Swiss will Reisebüros bei NDC-Umsetzung finanziell unterstützen

Derweil forderte Etihad-Topmanager Peter Baumgartner am Swiss Travel Summit mehr Mut zu Innovation und Partnerschaften in der Airline-Branche.
© Armin Grässl

Mehr Mut zu Innovation und brancheninterner Zusammenarbeit forderte Peter Baumgartner an seiner Keynote auf der Swiss-Travel-Summit-Bühne. «Das Reiseökosystem scheut oft die Kooperation, aus Angst die Kontrolle über die Kundenbeziehung zu verlieren», so die leise Kritik des Schweizer Etihad-Topmanagers. Die Digitalisierung eröffne vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Nutzen für alle Seiten, vor allem aber mehr Flexibilität für die Kunden.

Begeistert berichtete der frühere CEO von Etihad Airways und heutige Senior Strategic Advisor der Etihad Aviation Group von der offenen Innovationskultur seiner Arbeitgeberin  in Abu Dhabi. Im Innovation Lab gelte das Motto «Fail quickly and pivot» – also zum Scheitern bereit sein und schnell dazulernen (wörtlich «umschwenken»).

Auf Nachfrage des Moderators Stefan Jäggi (TRAVEL INSIDE) nach den strategischen Partnerschaften der Etihad mit teilweise nicht besonders erfolgreichen europäischen Airlines wie Alitalia oder auch der nicht mehr existenten Air Berlin betonte Baumgartner die Wichtigkeit der Partnerschaften gerade mit Airlines wie der Alitalia. In Sachen Revenue sei die kommerzielle Kooperation immer noch sehr erfolgreich. Wichtiger noch seien jedoch die derzeit 54 Codeshare-Partnerschaften mit anderen Airlines.

«Die als Dinosaurier verschrienen GDS haben ihre Aufgaben gemacht»
Apropos innovativ sein und schnell dazulernen: Das grosse Thema im Flugvertrieb ist natürlich der neue IATA-Flugdatenstandard NDC mit all seinen Auswirkungen. In der grossen Diskussion erläuterte Jürg Christen (Swiss), dass seine Airline die Reisebüros mit einem «NDC Bonus» finanziell unterstützen werde, was Umsetzung und Verkauf über den NDC-Kanal angeht. Marcel Herter (SRV) begrüsste dies, doch: «Der Glaube daran fehlt mir etwas, wenn ich sehe, wie die IATA auch den minimalsten Einfluss der Agenten noch eliminieren will, was die Weiterentwicklung von NDC angeht.» Sowieso fragte sich der SRV-Flugexperte, wer das in Zukunft alles bezahlen werde. «Auch die Farelogix-Lösung, die heute ja mehrheitlich von den Airlines finanziert wird, wird irgendwann zu teuer.»

Bei der nächsten grossen Entwicklung, dem zentralen Abspeichern und Abrechnen der Daten via One Order, sahen die Protagonisten vor allem den Datenschutz als heikles Thema. «Wenn ich sehe, dass Cathay Pacific soeben ein Datenleck bei 9,5 Millionen Pax bekannt geben musste, stellen sich da durchaus Fragen.»

Den GDS stellten die Protagonisten ein gutes Zeugnis aus. «Die als Dinosaurier verschrienen Systeme haben ihre Hausaufgaben gemacht und werden auch in Zukunft als Multisource-Plattform die wichtigste Datenquelle bleiben», so Herter. Einig war man sich, dass die NDC-Entwicklung per se nichts Negatives sei. «Der Kunde will nicht mehr buchen, was er vorfindet, sondern er muss genau das finden, was er wirklich will», fasste Klaus Stapel (Airplus) treffend zusammen. (SG/SJ)

Die besten Bilder der ersten Summit-Halbzeit: