Bhutan öffnet Grenzen und wird teurer

Das ‘glücklichste Land’ der Welt öffnet am 23. September für Reisende, erhöht aber gleichzeitig die Tourismussteuer.
Punakha Dzong in Buthan ©Shutterstock

Das Tourism Council of Bhutan gab am 29. Juni bekannt, dass es per 23. September die Grenzen für den internationalen Tourismus wieder öffnen wird. Allerdings will das Land am Fusse des Himalaya den Tourismus umgestalten und dabei den Fokus auf die drei Bereiche ‘Verbesserung der Infrastruktur und Dienstleistungen’, ‘Verbesserung der touristischen Erlebnisse’ und ‘touristische Nachhaltigkeit’ legen.

«Covid-19 ermöglichte uns zu überdenken, wie der Tourismussektor am besten strukturiert und betrieben werden kann, damit dieser nicht nur wirtschaftlich ist, sondern den sozialen Fussabdruck gering hält. Langfristig ist es unser Ziel, hochwertige Erlebnisse für Besucher und gut bezahlte und professionelle Arbeitsplätze für unsere Bürger zu schaffen», sagte Dr. Tandi Dorji, Aussenminister und Vorsitzender des Tourismusrates von Bhutan.

Neue Standards und positive Klimabilanz

Zu den zahlreichen Änderungen gehören überarbeitete Standards für Dienstleistungsanbieter, darunter Hotels, Reiseleiter, Reiseveranstalter und Fahrer, die bald einem strengeren Zertifizierungsprozess unterzogen werden, bevor sie Touristen ihre Leistungen anbieten dürfen. Die Mitarbeiter werden verpflichtet sein
an Qualifizierungs- und Umschulungsprogrammen teilzunehmen, um die Dienstleistungsqualität zu verbessern.

In Anbetracht der zunehmenden Bedrohung durch den Klimawandel wird Bhutan auch seine Bemühungen verstärken, um das Land kohlenstoffnegativ und als grünes Reiseziel für Touristen zu halten. Das Land ist sehr stark anfällig auf die Auswirkungen des Klimawandels und die dadurch hervorgerufenen häufigen Regenfälle und Überschwemmungen.

Erhöhung der Tourismussteuer

Um diese Umgestaltung zu finanzieren, erhöhte Bhutan am 20. Juni die Tourismussteuer (Sustainable Development Fee SDF) von heute USD 65 auf USD 200 pro Person und Übernachtung. Diese Gebühr soll direkt in Massnahmen zugunsten eines Karbon neutralen Tourismus und in die Ausbildung von Arbeitenden in diesem Sektor fliessen. Touristen aus Indien zahlen weiterhin die schon früher festgesetzte Steuer von ca. USD 15, welche zu einem späteren Zeitpunkt erhöht werden soll.

Die Neugestaltung des Tourismussektors erfolgt inmitten eines umfassenden Wandels im ganzen Land, vom öffentlichen Dienst bis zum Finanzsektor. Die Veränderungen sind auf die Entwicklung des Humankapitals in Bhutan ausgerichtet, indem der Bevölkerung bessere Fähigkeiten, Kenntnisse und mehr Wissen vermittelt wird.

«Unsere Strategie der Neugestaltung des Tourismussektors bringt uns zurück zu unseren Wurzeln, dem ‘High Value, Low Volume’-Tourismus, bei dem wir die Bedürfnisse der Touristen erfüllen und gleichzeitig unsere Menschen, Kultur, Werte und Umwelt schützen. Der Tourismus ist ein strategisches und wertvolles nationales Gut, eines das nicht nur für die in diesem Sektor Tätigen, sondern für alle Bhutaner von Bedeutung ist. Die Sicherstellung seiner Nachhaltigkeit zu gewährleisten, ist entscheidend für den Schutz künftiger Generationen,» erklärt Dorji Dhradhul, Director General, Tourism Council of Buthan.

Spezialisten besorgt

Hans Wettstein, Geschäftsführer des Asien-Spezialisten Insight Reisen ist besorgt über diese Entwicklung und äussert dies in einem Schreiben an Dorji Dhradhul sowie an die Aussenministerin Bhutans, den Botschafter bei der UNO in Genf und den Botschafter in Brüssel.

Wettstein argumentiert, dass der Zeitpunkt für diese Erhöhung, in Anbetracht der unsicheren Lage bezüglich Corona und der Erhöhung der Flugkosten wegen des Treibstoffpreis, äusserst ungünstig ist.

Weiter führt er aus, dass im Jahr 2019 77% der Touristen aus Nachbarländern, hauptsächlich aus Indien kamen und nur 23% die Steuer von USD 65 bezahlten. Der Massentourismus aus den Nachbarländern werde mit der Erhöhung der Steuer nicht eingedämmt, jedoch werde die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Touristen aus Übersee drastisch sinken.

Ländliche Regionen und der Osten des Landes werden von Touristen deswegen weniger bereist, wodurch vor allem die Hotels und Gasthäuser in diesen Regionen zu den Verlierern gehören werden. Veranstalter werden zudem vermehrt andere Ziele, wie der indische Gliedstatt Sikkim anbieten, um kostengünstigere Reisen anbieten zu können.

Der Ruf Bhutan’s als Reiseland wird Schaden nehmen, schreibt Wettstein, denn es könne der Eindruck entstehen, dass Touristen aus Übersee nicht mehr erwünscht sind.

«Wir sind sehr besorgt über die Zukunft des Tourismus in Bhutan, nicht nur in unserem eigenen Interesse, sondern auch im Interesse unserer Freunde in Bhutan, mit denen wir schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten», schliesst Wettstein das Schreiben ab. (TI)