Cruise-Status: Es wird kompliziert

Führt die Covid-Impfung zu einer Zweiklassen-Gesellschaft auf Kreuzfahrtschiffen? Europäische und amerikanische Reedereien fahren derzeit noch unterschiedliche Strategien.
Fällt die Maskenpflicht an Bord? © BE

Der Restart der Kreuzfahrten erfolgte in Europa bisher nach einigermassen klaren und nachvollziehbaren Regeln: Wer an Bord will, benötigt je nach Reiseregion einen bis zwei negative PCR-Tests, die zum Zeitpunkt des Check-In maximal 72 Stunden zurückliegen.

Dies gilt zunächst und weiterhin noch unabhängig von einer möglichen Impfung oder Genesung. Zusätzlich können beim Einchecken und während der Reise Antigen-Schnelltests durchgeführt und/oder die Körpertemperatur gemessen werden.

An Bord herrscht in der Regel und mit Ausnahmen wie beim Konsumieren, auf den Liegen an Deck und natürlich in der eigenen Kabine eine Maskenpflicht. Zudem gelten Massnahmen zur Einhaltung der geforderten Abstände und zur Vermeidung von Massenaufläufen im Theater, Fitness etc.

Auch Self-Service am Buffet ist fast überall noch nicht zurück. Landgänge sind derzeit fast überall und unverändert einzig in der «Bubble» möglich, einer von der Reederei organisierten und geführten Gruppe.

Amerikaner preschen mit Impfschutz vor

Inzwischen haben aber auch erste amerikanische Reedereien wie Celebrity, Royal Caribbean Int,, Seabourn oder Silversea in Europa Fahrt aufgenommen, weitere wie Norwegian Cruise Line, Holland America Line, Crystal Cruises oder Viking folgen. Einige, vor allem grössere US-Reedereien verlangen dabei für den Zutritt an Bord eine vollständige Covid-Schutzimpfung.

Wie zum Beispiel NCL bestätigt, entfallen dafür an Bord die Maskenpflicht und die Abstands-Massnahmen. Auch Landgänge sind – sofern von den Destinationen zugelassen – individuell möglich, da das Schiff mit 100 Prozent Geimpften fährt.

Solche durchaus attraktiven Lockerungen, die dank eines strikten Impf-Nachweises sämtlicher Passagiere möglich werden, könnten nun die europäischen Reedereien unter Zugzwang bringen. Oder aber das im Zusammenhang mit dem europäischen Covid-Zertifikat präferierte 3-G-Konzept einer Gleichbehandlung von Geimpften, Getesteten und Genesenen mit entsprechenden Massnahmen setzt sich für alle Anbieter und Destinationen durch.

Unklarheiten und Streitereien in den USA

Die Impf-Strategie amerikanischer Reedereien erklärt sich vor allem durch die Bestimmung der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC, dass für den Restart ab US-Häfen mindestens 95 Prozent der Passagiere geimpft sein müssen.

Doch nun wurden in Florida, mit den Ausgangshäfen Miami, Ft. Lauderdale und Port Canaveral der weitaus wichtigste Cruise-Staat der USA, wie auch in Texas (Ausgangshafen Galveston) neue Gesetzesvorlagen erlassen, die es Unternehmen verbieten, von den Kunden einen Impfnachweis zu verlangen.

Für die Reedereien stellt sich nun die Frage, wie sie in den USA der 95-Prozent-Regel der CDC entsprechen können. Die aktuelle Handhabung dieses Problems auf den kürzlich erfolgten ersten Restart-Fahrten von Celebrity, Carnival und Royal Caribbean Int. ab US-Häfen entbehrt nicht einer gewissen Brisanz: Die Gäste können freiwillig einen Impf-Nachweis vorweisen und geniessen dafür an Bord gewisse Freiheiten, welche den übrigen, «nur» PCR-getesteten Passagieren vorbehalten bleiben – ein Armband dokumentiert den privilegierten Status.

