südosten der Baleareninsel befindet sich aktuell ein solches Gerät vom Unternehmen General Drones aus Valencia in einer einmonatigen Testphase. Nicht nur bei in Not geratenen Schwimmern könnte das Flugobjekt helfen. «Wir können auch Boote filmen, die sich nicht an die Regeln halten. So kann die Polizei später Knöllchen verteilen», sagt Firmenchef Adrián Plazas.
Rettungsschwimmer auf Mallorca stehen der Sach grundsätzlich positiv gegenüber, äussern aber auch Bedenken, vor allem bezüglich der Kostenfrage und letzten Endes auch punkto Zuverlässigkeit der Technik – denn wer würde im Ernstfall sein Leben in die Hände einer Drohne legen?
Fliegender Lautsprecher mit Schwimmwesetn
Plazas erklärt die Vorteile seiner fligenden Rettungsschwimmer: «Wir können sie bis zu sechs Kilometer weit fliegen lassen. In Absprache mit der Polizei sind wir immer an unterschiedlichen Strandabschnitten», erklärt er. «Über den Lautsprecher der Drohne kann unser Pilot Durchsagen in Spanisch und Englisch machen, oder wir könnten auch Aufnahmen in anderen Sprachen abspielen.»
An der Drohne seien zudem zwei Schwimmwesten befestigt, die abgeworfen werden können, wa aber bei den Tests an der 33 Kilometer langen Küste von Santanyí glücklicherweise nicht nötig gewesen sei. «In Valencia bieten wir unseren Dienst seit 2017 an. Im vergangenen Jahr kam es zu 16 Abwürfen der Rettungswesten in Extremsituationen», erzählt Plazas.
Auch Palma ist intressiert
Santanyí zahlt rund 15’000 EUR für das Pilotprojekt. «Viele andere Gemeinden auf Mallorca haben schon ihr Interesse bekundet.» Die Stadt Palma ist für den weltberühmten- und ebenso berüchtigen Ballermann verantwortlich, und zeigt sich im Zuge ihrer Bestrebungen, den Strand ‘intelligent’ zu machen, sehr intressiert an dem Projekt. Neben einer neuen App zur Miete von Sonnenschirmen und Liegen sollen eine Videoüberwachung und eben Drohnen eingeführt werden.
Wichtigste Grundvoraussetzung für mehr Sicherheit dürfte aber – trotz aller elektronischen und technischen Hilfsmitteln – nach wie vor die Vernunft der Badegäste sein, denn es nützt der ‘intelligenteste’ Strand nichts, wenn es mit der ‘natürlichen Intelligenz’ nicht so gut bestellt ist, wie mit der künstlichen. (TI)