Globetrotter-Gerber: «Continuous Pricing ist nicht, was Kunden wollen»

Nick Gerber, Head of Products & Manager Flights Globetrotter, erzählt was er vom neuen Pricing System der LH Group hält und erklärt weshalb GDS auch in Zukunft unverzichtbar sein werden.
Nick Gerber, Globetrotter Travel Service AG © zVg/Nick Gerber

Nick Gerber, die LH Group führt ein neues Pricing-System ein – Was halten Sie davon?

Grundsätzlich ist es den Kunden egal, wie ein Flugtarif im Hintergrund entsteht. Es stellt sich eher die Frage, ob das der richtige Zeitpunkt ist? Im Moment braucht es Produkte, welche dem Kunden Sicherheit geben: Flexible Tarife ‘no TTL, rebooking free of charge, full refundable’ – mit Continuous Pricing wird das wohl eher schwierig umzusetzen sein, wenn die Tarife ständig ändern und immer nur gültig in dem Moment der Abfrage sind.

Kunden sind nicht mehr bereit, Flugtickets lange im Voraus zu bezahlen – ohne Garantie auf Rückerstattungen, wenn die Flüge nicht durchführbar sind. Der Entscheid der LHG, dies jetzt einzuführen überrascht mich zwar keineswegs – zeigt aber einmal mehr, wie wenig Gespür sie in der jetzigen Situation für die Agenten zeigen.

Was bedeutet Continuous Pricing für GDS-Nutzer im Allgemeinen?

Ich bin überzeugt, dass die GDS auch Continuous Pricing technisch umsetzen könnten oder schon können – wenn die Airlines es denn zulassen. Für den Nutzer bedeutet es mehr Druck und Stress, den Kunden Offerten machen zu können. Diese müssen sich immer umgehend gleich entscheiden, ob sie buchen wollen. Siehe auch meine Antwort zuvor – ist nicht gerade das, was die Pax im Moment wollen.

Wird das neue System preislich grosse Unterschiede mit sich bringen?

Das wird sich zeigen.

Wird man in Zukunft auf GDS verzichten müssen – weil es finanziell kaum mehr Sinn macht?

GDS sind und waren Technologieanbieter. Sie aggregieren seit jeher – erfunden übrigens von Airlines – touristischen content. Meiner Meinung nach machen sie das sehr gut – wie andere, neue Anbieter auch. Mit dem Vorteil jahrelanger Erfahrung. Zudem sind die Anbindungen für Consolidators, Touroperators und Agenten in ihre Systeme technisch vielfach weiter und einfacher, als von neuen Tech-Anbietern. Darum bin ich überzeugt, dass wir auch in Zukunft nicht auf die GDS verzichten können. Ein Vertrieb von einem Produkt ist nicht kostenlos – auch wenn sich die Airlines dies wünschen. Auch neue Anbieter werden kaum gratis ihre Produkte anbieten können.

Airlines – allen voran die LHG – sprechen heute gerne davon, dass die herkömmlichen GDS ihre Anforderungen technisch nicht umsetzen können – dies unter dem Deckmantel NDC. Vieles wird zu diesem Thema gerne ‘vermischt’ – am Schluss ist es eine rein politische Diskussion und ein Machtspiel. Bis heute habe ich noch keine Produkte gesehen, welche nicht seit Jahren schon auf dem Markt wären – mehr als Sitzplatzreservationen und Gepäck sind kaum zu sehen. Unter geht dabei, was die Kunden sich wirklich wünschen: Einfache Produkte zu einem fairen Preis.

(Yannick Suter)