Diese Freiheiten betreffen etwa den Wegfall der Maskenpflicht in ausschliesslich für Geimpfte reservierten Räumlichkeiten und Bereichen oder den individuellen Landgang. Diese neue «Zweiklassen-Gesellschaft» sorgt nun wiederum da und dort für harsche Kritik.

Natürlich sind all diese Vorschriften und Umsetzungen keineswegs in Stein gemeisselt und können sich je nach epidemiologischer Lage und behördlicher Bestimmungen jederzeit wieder ändern. Zudem sorgt in den USSA ein weiterer Gerichtsfall für Unklarheiten, der vom Bundesstaat Florida gegen die Anordnungen der CDC im Zusammenhang mit der «Conditional Sailing Order» angestrebt wurde. Diese benachteilige die Cruise-Industrie in ungerechtfertigter Weise, so die Klage, die inzwischen von einem Gericht gutgeheissen wurde. Was dies nun konkret bedeutet ist dann das nächste Kapitel dieser zähen Restart-Geschichte.


Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete News der letzten Tage aus der weiten Welt der Schiffsreisen:

Aida startete auf neuen Routen:

Die Aida Perla vor Palma de Mallorca. © Aida

Die Aida Perla hat am letzten Wochenende nach einer Kanaren-Saison ihre Mittelmeer-Fahrten ab Palma de Mallorca aufgenommen. Auf zwei verschiedenen siebentägigen Rundreisen besucht das Schiff bis Ende Oktober spanische Ziele.

Am 29. Juli startet zusätzlich die Aida Stella ab Mallorca mit einem neuen Mittelmeer-Routing. Gleichzeitig nahm die Aida Prima ab Kiel ihren Dienst mit siebentägigen Ostsee-Kreuzfahrten auf; angelaufen werden bis 23. Oktober Stockholm, Visby und Göteborg. Das Programm der Aida Sol ab Warnemünde verlängert die Reederei zudem bis Anfang Oktober. Unverändert im Einsatz ist die Aida Blu ab Korfu mit siebentägigen Reisen durch die griechische Inselwelt. In Kiel nutzt die Aida Prima übrigens die kürzlich eröffnete neue Landstromanlage, nachdem bereits im Mai ein Aida-Schiff in Rostock-Warnemünde die aktuell grösste derartige Infrastruktur in Betrieb nahm. (Bereits seit 2017 nutzt Aida zudem die damals erste Landstromanlage für Kreuzfahrtschiffe in Europa von Hamburg-Altona). Und noch eine weitere, für die Reisebüros relevante Meldung von Aida: Mit Thorsten Becker hat ein neuer Senior Manager Sales Representative die Leitung des Aussendienstes übernommen.

MSC wieder ab Deutschland: MSC Cruises hat mit der Aufnahme von Abfahrten der MSC Seaview ab Kiel ihre Sommersaison in Deutschland lanciert. Das Schiff bietet 7-Nächte-Kreuzfahrten in der Ostsee an. Warnemünde wird ab dem 23. Juli zweiter Ein- und Ausschiffungshafen der MSC Seaview. Damit ist das siebte Schiff der Reederei wieder auf See, drei weitere werden in den kommenden Monaten folgen. Neu besucht zudem die MSC Seaside auf ihrem Mittelmeer-Routing auch Marseille. Auch zum geplanten neuen MSC-Terminal in Miami gibt es News: Der neue Terminal soll in Partnerschaft mit Fincatnieri erbaut werden. Das neue Terminal wird bis zu drei Schiffe gleichzeitig und damit bis zu 36’000 Passagiere pro Tag abfertigen können, die Eröffnung ist für Dezember 2023 geplant.

Amadeus mit Partnerrabatt: Amadeus Flusskreuzfahrten in München, der Veranstalter der österreichischen Fluss-Reederei Lüftner für den Einzelplatzverkauf ihrer Premium-Schiffe im deutschsprachigen Raum, legt für Sommer und Herbst 2021 ein spezielles Partner-Angebot auf. Bei Buchung einer Doppelkabine auf acht ausgewählten Routen spart die zweite Person 50 Prozent des Kreuzfahrtpreises. Für Alleinreisende entfällt auf diesen Fahrten der Einzelkabinenzuschlag. Die 5-Sterne-Amadeus-Schiffe sind auf Mosel, Rhein, Main und Donau, auf holländischen und belgischen Wasserstrassen sowie auf der Seine, Rhône und Saône unterwegs.

