Boom der neuen Expeditionsschiffe

Die Seabourn Venture ist eines der neuen eisverstärkten Kreuzfahrtschiffe – und weitere Schiffsreisen-News von TRAVEL INSIDE-Cruise-Experte Beat Eichenberger.
Beat Eichenberger, TRAVEL INSIDE Cruise-Spezialist

Die Bauaufträge wurden natürlich noch in den Jahren vor der Pandemie erteilt, jetzt kommen viele neue Kreuzfahrtschiffe aber mitten in einer schwierigen Krisenzeit zur Auslieferung: Vorgesehen ist in diesem Jahr eigentlich die Inbetriebnahme von rund 28 neuen Cruiselinern, wobei es wohl noch zur einen oder anderen Verschiebung kommen wird. Annullierte Bauaufträge sind jedoch bis anhin nicht bekannt geworden.

Von besonderem Interesse ist dabei die Tatsache, dass es sich bei der Hälfte der für 2021 geplanten neuen Einheiten um kleinere, eisverstärkte Expeditionsschiffe handelt. Die Nachfrage nach Polarreisen nahm in den letzten Jahren weltweit stark zu, und dies dürfte auch nach der Pandemie wieder der Fall sein. Gerade kleineren Schiffen mit geringerer Passagier-Kapazität auf speziellen Routen weltweit wird mit oder nach Corona eine gute Markt-Chance zugesprochen.

Die neue Seabourn Venture

Ein Neubau, der mit einiger Spannung erwartet werden darf, ist die Seabourn Venture. Dabei handelt es sich um das erste Expeditionsschiff für die international ausgerichtete US-Luxusreederei Seabourn (Teil von Carnival Corp.), die bis anhin mit einer Flotte von fünf kleineren, «klassischen» Cruiselinern aufgestellt war. Gebaut wird die Venture von Mariotti Damen, einer Partnerschaft der Mariotti-Werft in Genua mit der holländischen Damen Shipyards. Am 11. Dezember 2021 soll das Schiff zur Jungfernfahrt auslaufen.

U-Boot Seabourn Venture. ©Seabourn

Die Seabourn Venture wird als Massanfertigung bezeichnet, bei der die DNA eines Expeditionsschiffes mit den besten Eigenschaften einer privaten Yacht und den hohen Servicestandards von Seabourn kombiniert wird. «Vorne ein starker Bug der PC6-Eisklasse, hinten das elegante Heck einer Superyacht, dazwischen über 2750 Quadratmeter offene Deckfläche, Duplex-Suiten mit Panoramafenster und eine Landing Zone mit 24 Zodiacs und zwei U-Booten», fasst Robin West, Vice President und General Manager Expeditions von Seabourn die Highlights zusammen.

Die mit 23’000 BRZ vermessene Seabourn Venture nimmt in 132 Suiten (Design Adam Tihany) maximal 264 Passagiere auf. Ein spezielles Detail sind etwa die beheizten Kleiderschränke. Einmalig auf einem Expeditionsschiff ist die zweistöckige Grand Wintergarden Suite über 130 Quadratmeter, grosszügig bemessen sind auch die Signature Suiten mit eigenem Whirlpool und die nach vorne gerichteten Owners Suiten.

Zentraler Treffpunkt auf der Seabourn Venture ist die Expedition Lounge auf Deck 4, im Discovery Center mit seiner zehn Meter breiten Leinwand finden multimediale Vorträge und Veranstaltungen durch das 26-köpfige Expeditionsteam statt. Ein Spa- und Wellnessbereich mit Panorama-Sauna oder der begehbare Bugspriet sind weitere Merkmale des neuen Expeditionsschiffs. Über das kulinarische Angebot an Bord, eine der Seabourn-Stärken, hat das Unternehmen noch nichts verlauten lassen. Und bereits 2022 wird voraussichtlich ein Schwesterschiff folgen.

Die Jungfernfahrt der Seabourn Venture startet am 11. Dezember 2021 in Greenwich, führt hinauf zum Nordkap und endet am 23. Dezember in Tromsö. Bis April folgen weitere 12- und 14-tägige Kreuzfahrten zwischen Tromsö und Kopenhagen ins Reich der Nordlichter. Auch den Sommer 2022 wird die Venture in arktischen Gewässern verbringen, bevor es im Herbst via Karibik, Panamakanal und südamerikanischer Westküste in eine antarktische Wintersaison geht.

Zum aktuellen Restart von Seabourn: Ab 3. Juli startet die Seabourn Ovation ab Athen mit einer Serie von zwei unterschiedlichen einwöchigen Turnus-Kreuzfahrten im östlichen Mittelmeer, die kombiniert werden können. Die Passagiere müssen sich über eine Covid-Impfung ausweisen.

Die weiteren Expeditionsschiffe

Hier noch der Überblick über die weiteren neuen Expeditionsschiffe, deren Indienststellung für 2021 vorgesehen ist (oder die inzwischen bereits ausgeliefert wurden):

  • Ocean Explorer von Sun Stone (Charter Vintage Travel): 8000 BRZ, 140 Pax, Bauwerft CMIH (China). Zweite Einheit nach der Greg Mortimer der Infinity-Bauserie für den US-Investor SunStone, die sich mit dem ungewohnten X-Bow auszeichnet und an verschiedene Operators verchartert wird.
  • Coral Geographer von Coral Expeditions: 5500 BRZ, 120 Pax, Vard Werft. Ein Schwesterschiff der Coral Adventurer (2019) für den australischen Anbieter.
  • Ultramarine von Quark Expeditions: 13’000 BRZ, 200 Pax, Brodosplit Shipyard. Ein hochkarätiger Neubau mit Heli für den amerikanischen Spezialisten.
  • Ocean Victory für Sun Stone (Charter Victory Cruises & Albatros Expeditions): 8000 BRZ, 186 Pax, CMIH. Dritte Einheit der SunStone/Infinity-Serie.
  • Crystal Endeavor von Crystal Cruises: 19’800 BRZ, 200 Pax, MV Werften. Erster von voraussichtlich zwei spezialisierten Neubauten für die neue Expeditionssparte der US-internationalen Reederei der Genting-Gruppe.
  • Commandant Charcot von Ponant: 30’000 BRZ, 270 Pax, Vard Werft. Ein spektakulärer Neubau mit Eisbrecher-Qualitäten für die französische Reederei.
  • Hanseatic Spirit von Hapag-Lloyd Cruises: 16’100 BRZ, 230 Pax, Vard Werft. Dritter luxuriöser Expeditionsneubau nach der Hanseatic Nature und Hanseatic Inspiration (2019) für den deutschen Spezialisten.
  • World Navigator von Mystic/Atlas: 9300 BRZ, 200 Pax, West Sea Shipyards. Dritte Einheit nach der World Explorer (2019) und World Navigator (2020) einer Bauserie von Mystic, die auch von Nicko Cruises vermarktet werden.
  • Sylvia Earle von Sun Stone (Charter Aurora Expeditions): 8000 BRZ, 130 Pax, CMIH. Vierte Einheit der SunStone/Infinity-Bauserie (weitere werden folgen).
  • Janssonius von Oceanwide : 6300 BRZ, 147 Pax, Brodospli Shipyardt. Ein Schwesterschiff der Hondius (2019) für den holländischen Anbieter.
  • National Geographic Resolution von Lindblad: 12’000 BRZ, 126 Pax, Ulstein Werft. Ein Schwesterschiff der NG Endurance (2020) für den US-Spezialisten.
  • Minerva für Swan Hellenic: 10’000 BRZ, 152 Pax, Helsinki Shipyard. Der erste von drei Neubauten für die wieder belebte Expeditions-Marke Swan Hellenic.
  • Viking Octantis von Viking Ocean: 30’000 BRZ, 378 Pax, Vard Werft. Die erste von zwei spezialisierten Einheiten für die neue Expeditionssparte der US-Premium-Reederei.

