Die Handy-Fallen

Die Knigge-Spezialistin Susanne Abplanalp spricht in einem Interview über die Geschäftswelt und den richtigen Umgang mit Mobile-Phones im Büro sowie im öffentlichen Raum.
@Shutterstock

Frau Abplanalp, von Geschäftsleuten wird oft erwartet, dass sie rund um die Uhr und überall erreichbar sein müssen. Lässt sich diese Erwartung überhaupt mit Anstands-Regeln vereinbaren?

Nein, denn generell gilt: der Mensch, der gegenüber sitzt, ist wichtiger, als der, der anruft. Das Multitasking ist sowieso eine ungesunde Entwicklung. Erstens ist es gar nicht möglich, sich auf mehrere Sachen gleichzeitig zu konzentrieren. Zweitens tut man sich nichts Gutes, ständig online und erreichbar zu sein. Zum Glück gibt es Firmen, die ihre Mitarbeiter schützen, indem das Mailen nachts gar nicht möglich ist.

Jetzt kann es aber durchaus sein, dass ein wichtiger und dringender Anruf erwartet wird. Was raten Sie in einer solchen Situation?

Dann sollte der Geschäftspartner darüber informiert werden, dass ein dringender Anruf erwartet wird. Meistens handelt es sich in solchen Fällen um einen privaten Notfall oder um eine Information, die für das Meeting wichtig ist – mit der Ankündigung stösst man auf Verständnis. Was mit Sicherheit ganz schlecht ankommt, ist, das Handy auf den zu Tisch legen und einen Anruf ohne Vorwarnung entgegenzunehmen.

Apropos Handy auf dem Tisch, das scheint für viele normal zu sein.

Das Handy auf den Tisch zu legen, sei es bei einem Meeting oder beim Business-Essen, ist ein absolutes No-Go. Das Gerät sollte auf lautlos gestellt und in der Tasche sein. Es ist denkbar schlecht, sollte das Gegenüber das Gefühl bekommen, nicht wichtig genug zu sein. Und genau das würde das Handy auf dem Tisch vermitteln. Nämlich «ich interessiere mich nicht dafür, was der andere sagt oder denkt». Gleich verhält es sich übrigens mit der Uhr.

Konkret?

Wer dauernd darauf schaut, zeigt, dass er eigentlich wo anders sein sollte. Das ist ein grosser Fehler: Denn letztlich will man doch dem Gegenüber das Gefühl geben, in diesem Moment das Wichtigste zu sein. Nur so kann man Höflichkeit und Wertschätzung vermitteln.

Wie ist es mit de Telefonieren im öffentlichen Raum? Wer viel unterwegs ist, muss vielleicht auch mal im Zug telefonieren.

Hier gibt es auch ein ungeschriebenes Gesetzt: Der Geschäftsmann sollte drei Meter Abstand zu anderen Personen haben und sich kurz halten. Was man teilweise in Zügen hört, ist unglaublich. Manchmal fallen sogar Namen und Zahlen. Solche Gespräche sind aus Vertraulichkeitsgründen sehr ungeschickt, aber auch respektlos, Mitmenschen gegenüber.

Ihre Tipps zum Schluss?

Falls der Anruf dringend ist: Halten Sie sich im Zug, am Bahnhof oder am Flughafen kurz und knapp, bedanken Sie sich und rufen Sie zu einem späteren Zeitpunkt zurück. Im Büro: Halten Sie Sitzungen straff und legen Sie Kommunikationspausen ein. Sollte ein Anruf erwartet werden, informieren Sie Ihren Gesprächspartner. Während des Gesprächs müssen jegliche Geräte unsichtbar sein, ausser sie werden explizit für die Sitzung gebraucht. Benötigen die Sitzungsteilnehmer ihre Handys, um Termine zu vereinbaren, sollten die Handys umgedreht werden, damit sie nicht abgelenkt sind.


Zur Person:

Susanne Abplanalp (57) ist Inhaberin von Knigge Today in Thalwil. Seit 2012 ist sie selbstständige Trainerin, Beraterin, Coach und Referentin für nationale und internationale Konzerne, KMU, Organisationen und Dozentin bei Weiterbildungsinstituten. Sie hat u.a. über 25 Jahre Erfahrung als Marketingfachfrau. Am 1. Dezember 2016 erscheint ihre erste Publikation «Der Office-Knigge» vom Verlag SKV.

© zVg
© zVg