Le Boat propagiert Badespass: Vom Hausboot in klare Seen hüpfen, in Strandnähe festmachen und Wasserspass für die ganze Familie geniessen – dies rückt der der Hausboot-Anbieter Le Boat für diesen Sommer in den Fokus. Er weist dabei insbesondere auf die noch freien Vakanzen in bekannten und beliebten Revieren wie der Mecklenburger Seenplatte, entlang der weitläufigen Küste Belgiens und Hollands oder den Mittelmeerstränden der Camargue hin.

Hurtigruten erneut ab Hamburg: Ab dem 10. August nimmt Hurtigruten wieder ganzjährige Expeditions-Seereisen ab Hamburg zu den norwegischen Fjorden auf. Zum Einsatz auf der 15-tägigen Route kommt die kürzlich renovierte Otto Sverdrup, eine vollständige Impfung ist Voraussetzung. Hurtigruten hat zudem den Restart weiterer Expeditionsschiffe bekannt gegeben, insbesondere im Hinblick auf die Antarktis-Saison 2021/22 und das neue Angebot in den Galapagos-Inseln.

Plantours besucht die Aegäis: Die im Jahr 2000 renovierte Hamburg von Plantours nimmt im August mit neuen Routen im Mittelmeer ihren Restart vor. Dabei besucht das Schiff erstmals die Aegäis: In elf Tagen läuft das kleine Schiff gleich 13 griechische Inseln und Destinationen an. Nach einer Fahrt rund um Europa kreuzt die Hamburg in Oktober ab Kiel und Hamburg im Nordland.

Nicko mit Hochsee-Neudaten: In diesen Tagen sticht der Flotten-Neuzugang Vasco Gama von Nicko Cruises erstmals in See. Die Jungfernfahrt unter Nicko-Flagge führt ab Kiel nach Dänemark, Schweden und Estland, gefolgt von weiteren Seereisen im Nordland. Und das Expeditionsschiff World Voyager, bis anhin in der Region Kanaren, Madeira und Azoren im Einsatz, kehrt etwas früher als geplant nach Deutschland zurück und legt ab 20. Juli zusätzliche vier- und fünftägige Mini-Kreuzfahrten ab Kiel entlang der Ostseeküste und Inseln in der Nordsee auf.

Crystal lichtet die Anker: Anfang Juli stach mit der Crystal Serenity ab Nassau erstmals wieder ein Hochsee-Cruiseliner von Crystal Cruises in See. Das Schiff kreuzt bis Mitte November auf einer einwöchigen Bahamas-Route. Und am 17. Juli startet das erste Expeditionsschiff der Luxus-Reederei, die brandneue Crystal Endeavor, mit ihrer Jungfernfahrt und einer Serie von 10-tägigen Fahrten ab Reykjavik ihre Karriere, ab September wird das Schiff in Tromso stationiert.

Australis-Comeback 2021/22: Australis, der spezialisierte Anbieter von Expeditionsfahrten nach den Fjorden und Buchten in Feuerland, hat sein Comeback-Programm für die Saison 2021/22 veröffentlicht. Vom 30. Dezember 2021 bis zum 15. März 2022 sind mit der Venturs Australis 5- und 6-Nächte Fahrten «Gletscher am Ende der Welt» ab/bis Punta Arenas terminiert.

Silversea baut die Silver Wind um: Im Zuge der wachsenden Nachfrage nach Expeditionskreuzfahrten hat Silversea beschlossen, die Silver Wind in ein eisverstärktes Expeditionsschiff umzuwandeln. Im November wird die neu positionierte Silver Wind zu ihrer Antarktis-Saison 2021/22 auslaufen.