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Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete News der letzten Tage aus der weiten Welt der Schiffsreisen:
  • Hurtigruten mit Antarktis-Flugaktion. Ab CHF 99 pro Person sind bei Hurtigruten derzeit Hin- und Rückflüge für ausgewählte Antarktis-Reisen buchbar. Das Angebot gilt für Neubuchungen bis zum 30. April 2021.
  • Nicko startet in den Kanaren. Mit einer elftägigen Kreuzfahrt ab/bis Teneriffa rund um die Kanaren startete Nicko Cruises am 10. April die Hochsee-Saison mit der World Voyager. Verlangt wird ein negativer PCR-Test, die Ausflüge finden vorerst ausschliesslich in der «sicheren Blase» statt. Damit tummelt sich nach TUI Cruises, Aida und Hapag-Lloyd Cruises derzeit ein vierter Anbieter in den Kanaren.
  • Aida verlängert Kanaren-Törns. Die Aida Perla wird bis Juni in den Kanaren kreuzen, dafür wurden die geplanten Mittelmeer-Kreuzfahrten mit diesem Schiff bis 4. Juni annulliert.
  • Silversea startet ab Athen. Piräus, der Hafen von Athen, entwickelt sich in der Corona-Pandemie zunehmend zu einem gefragten Restart-Hotspot. Vor allem amerikanische Reedereien (NCL, Celebrity und Seabourn) nehmen hier wieder Fahrt auf. Nun hat auch Silversea ihr Comeback ab Athen angekündigt: Ab dem 18. Juni läuft die Silver Moon auf 10-tägigen Seereisen im östlichen Mittelmeer aus. Wie die Reederei mitteilt, ist eine Covid-Impfung für Crew und Passagiere obligatorisch.
  • Crystal lanciert die neue Endeavor. Die Auslieferung der neuen Crystal Endeavor, dem ersten Expeditionsschiff für Crystal Cruises, verzögerte sich wegen Corona massiv. Doch nun hat die Reederei den Start publiziert: Am 17. Juli soll es mit Fahrten ab Reykjavik um Island und in die Arktis losgehen.
  • Celestyal mit zweitem Schiff. Am 29. Mai nimmt die griechische Reederei mit der Celestyal Crystal und Aegäis-Fahrten ab Athen wieder den Betrieb auf. Nun hat die Reederei bekannt gegeben, dass ab 28. Juni mit der Celestyal Olympia ein zweites Schiff zum Einsatz kommt, das ab dem neuen Terminal in Lavrion starten wird.
  • NCL dokumentiert den Restart. Über das Comeback von Norwegian Cruise Line in diesem Sommer mit Fahrten ab Athen (Norwegian Jade), ab Montego Bay (Norwegian Joy) und Punta Cana (Norwegian Gem) haben wir bereits berichtet. Nun hat die Reederei eine Dokuserie aufgeschaltet (ncl.com/embark), welche die spannenden Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der Kreuzfahrten begleitet.
  • MSC baut Yacht-Club-Angebote aus. Die neue MSC Seashore, die ab November in der Karibik kreuzt, erhält den bisher grössten und luxuriösesten Yacht Club der gesamten MSC-Flotte. Das elegante Schiff-im-Schiff-Konzept wird sich über fast 3000 Quadratmeter erstrecken und über eine grössere private Aussenfläche sowie neue Suitentypen verfügen. Auch auf der bereits übernommenen MSC Virtuosa wurde das VIP-Erlebnis der Yacht-Club-Gäste erweitert.
  • RCL übernimmt die Odyssey of the Seas. Das fünfte Schiff der Quantum-Klasse, resp. die zweite Einheit der etwas grösseren Ultra-Version, wurde offiziell von der Meyer Werft an die Royal Caribbean Int. übergeben. Der 169’999 BRZ-Liner für 4200 Passagiere kommt ab Juni vorerst exklusiv für geimpfte israelische Gäste ab Haifa im Mittelmeer zum Einsatz.
  • NYK bestellt ersten Neubau nach Corona. Es ist die erste Bestellung eines neuen Kreuzfahrtschiffs seit der Corona-Pandemie: Die japanische NYK Group, bisher mit der Asuka II aktiv, hat bei der Meyer Werft in Deutschland einen 51’950 Neubau bestellt, der 2025 ausgeliefert werden soll. Er wird mit einem Dual-Fuel-Motor ausgestattet sein, der auch den Einsatz von LNG erlaubt. Ein weiterer Neubau wurde von Storylines auf der kroatischen Brodosplit-Werft in Auftrag gegeben, wobei es sich bei der Narrative um ein Appartementschiff handelt.
  • Regent Seven Seas mit neuen Spotlight Voyages. Spezielle Kreuzfahrten für Kulinarik- und Weinliebhaber, Geschichtsinteressierte, Broadway-Fans, Anhänger von Performance-Kunst sowie Journalismus- und Wissensbegeisterte hat die Luxusreederei Regent Seven Seas Cruises für 2021 und 2022 entwickelt. Die Themenkreuzfahrten werden von renommierten Köchen und Experten begleitet. Gleichzeitig hat die Reederei die Karibiksaison 2022 der Seven Seas Navigator neu konzipiert: Von den insgesamt zwölf Reisen zwischen Januar und April 2022 sind sieben brandneu. Neun Routen starten oder enden in Bridgetown (Barbados), darunter sechs Rundreisen.
  • Aida 2021/22 im Arabischen Golf. Zwischen Ende November 2021 und Mitte April 2022 legt Aida Cruises siebentägige Orientreisen ab Dubai an. Angelaufen werden nach einem viertägigen Aufenthalt in Dubai noch Abu Dhabi und Muscat im Oman. Erst kürzlich legten die Aida Prima und die Aida Vita am neuen Dubai Cruise Terminal an, der zwischen den Inseln Bluewaters und the Palm Jumeirah liegt.
  • Viva Cruises und die Flusssaison 2022. Mit zwei Neubauten (Viva One und Viva Two) und zwei weiteren Schiffe, die ab 2022 unter Viva-Branding fahren werden, bereitet Viva Cruises die Fluss-Saison 2022 vor. Die Flotte von insgesamt sieben Schiffen befährt den Rhein, die Donau, Main, Mosel, Seine, Rhône und die Ostseeküste, die Fahrten sind bereits buchbar.
  • Paul Gauguin lanciert Südsee 2022. Die Südsee-Reederei Paul Gauguin Cruises, seit 2029 Teil von Ponant, hat das Programm 2022 ihres Schiffs Paul Gauguin veröffentlicht. Das kürzlich umfassend renovierte Schiff, das mit umweltschonendem Marine Gasöl betrieben wird, kreuzt traditionell in Tahiti, Bora Bora, Fidschi, den Marquesa-Inseln und im Tuamotu-Archipel, Die Reederei besucht dabei oft auch die eigene, unberührte Privatinsel Motu Mahana.
  • Disney kommt 2022 nach Europa. Disney Cruise Line setzt im Sommer 2022 die Disney Magic auf Fahrten im Mittelmeer und in Nordeuropa ein. Erstmals werden zudem Disney-Schiff von Miami aus in die Karibik ablegen (Heimathafen ist Port Canaveral), die Disney Wonder kehrt nach Alaska zurück und 2022 wird zudem der neuste Flottenzugang, der LNG-Liner Disney Wish erstmals in See stechen.
  • Costa macht Saison 2022/23 buchbar. Das Programm von Costa von April 2022 bis April 2023, das sich mit längeren Aufenthalten, neuen Landausflügen und neuen kulinarischen Angeboten auszeichnet, ist eben frei geschaltet worden. Im Sommer konzentriert sich das Angebot mit je vier Schiffen auf mediterrane und nordeuropäische Destination, wobei ab Mai das neue Flaggschiff Costa Toscana im Mittelmeer zum Einsatz kommen wird. Im Winter 2022/23 stehen u.a. erneut grosse Kreuzfahrten und eine Weltreise, der Arabische Golf, die Karibik, Südamerika und das Mittelmeer mit Kanaren und Azoren auf dem Programm.
  • Star Clippers 2022/23 in Costa Rica. Ab Dezember 2022 setzt der Viermaster Star Clipper zu 16 Reisen entlang der Pazifikküste von Costa Rica die Segel. Angeboten werden ab Puerto Caldera zwei unterschiedliche Routen, die zu einem zweiwöchigen Segeltörn kombiniert werden können und entweder einen Abstecher nach Panama oder nach Nicaragua beinhalten.
  • Hapag-Lloyd Cruises Expeditionen 2022/23. Das Programm für die drei neuen Expeditionsschiffe von Hapag-Lloyd Cruises von September 2022 bis September 2023 ist jetzt buchbar. Es umfasst 72 neue Reisen von den Salomonen bis Spitzbergen, von Alaska bis zur Antarktis oder von der Nordwestpassage bis Nordostgrönland, ebenso sieben «Reisen für junge Entdecker». Neu angefahren werden u.a. Madagaskar, Sibirien und Hokkaido oder die kanadische Arktis.
  • TUI Cruises und die News 2022/23. Im April 2023 wird die Mein Schiff Herz die Flotte von TUI Cruises verlassen. Den letzten Winter verbringt das Schiff in den Kanaren und steuert dabei auch regelmässig die Kapverden und Azoren an. Weitere Programmhinweise von TUI Cruises für 2022/23: Die Mein Schiff 1 überwintert in Mittelamerika, die Mein Schiff 2 in der Karibik, die Mein Schiff 3 im südlichen Afrika und die Mein Schiff 5 in Südost-Asien.

(Beat Eichenberger)