American Cruise Lines expandiert weiter: Die amerikanische Küsten- und Flussfahrt-Reederei American Cruise Lines hat bei der Chesapeake-Werft in Salisbury zwei weitere neue, moderne Flussschiffe bestellt. Bereits in diesem Jahr hat die Reederei die zwei neuen Mississippi-Schiffe American Jazz und American Melody in Betrieb genommen. Mit den beiden Neubestellung wächst die 2018 lancierte Neubaureihe moderner Flussschiffe im nächsten Jahr auf sechs Einheiten. Daneben betreibt American Cruise Lines auf dem Mississippi und Nebenflüssen sowie dem Columbia River vier klassische Schaufelraddampfer. Sechs kleinere Küstenschiffe sind entlang der Ost- und Westküste der USA und in Alaska aktiv.

Genting mit Schiffen für Hotelketten? Wie verschiedene Portale berichten, plant Genting Hongkong, Mutterkonzern der Reedereien Dream Cruises, Star Cruises und Crystal Cruises, künftig Schiffe für bekannte Hotelmarken bauen zu lassen. An der Taufe der neuen Crystal Endeavor liess Genting-Präsident Colin Au offenbar verlauten, dass deren Nachfolgebauten unter Marken wie «Waldorf Astoria Cruises» segeln könnten. Weitere Partnerschaften wären mit Marriott, Accor, Hyatt oder Hilton denkbar, das Management würde aber Crystal Cruises übernehmen.

Disney Wish mit Dining-Spektakel: Der neue Cruiseliner für Disney Cruise Line, die Disney Wish, wird mit einem neuartigen Restauranterlebnis aufwarten: Dabei werden die Gäste im Worlds of Marvel-Restaurant interaktiv in eine Mission der Avengers mit einbezogen. Zudem wird es mit Marceline Market und Mickey and Friends Festival of Foods zwei neue Schnellrestaurants geben. Die Jungfernfahrt der Disney Wish ist für den 9. Juni 2022 ab Cape Canaveral geplant.

Seabourn-Expeditionen 2022/23: Die Seabourn Venture, das erste Expeditionsschiff von Seabourn, das im Dezember 2021 ausgeliefert wird, hat für die Zeit zwischen November 2022 und April 2023 15 «Extraordinary Expeditions» vorgestellt. Dabei wird das Schiff die Westküste Südamerikas befahren, die Drake-Passage zur Antarktis durchqueren und auch Südgeorgien und die Falkland-Inseln anlaufen und schliesslich Brasilien und den Amazonas bis Peru erkunden.

Princess präsentiert Europa 2023: Mit gleich fünf Schiffen will die amerikanische Reederei Princess Cruises im Jahr 2023 ihr Europa-Programm bestreiten. Im Fokus stehen dabei sowohl Fahrten in der Nord- und Ostsee ab Kopenhagen und London wie Fahrten im Mittelmeer ab Barcelona, Rom, Athen und London. Verbunden mit dem Europa-Angebot legt Princess Cruises auch Atlantiküberquerungen auf.

Ama Waterways entdeckt Kolumbien: Der amerikanische Flussreisen-Anbieter Ama Waterways will zusammen mit der südamerikanischen Metropolitan Touring eine Novität entwickeln: Erstmals sollen ab Dezember 2023 auf einem Neubau luxuriöse Flussfahrten auf dem Magdalena River in Kolumbien durchgeführt werden.

Regent Seven Seas-Weltreise 2024: Die Luxus-Reederei Regent Seven Seas Cruises hat die Weltreise 2024 mit der Seven Seas Mariner vorgestellt. Auf der 134 Nächte dauernden Fahrt ab Miami besucht das Schiff Ziele in Mittelamerika, an der Westküste der USA und Hawaii, Inseln des Südpazifiks, Australien und Neuseeland, Südostasien, den indischen Subkontinent, den Nahen Osten, das Mittelmeer und die Bermudas. Insgesamt sind es 66 Häfen in 31 Ländern, die das Schiff auf seiner fast fünfmonatigen 34’500-Seemeilen-Reise anläuft. Darunter befinden sich 61 Unesco-Weltkulturerbstätten.

(Beat Eichenberger)